Weihnachten auf Fünen – oder überhaupt, die Weihnachtszeit in ganz Dänemark? Die dänische Adventzeit ist eine permanente Feier. Hier unser Bericht über ein wunderschönes Erlebnis.
Dänen nehmen Weihnachten sehr ernst und begehen es mit viel „Weihnachtshygge“. Das bedeutet Gemütlichkeit, Geselligkeit und Ruhe. Ganz viel davon gibt es auf der Märcheninsel Fünen.
Mitten im dänischen Königreich, umgeben vom Kleinen und Großen Belt, liegt die grüne Ostseeinsel Fünen. Umgeben von über 90 kleinen Inseln ist sie ein touristischer und kulinarischer Geheimtipp.
Auf den Spuren Hans Christian Andersens
Die Erzählungen des dänischen Nationaldichters Hans Christian Andersen sind hier allgegenwärtig. Bei einer Reise über die Insel begegnet der Reisende vielen Orten der Inspiration für seine berühmten Märchen.
Auf Fünen gibt es über 120 Herrenhöfe und Schlösser, die echte Märchenatmosphäre bieten. Aber auch an zahlreichen anderen Orten der Insel lohnt es sich, auf Spurensuche zu gehen. Der Reisende erfährt viel über die Geschichte des wundersamen Lebens des Dichters und seiner fantastischen Märchen.
Fünens Märchen
Hans Christian Andersens Märchen wurden in 160 Sprachen übersetzt. Er ist wohl weltweit der bekannteste Däne.
Märchen wie „Das hässliche Entlein“, „Die Prinzessin auf der Erbse“, oder „Des Kaisers neue Kleider“, um nur einige zu nennen, haben Generationen von Jungen und Mädchen begleitet. Disneys Zeichentrickfilme taten ihr Übriges zum Ruhm der Geschichten.
Weniger bekannt ist heute, dass er auch Gedichte, Romane, Reiseschilderungen, Selbstbiografen und Dramen schrieb. Geboren 1805 in Odense, starb er am 4. August 1875 in Kopenhagen, getreu seinem Motto: „Das Leben ist das schönste Märchen“. Heute ist ihm in Odense ein liebevoll eingerichtetes Museum gewidmet. Dessen Ausstellungen hinterfragen seine Person und die Welt, in der er lebte.
Moderne Spurensuche
Mittels einer Trail-App kann man Hans Christian Andersens Spuren auf den fünischen Schlössern und Herrenhöfen verfolgen. Die App erzählt von den Wegen des Dichters und liefert praktische Informationen, bis hin zu den Öffnungszeiten.
Bei einem Stadtrundgang durch Odense erleben Besucher die Stadt aus der Sicht des Dichters. Dies gilt auch für seine Besuche auf den Herrenhöfen und Schlössern wie Schloss Lykkesholm, Schloss Broholm, auf Hofmansgave sowie auf Schloss Glorup und auf dem Kaufmannshof „Den Voigtske Gaard”.
Im August 1842 besuchte Andersen Schloss Egeskov. Der Besuch beeindruckte ihn sehr. In seinem Tagebuch schrieb er über die Geschichte Egeskovs und seinen Garten, den er als „einen der größten und schönen auf Fünen“ einschätzte.
Auch heute lohnt es sich, das Schloss und den hübschen Garten zu besuchen, der eine Vielzahl von Gartenauszeichnungen erhalten hat. Jährlich zur Weihnachtszeit gibt es einen fantastischen Weihnachtsmarkt. Besucher erleben einmalige Weihnachtsstimmung in märchenhafter Umgebung. Er inspiriert weihnachtlich und duftet nach dänischen Delikatessen: Bis hin zur Deko ist alles hier zu kaufen.
Nisse und die Kobolde
Probieren sollt man auch mal die beliebte dänische Weihnachtsleckerei, die „Æbleskiver“. Das sind kleine Krapfen, die in einer speziellen Pfanne gebraten werden. Dazu gibt es Marmelade und Puderzucker. Weihnachtskobolde werden in zahlreichen Formen angeboten.
Sie finden sich als Figuren und Schmuck in jeder Wohnung. Denn ohne Nisser kein Julefest. Der Name Nisse ist eine Ableitung des Namens Niels, der dänischen Form für Nikolaus. Der Julenisse ist fester Bestandteil der dänischen Weihnachtstradition und der einzige Nisse mit einer Familie. Er hilft dem Weihnachtsmann beim Erstellen der Geschenke und erwartet als Gegenleistung von den Menschen, dass er während der Adventszeit mit Milchreis versorgt wird.
Das Weihnachtsherz
Die dänische Weihnachtsdekoration schlechthin ist das Weihnachtsherz. In der klassischen Variante ist es rot-weiß und wird aus Glanzpapier geflochten. Diese werden an Weihnachten auf Fünen in den Weihnachtsbaum gehängt. Dann können Süßigkeiten in ihnen untergebracht werden.
Das erste Weihnachtsherz wurde angeblich von H.C. Andersen in den 1850er Jahren geflochten. Heute hat das Weihnachtsherz mit dem Julehjertemuseet sogar sein eigenes Museum.
