Vom ältesten Wein der Welt zu den höchsten Rebbergen Europas – an alte Traditionen anknüpfend, produziert eine neue Generation von Winzern in Zypern feine Tropfen. Seit mindestens vier Jahrtausenden gibt es eine zypriotische Weinkultur. Somit ist die Mittelmeerinsel einer der ältesten Weinproduzenten der Welt.
Bereits Homer besang den Traubensaft der Insel und Marcus Antonius verglich die „süße Liebe“ seiner Kleopatra mit dem süßen Wein Zyperns.
In den letzten Jahren hat sich eine Szene von Boutique-Weingütern etabliert, die an alte Traditionen anknüpfen.
Eine Legende besagt, dass König Ikarios von Dionysos, dem Gott des Weines, auf Zypern die Kunst der Weinzubereitung gelehrt wurde.
Bodenmosaike mit Weinmotiven im archäologischen Park der Hafenstadt Pafos bezeugen die antike Weinbaukultur.
Seinen Höhepunkt erreichte der zypriotische Weinbau zur Zeit der Besatzung durch den Kreuzritterorden der Templer im Mittelalter. Der Orden bewirtschaftete so genannte Kommenden – Güter mit Weinbergen, nach denen einer der berühmtesten Weine der Insel, Commandaria, benannt ist. Laut Guinness Buch ist dieser der älteste Wein der Welt.
Lange als „Zypern-Sherry“ verschrien, erlebt der Dessertwein nun ein Revival: „Der mild-süße Dessertwein wird aus zwei verschiedenen Traubensorten, der weißen Xinisteri und der dunklen Mavro, gewonnen und ist ein wahrer Energiespender.“
Damals & heute
In den frühen 1980er Jahren ermutigte die Regierung Zyperns kleine Unternehmen, Weinproduktionsanlagen zu schaffen und legte damit den Grundstein für eine neue Winzergeneration.
Zu den ersten, die die Initiative ergriffen, gehörte das Kloster zur „Heiligen Jungfrau des goldenen Granatapfels“ Chryssorogiatissa. Abt Dionysos serviert noch heute Klosterwein auf der Terrasse, mit weitem Blick über die Weinberge des Troodos-Gebirges.
Hier entstanden auch die modernen Kellereien der jungen Nachkommen alteingesessener Winzerfamilien. Ihr Studium in Frankreich und Kalifornien hat sie gelehrt, sich auf den Weinbau in den Gebirgslagen der Insel zu konzentrieren.
So liegen Zyperns Rebberge auf 1.200 bis 1.500 m Höhe und zählen zu den höchsten in Europa.
Omodos im Troodos-Gebirge
Omodos ist umgeben von Weinreben. Wir sind in den Bergen unterwegs, und so ist die Ktima Gerolemo Winery & Vineyards nahe Omodos unser nächstes Ziel.
Wir wollen eine informative und köstliche Weinprobe genießen. Charilaos Athenodorou führt uns durch das moderne Familienweingut und erklärt uns die Grundsätze des ökologischen Weinbaus und die „Geheimnisse“ seines Weins.
„Die Tage sind hier heiß und die Nächte empfindlich kühl und damit entwickeln die Trauben viel Aroma und behalten trotzdem ihre natürliche Frische“, erklärt uns Charilaos, bevor wir verkosten dürfen.
Die kleinen Weinberge bilden im kargen Buschland ein gutes Wein-Ökosystem, das weitgehend ohne künstliche Bewässerung und ohne chemische Pflanzenschutzmittel auskommt.
Insgesamt werden heute mehr als 100 Traubensorten auf Zypern kultiviert: Typisch zypriotisch ist die weiße Rebsorte Xynisteri, die an den südlichen Hängen des Troodos-Gebirges wächst.
„Diese Traube produziert einen leichten und säurearmen Weißwein, der mit seinen Kräuter-, Zitrus- und Grasnuancen perfekt zur lokalen Küche passt.“
Eine inseleigene Rarität ist die anspruchsvolle Maratheftiko-Traube. „Ihr Tannin-Gehalt, ihr Duft und ihre Farbe erinnern stark an einen Cabernet“, erklärt Charilaos.
Aber auch die auf Zypern gekelterten Rosé-Weine empfiehlt der Weinexperte, wie den Maratheftico Rose.
„Der leuchtend pink-farbene Rosé erinnert in seinem Aroma dezent an Granatapfel, Erdbeere, Himbeere und rosa Pfeffer.“
Er erklärt uns auch, warum Wein und gutes Essen zusammen gehören, und wie Wein richtig verköstigt und seine Nuancen bestimmt werden.
Kennen Sie unseren Reisebericht über Zyperns göttlichem Zauber . Hier gehts zu Teil 1 und zu Teil 2 …
Text: Annemarie Heinrichsdobler
Fotos von oben: 355149_original_R_K_B_by_Dieter-Schaetz_pixelio.de, ©Annemarie Heinrichsdobler (2 Bilder), ©Monique de Caro (2 Bilder), ©Annemarie Heinrichsdobler