Pusteln auf der Haut, Juckreiz, Kratzen im Hals, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall – und alles aus heiterem Himmel? Ursache könnte eine Lebensmittel-Unverträglichkeit sein – im Volksmund fälschlicherweise als Lebensmittelallergie verallgemeinert.
Bei einer Allergie im medizinischen Sinne spielt das Immunsystem eine große Rolle. Es reagiert nach wiederholtem Kontakt auf einen allergieauslösenden Stoff wie auf einen Krankheitserreger.
Dies äußert sich meist in Form von Hautirritationen, Atemwegsbeschwerden und Störungen im Magen-Darm-Bereich, gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden. Eine allergische Reaktion erfolgt in manchen Fällen direkt nach dem Verzehr, in anderen aber erst Stunden oder Tage danach.
Die zwölf bekanntesten Lebensmittelallergene sind glutenhaltiges Getreide (Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Dinkel, Kamut), Krebstiere, Eier, Fisch, Erdnüsse, Soja, Milch(zucker), Schalenfrüchte (Mandeln, Hasel-, Wal-, Kaschu-, Pecan-, Para-, Macadamia-, Queenslandnuss, Pistazie), Sellerie, Senf, Sesamsamen, Schwefeldioxid und Sulfite.
Während im Kindesalter meist Allergien gegen tierische Bestandteile wie Kuhmilch und Hühnerei auftreten, sind Erwachsene anfälliger gegen pflanzliche Allergene.
An Lebensmittel-Unverträglichkeiten kann aber auch der Magen-Darm-Trakt “schuld” sein. Das ist z. B. bei der Laktoseintoleranz der Fall, also bei Menschen, die keine Milch(produkte) vertragen, da ihrem Verdauungssystem das Enzym Laktase zur Verwertung fehlt.
Nützliche Tipps:
♦ Bei Fertigprodukten Etikett und Zutatenliste prüfen. Nahrungsmittel mit unbekannten Inhaltsstoffen vermeiden.
♦ Einige Nahrungsmittel (z. B. einige Gemüsesorten) verlieren durch Erhitzen ihre allergene Wirkung.
♦ Durch Trocknen kann bei frischen Nahrungsmitteln, z. B. Kräutern, das Gleiche bewirkt werden.
♦ Allergietest in bestimmten Abständen wiederholen, v. a. in jungem Alter.
♦ Achtung bei Medikamenten, auch sie können unverträgliche Stoffe (z. B. Milchzucker) enthalten.
♦ In Absprache mit einem Arzt kann beim Auftreten einer allergischen Reaktion ein Antihistaminikum eingenommen werden.
Diese Tipps dienen zur Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt.
Eine weitere Form der Unverträglichkeit ist die so genannte Pseudoallergie oder Lebensmittelintoleranz. Auslöser können Zusatzstoffe wie Farb- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker sein. Betroffen hiervon sind aber nur 1-2 % der Deutschen.
Pollenassoziierte Reaktionen – auch als Kreuzallergien bezeichnet – treten meist im höheren Alter auf. Birkenpollen-Allergiker reagieren z. B. auf Haselnüsse und Äpfel. Bekannte Kreuzreaktionen treten auch mit Sellerie und Möhren auf.
Hintergrundinfo
Die Zahl der Menschen, die an einer Allergie leiden, hat sich Medizinern zufolge in den vergangenen 80 Jahren fast verzehnfacht.
Bei einer Lebensmittelallergie reagiert der Körper überempfindlich gegen bestimmte Stoffe in der Nahrung. Gelangen diese so genannten Allergene in den Körper, veranlasst das Immunsystem eine Abwehrreaktion.
Zum “Kampf” gegen die körperfremden Stoffe bildet der Körper so genannte Immunglobuline, auch als Antikörper bekannt.
Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen kommt es dann zum “Kampf” mit den bestehenden Antikörpern. Dies äußert sich in vielfältigen Symptomen von der Haut bis zum Magen-Darm-Trakt. Bei einer Allergie überschätzt der Körper die Gefahr von Fremdstoffen, die normalerweise ungefährlich für die menschliche Gesundheit sind.
Diagnose
Wer Unverträglichkeitsreaktionen beobachtet hat, sollte frühzeitig einen Spezialisten aufsuchen. Wahllos Lebensmittel zu meiden, belastet den Betroffenen und seine Familie nur unnötig und kann sogar zu Nährstoffdefiziten führen.
Der Allergologe kann basierend auf seinen Tests und speziellen Diäten entscheiden, ob ein Lebensmittel ganz wegzulassen ist oder ob es ausreicht, es in gegarter Form zu verzehren.
Gezielte Diätkost im Kindesalter erhöht die Chance, dass die Lebensmittel später wieder vertragen werden. Geringe Chancen auf eine Besserung bestehen bei pollenassoziierten Kreuzallergien.
Eine strengere Kennzeichnungspflicht erleichtert Lebensmittelallergikern – ausgenommen Gewürzallergikern – den Einkauf.
So müssen die eingangs aufgeführten allergenen Zwölf auf verpackter Ware gekennzeichnet sein.
Die Allergene können im Produktnamen (Milchschokolade), der Zutatenliste (Lecithin aus Ei) oder als separater Hinweis angeführt sein (Wein enthält Schwefel). Auch sonstige Inhaltsstoffe, die z. B. Unverträglichkeiten auslösen können, müssen gekennzeichnet werden, solange ihr Anteil über 2 % liegt.
Fazit:
Die Symptomatik von Lebensmittel-Unverträglichkeiten ist vielfältig und daher schwer zu erkennen. Ist eine Unverträglichkeit vom Arzt identifiziert, gibt es Möglichkeiten für den Betroffenen sein Leben danach auszurichten. Neue Kennzeichnungspflichten erleichtern z. B. den Einkauf. Dennoch ist bei loser Ware, Portionspackungen und im Restaurant weiter Vorsicht geboten.
Text: Dipl.oec.throph. Claudia Kirchner