Ein Moor ist ein mystischer Ort, in dem uralte Heilkräfte verborgen sind. Dies inspiriert heute Kurstätten in ganz Deutschland. Dort erleben Gäste die geheimnisvolle Wirkung des flüssigen Wärmespenders hautnah.
Geheimnisumwoben und inspirierend, so haben Dichter vergangener Jahrhunderte das Moor erlebt. In der Antike dagegen hatten die feuchten Torfquellen vorwiegend praktischen Nutzen, galten sie doch als Quelle für Wohlbefinden und Gesundheit.
Die Heilkraft des Moors erlebt heute in 46 Moorheilbädern in Deutschland eine Renaissance.
Dazu gehört auch Bad Gögging. Rund eine Autostunde von München entfernt, in Bayerns ältestem römischen Heilbad erwarten Mooreinsteiger und -liebhaber innovative Angebote rund um das mystische Heilmittel.
Das Geheimnis des Moors liegt vor allem in seiner Fähigkeit, über einen langen Zeitraum hinweg Wärme an den Körper abzugeben. Die so entstehende Tiefenwärme hilft Beschwerden vieler Volkskrankheiten unserer Zeit zu lindern, zum Beispiel Rheuma und Osteoporose oder auch Beschwerden mit Gelenken und der Wirbelsäule.
Wer die heilende Kraft des Moores nutzen möchte, braucht zunächst jedoch viel Geduld: Heute genutzte Moore entstanden bereits vor mehr als 10.000 Jahren aus Pflanzenresten, die sich in feuchten Gebieten ablagerten. Diese wurden aufgrund der Feuchtigkeit nicht vollständig abgebaut, so dass im Laufe von tausenden Jahren Torf entstand.
Literweise Wärme
Da Moor nicht künstlich gewonnen werden kann, muss es über lange Zeit hinweg natürlich wachsen.
In Bad Gögging wird es bis heute mühevoll von Hand gestochen. In dem Traditionskurort kümmern sich eigene Moormeister um die Gewinnung der Jahrtausende alten Naturmedizin, die dort von einer rund 14 ha großen Moorwiese stammt.
„Wir bereiten das Moor direkt vor Ort in einer komplexen Anlage auf“, erklärt Josef Kiermeier, einer der Moormeister in Bad Gögging.
Über eine 900 m lange Pipeline gelangt die braune, zähflüssige Masse anschließend in die Therme. Mit wohlig-warmen 42°C fließt es dort direkt aus dem Moorhahn in die Badewannen.
Packungsmoor für Anwendung auf einzelnen Körperpartien wäre zu dickflüssig für die Pipeline, deshalb liefert Kiermeier es mit einem Spezialfahrzeug in die Therme.
15 Minuten dauert ein Vollbad im Moor. „Den Körper umgeben dann 200 l flüssige Wärme“, so Diplom-Physiotherapeut Harald Tröger, der in der Bad Gögginger Limes-Therme seit Jahren für die Behandlungen mit dem heimischen Moor zuständig ist.
Dabei entsteht bis zu siebenmal so viel Wärme wie bei einem Wasserbad. Verschiedene Stoffe im Moor können in Kombination mit der Wärme dazu beitragen, Entzündungen zu lindern, Körper und Seele zu beruhigen und die Durchblutung zu fördern.
Der große Vorteil des Moores von den eigenen Wiesen sei die Frische, erklärt Tröger: „Alle Inhaltsstoffe bleiben so erhalten und deshalb ist der Effekt so langfristig.“
Das wissen auch die Gäste zu schätzen: „Nach den Moorbädern fühle ich mich besser und in Kombination mit der Massage kann ich eine deutliche Verbesserung erkennen. Dieser Effekt hält noch etwa zwei Monate nach der Kur an“, bestätigt Werner Billbeck aus dem Siegerland. Er kommt seit 15 Jahren regelmäßig in den bayerischen Kurort.
Studieren und probieren
Seine langfristige Wirkung und seine Natürlichkeit sind es, weshalb das Moor in Orten wie Bad Gögging derzeit so bliebt ist.
Und es hilft dabei, den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen: „Durch Aktivierung des vegetativen Nervensystems gerät unterbewusst ein Entspannungsprozess in Gang, der selbst den gestressten Manager wieder ruhig schlafen lässt“, so die Erfahrung von Diplom-Physiotherapeutin Eileen Herbst.
Das Bayerische Gesundheitsministerium fördert nun eine wissenschaftliche Studie, die seit einiger Zeit in Bad Gögging läuft. Sie befasst sich mit Anwendungsgebieten und der medizinischen Wirksamkeit des Moors. Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, Leiter des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung, erklärt dazu: „Wir wollen auch traditionelle, teils in Vergessenheit geratene Behandlungsansätze neu bewerten und neuere, aber oftmals wenig bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse zusammentragen.“
Wer die Wirksamkeit der Naturmedizin selbst testen möchte, kann sich Moorbehandlungen auch auf Rezept verschreiben lassen.
Bis heute können Badeärzte vor Ort dies im Rahmen einer medizinischen Vorsorgeleistung tun – im Gegensatz zum Hausarzt: „Dieser kann jedoch zusätzlich zu Massagen Warmpackungen verordnen, die wir dann als Mooranwendung vornehmen“, sagt Franz Bauer, Thermenleiter in Bad Gögging.
Dort können Gäste die wohltuende Wirkung des Moores z. B. bei einem entspannenden Naturmoor-Peeling oder im Moortretbecken ganz im Sinne des Altmeisters Kneipp ausprobieren.
Wenn das Moor seinen Dienst für die Gesundheit getan hat, schenken es die Bad Gögginger Gesundheitsexperten der Natur zurück: Über eine zweite Pipeline läuft es in spezielle Moorteiche und darf dort zehn Jahre selbst regenerieren.
„Ein bisschen Ruhe hat es sich nach dieser Leistung ja auch verdient“, sagt Moormeister Kiermeier.
Weitere Tipps für einen Wellnessurlaub finden Sie in unserem Gesundheitsarchiv.
Fotos: Römerbad-Kliniken, Tourist-Information BadGögging