Der Geschmack Fünens
Ihren Ruf als „Garten Dänemarks“ verdankt die Insel dem ganzjährig milden Meeresklima und den besonders ertragreichen Böden: Die nährstoffreiche Erde Fünens lässt hervorragendes Obst und Gemüse wachsen. Saftige Äpfel, tiefrote Kirschen und Tomaten, frischer Spargel und Blumen in allen Farben und Formen gehören zu den bekanntesten Produkten.
Auf Fünen laden üppige Spezialitätenmärkte in den charmanten historischen Hafenstädten ein. Kulinarische Routen ermöglichen es, lokalen Produzenten zu treffen. Die Gourmetköche der Insel verwöhnen die Teilnehmer dabei kulinarisch zu lassen.
Der fünischen Schokoladenroute führt zu den Schokoladenherstellern Summerbird und Konnerup & Co. Ein Höhepunkt ist es, zu erleben wie Sanddorn und Kiefernnadel mit Schokolade gemischt werden.
Andere folgen vielleicht lieber auf der fünischen Weinroute den dänischen Trauben oder der fünischen Bierroute. Fünen ist ganzjährig ein reines Schlaraffenland, wenn es um gastronomische Erlebnisse geht.
Restaurant-Szene Fünen
Mit Fünens natürlichen Vorzügen liegt es auf der Hand, dass die Insel auch von einer einzigartigen Restaurant-Szene geprägt ist. Daher kochen die Gourmetköche Fünens bevorzugt mit lokalen Zutaten. So repräsentieren sie die moderne, nordische Küche: auf das Wesentliche konzentriert, aber niemals simpel.
In zahlreichen Restaurants gibt es an Weihnachten auf Fünen das dänische Weihnachtsessen. Auch Sternerestaurants bieten köstliche Weihnachtsmenüs und Julebords an. Dazu gehört der Falsled Kro in Millinge mit seinem Küchenchef Per Hallundbaek, oder der Sortebro Kro in Odense, unter dem Patronat von John Kofod.
Weihnachten auf Fünen
Weihnachten auf Fünen bietet viele Feiern und gemütliche Veranstaltungen. In Dänemark beginnt das Weihnachtsfest am 23. Dezember und wird “Lillejuleaften” (kleiner Heiliger Abend) genannt.
Dann schmückt die Familie den Weihnachtsbaum. Die Vorbereitungen zum Heiligabend sind im vollen Gange. Es wird Gløgg, dänischer Glühwein aus Rotwein und Aquavit mit Gewürzen, Mandeln und Rosinen, getrunken. Dazu gibt es an Weihnachten auf Fünen selbst gebackene Plätzchen oder die dänischen Weihnachtsküchlein „Æbleskiver“ sowie das traditionelle Weihnachtsbier.
Das Julebryg darf schon in der Vorweihnachtszeit nicht fehlen. Am so genannten J-Dag, dem ersten Ausschanktag des Julebrygs, wird in Kneipen im ganzen Land gefeiert. Der J-Dag ist meist Anfang November. Schon in der Vorweihnachtszeit treffen sich Kollegen, Vereine und Freunde zum Julefrokost.
Das dänische Weihnachtsfest
Auch am 25. und 26. Dezember versammeln sich viele Dänen mittags um ein Julefrokost. Das Kalte Buffet besteht typischerweise aus verschiedene Sorten eingelegter Hering, Lachs und Garnelen. Hinzu kommen warme Fleischbällchen, Leberpastete, Sülze, Rollwurst, kalter Schweinebraten und Rote Beete.
Abends am 24. Dezember (juleaften) gibt es das julemad. Das Weihnachtsessen besteht aus Gans-, Ente-, Pute- oder Schweinebraten. Dazu passen Rotkohl und braune Kartoffeln, die in der Pfanne in Zucker angebraten werden.
Der Nachtisch besteht aus süßem Reispudding, der „Risalamande“. In dem Milchreis mit Sahne und Kirschsoße ist eine ganze Mandel versteckt. Wer die Mandel findet, bekommt das Mandelgeschenk.
Und zum Abschied
Auf Fünen gibt es viele schöne Kleinstädte. Odense ist für dänische Verhältnisse aber eine Großstadt. Die drittgrößte Stadt Fünens zählt zu den größten Universitätsstädten Dänemarks. Dies wird in den Cafés und durch die vielen unterschiedlichen Angebote der Restaurants deutlich.
Für einen Weihnachtseinkaufsbummel sind die Straßen „Vestergade” und „Kongensgade” in Odense ideal. Und natürlich sollte ein Besuch des Hans Christian Andersen Weihnachtsmarktes nicht fehlen.
Hier bringen einen beleuchtete Buden, handgemachte Geschenke, Leckereien, Konzerte und historische Karussells in Weihnachtstimmung. Der Weihnachtsmarkt in Odenses Altstadt, der Julemarked, findet rund um das Geburtshaus des dänischen Märchendichters statt. Die besondere Beleuchtung und die Buden, an denen Geschenke und Weihnachtsschmuck gekauft werden, verleihen dem Markt seine Atmosphäre. Er ist typisch dänisch, eben so „hyggelig“ wie die ganze Insel!
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Text und Quelle: Dr. Michael Polster / Fotos: © Tourismusbüro Fynen, Polster