Wir können momentan nicht reisen, deshalb blicken wir mal redaktionell über die Grenzen und stellen hier und in den nächsten Tagen die spannendsten Weihnachtsbräuche weltweit vor. Wir starten dieses Weihnachten in Europa von Nord bis Süd. Wie wird in Finnland, Island, Schweden, Grossbritannien, Niederlande, Litauen, Slowakei oder Tschechien gefeiert? In Teil 2 gehts dann im Süden weiter.
Finnland
Eine der ältesten Weihnachtstraditionen trägt den Namen Joulusauna. In Finnland, dem Land des Weihnachtsmannes, ist der Nachmittag von Heiligabend dem gemeinsamen Schwitzen gewidmet. Schon in der Vorbereitung und dem Anheizen der Sauna ist die Ruhe von großer Bedeutung und Stress in weiter Ferne. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es auf dem Land üblich, schon früh die Sauna zu befeuern und dann die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Kerzen, Laternen sowie Kiefer- und Tannenzweige sorgen für eine weihnachtliche Atmosphäre und den passenden Duft. Die Abkühlung danach wartet in den zahlreichen finnischen Seen oder ganz einfach im Schnee.
Island
Die Yulemen sind in Island sehr bekannt. Es sind 13 kleine Weihnachtsgeister, die einer nach dem anderen an 13 Tagen vor Weihnachten auftauchen, Geschenke bringen und Streiche spielen. Unter ihnen sind etwa Þvörusleikir (Kochlöffellecker) oder Hurðaskellir (Türzuschlager). Nach weiteren 13 Tagen verschwinden sie dann schließlich wieder.
Schweden
Am 13. Dezember wird in Schweden das Lucia-Fest gefeiert – dafür wird die älteste Tochter in der Familie zur Heiligen Lucia gewählt. Sie trägt einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf und führt eine kleine Prozession an. Dazu werden Safrankekse gegessen und der skandinavische Glühwein Glögg getrunken.
Großbritannien
Der Mistelzweig wird zur Vorweihnachtszeit in England, Irland und Schottland an die Decke oder über eine Tür gehängt – und wenn sich zwei Menschen unter diesem Mistelzweig treffen, müssen sie sich küssen und eine Beere vom Zweig zupfen. Und: “Die Weihnachtsansprache der Queen ist bei uns Briten ein absolutes Pflichtprogramm”, sagt die UK-Reisespezialistin Emily Heath. Was wird die Queen sagen? Verliert sie ein Wort über Harry und Meghan? Und laufen vielleicht ein paar tobende Urenkel durch das Bild? Während die Monarchin spricht, essen die Leute vor dem Fernseher traditionelle Weihnachtsspezialitäten wie Rosenkohl oder Christmas Pudding, tragen Papierkronen und ziehen an Knallbonbons. Die Geschenke gibt es übrigens erst am nächsten Morgen.
Niederlande
Bei den Niederländern ist der Nikolaus – Sinter Klaas – für die Bescherung zuständig: Die Kinder stellen Mitte November ihre Schuhe mit einem Wunschzettel und einigen Möhren für Sinter Klaas’ Pferd vor die Tür. Am 5. Dezember, genannt „Pakjesavond“, bringt er dann die Geschenke vorbei.
Litauen
In vielen osteuropäischen Ländern besteht das feierliche Essen am Heiligen Abend aus zwölf Gängen – jeder Gang steht für einen der Apostel Jesu. In Litauen ist es sogar vorgeschrieben, dass jeder Gast von jedem Gang (der hier für die Monate des Jahres steht) mindestens einmal kosten muss. Und vor dem Festmahl müssen alle Feiernden zusammen in die Sauna.
Slowakei
Der Loksa-Pudding wird in der Slowakei traditionell als Dessert beim Weihnachtsessen serviert. Doch der Pudding schmeckt nicht nur, er soll auch die Zukunft vorhersagen: Das Familienoberhaupt teilt ein Stück ab und wirft es mit einem Löffel an die Decke. Je mehr an der Decke kleben bleibt, desto glücklicher wird das kommende Jahr.
Tschechien
Traditionell wird in Tschechien seit dem 19. Jahrhundert an Weihnachten nach einer Fischsuppe Karpfen mit Kartoffelsalat serviert. Den Schuppen kommt eine besondere, eine magische Bedeutung zu: Nach allgemeinem Brauch legt man am Weihnachtsfest Schuppen ins Portemonnaie – der Legende nach ein Garant für einen vollen Geldbeutel rund ums Jahr. Und: Wer keinen Karpfen isst, kauft meist trotzdem einen! Der Fisch schwimmt kurz in der Badewanne und wird dann von den Kindern mit ihren Eltern zurück in die Freiheit entlassen. Dies bringt zumindest dem Fisch Glück.
Krippe Im böhmisch-mährischen Hochland gibt es Familien, die sich seit über 200 Jahren der Krippenbaukunst widmen wie in der kleinen Stadt Třešť. Zum nationalen Kulturdenkmal wurde die über 120 Jahre alte Probošt-Weihnachtskrippe im ostböhmischen Třebechovice pod Orebem ernannt: 40 Jahre baute der nach ihr benannte Meister Jan Probošt an diesem hochkomplexen Meisterwerk mit dem Maßen 7 x 3 x 2 Meter. Es besteht aus mehr als 2.000 von Hand gefertigte Teilen. Heute ist seine filigrane Schöpfung im ganzjährig geöffneten Krippenmuseum in Třebechovice zu bestaunen.
Fotos:
Finnland: © VisitKouvola
Schweden: momondo.de Lucia-Fest © Shutterstock /
Grossbritannien: Queens-Speech © iStock
Tschechien: Loket traditioneller Weihnachtsort © CzechTourism @Ladislav-Renner / Karpfen-kaprik © Shutterstock.com / Trebechovice by Iveta-Leuchterova © Archiv TMB