Entlang der Elbe, an der langen Uferstraße zwischen Pirna und Torgau erstreckt sich das kleinste Weinanbaugebiet Deutschlands. Es lockt mit Schlössern, alten Parks und modernen Kellereien, denn seit 1990 haben sie hier zahlreiche Weingüter etabliert. Auf den 420 Hektar werden allerdings nur 0,2 % der deutschen Weinmenge produziert. Entlang der Sächsischen Weinstraße kann man sich die edlen Tropfen verschiedener Rebsorten in urigen Weinlokalen und gehobenen Restaurants schmecken lassen.
Nördlich von Dresden hat man vor über 800 Jahren ein kulinarisches Juwel geschaffen: Schloss Wackerbarth. Das schöne reizvolle Belvedere mit dem schönen Park verführt den Besucher noch heute in die Zeiten des Barock. Wir sind hier mit Sonja Schilg verabredet, ihres Zeichens Geschäftsführerin des Sächsischen Staatsweingutes Schloss Wackerbarth und „bekennende sächsische Genießerin“.
Dass in Sachsen bei den Weißweinen Spitzenqualitäten gekeltert werden, ist durch die besonderen klimatischen Verhältnisse bedingt, denn hier ist bereits der Einfluss des Kontinentalklimas dominant.
Sonja Schilg erklärt uns: „Seit 800 Jahren werden hier im Elbtal in Sachsen Weine angebaut. Eine Tradition, die uns auch heute zu höchster Qualität verpflichtet. Die Sächsischen Weine sind sehr feinfruchtige Weine.
Das liegt am besonderen sächsischen Terroire. Mineralreiche Böden und eine lange Vegetationsphase begünstigen die Einlagerung der Aromen. Die Rieslinge, Traminer und Scheurebenweine bringen in Sachsen beste Ergebnisse. Mit einem ausgeprägten Aromenspiel und der harmonischen Balance zwischen Fruchtsüße und feiner Säure sind sächsische Weine und Sekte einzigartig.“”
Das Anbaugebiet Sachsen untergliedert sich in die Bereiche Meißen und Elstertal. Der Bereich Meißen besteht aus den Großlagen Spaargebirge, Schloßweinberg, Eibhänge und Lößnitz.
Insgesamt gibt es in Sachsen 17 Einzellagen, einige davon mit dem typischen Terrassenweinbau. Die terrassierten Steillagen sind ein besonderes Kleinod des Weinbaus, denn am steilen Hang, im Widerschein der Elbe und der Rückstrahlung der Bruchsteinmauern gedeihen die großen Weine dieser Region wie Weiß- und Grauburgunder und vor allem Traminer. Seit zwei Jahren geht auch hier der Trend sichtbar zu den Rotweinsorten.
Natürlich darf ein Besuch auf Schloss Wackerbarth nicht fehlen. Die Chefin selbst führt uns durch die Anlagen und bringt uns deren Geschichte näher. Die älteste Sektkellerei Sachsens – und die drittälteste in Deutschland überhaupt – überrascht dabei mit einem außergewöhnlichen Konzept, welches bisher einmalig in Europa ist.
Das Schloss und der Park von Wackerbarths Ruhe wurden von Johann Christoph Knöffel von 1727 bis 1729 für den General-intendanten des sächsischen Bauwesens Graf August Christoph von Wackerbarth als Alterssitz errichtet.
Hier erwartet die Gäste heute eine deutschlandweit einmalige Erlebnismanufaktur, in der die Wein- und Sektherstellung als multimediales Erlebnis umgeben von einer barocken Architektur und Parkanlage inszeniert wird.
„Wir entführen die Gäste 45 Minuten in die Geheimnisse der Wein- oder Sektherstellung. Jede Tour schließt mit einer Verkostung von drei Gutsweinen oder Sekten ab. Unsere Verführung der Sinne soll“, so Sonja Schilg, „sich dann auch im eigenen Gasthaus von Schloss Wackerbarth fortsetzen. Hier können sich unsere Gäste nach feiner sächsischer Art verwöhnen lassen. Für kleine wie große Gesellschaften stehen von barocken Schlossräumen bis zum rustikalen Weinkeller verschiedenste Ambiente bereit. Wir wollen eine Genusswelt der besonderen Art sein. Auch der Bund der Ehe kann geschlossen werden.“
Genuss hat in Sachsen royale Tradition
Der große Kurfürst und König von Polen – August der Starke – ist Begründer eines Volkes von Genießern. Schon auf seinen Kavaliersreisen durch Frankreich und Italien hat er als junger Mann kulinarische Leckereien gesammelt, deren Rezepte dann in die sächsische Küche integriert wurden.
Er liebte Kunst und Genuss und verstand, seine Freude an köstlichem Wein und schmackhaften Speisen erfolgreich mit seinen diplomatischen Aufgaben zu verbinden.
Während seiner Regentschaft wuchs nicht nur das Land Sachsen durch den Griff nach der Polnischen Königskrone, sondern auch sein Leibesumfang nahm mächtige Ausmaße an. Mit stattlichen 1,78 m brachte der große Sachse in guten Zeiten eindrucksvolle 120 kg auf die Waage.
Seitdem ist die Genusstradition in Sachsen stark verankert. Desserts wie Quarkkeulchen und Dresdner Stollen, Gerichte wie Leipziger Allerlei und natürlich die Sächsischen Weine und Sekte wurden zu Exportschlagern.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Sektor Landwirtschaft auch heute einer der führenden Wirtschaftszweige in Sachsen ist … gemäß der sächsischen Lebensart müsste es eigentlich Genusswirtschaft heißen.
Wer die Wiege sächsischer Lebensart entdecken möchte, der muss natürlich Städte wie Meißen mit seinem weltberühmten Porzellan und Torgau als Renaissance-Stadt besuchen. Sie laden ein zu einem Spaziergang auf historischem Pflaster durch die Geschichte Sachsens, zum Verweilen in lauschigen Höfen und zum Bummeln durch Geschäfte und Passagen. Außerdem lässt sich zwischen Meißen und Pirna mit den gastfreundlichen Sachsen vom Stadtfest bis zum spannenden Theaterabend jede Menge erleben.
Besonders empfehlenswert sind Gaststuben, die das Gütesiegel „Besonders empfohlen an der Sächsischen Weinstraße“ tragen.
Augenzwinkernd verabschiedet uns Sonja Schilg: “Die Sachsen sind schon immer als gemütliche Genießer bekannt, denn sie besitzen die Gabe, zufrieden und entspannt plaudernd, zueinander zu finden. Die regional typischen Speisen und Getränke sollte sich der Gast überall auf der Zunge zergehen lassen.”
Wollen Sie in Bestlagen wandern und genießen, dann lesen Sie hier weiter.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Dr. Michael Polster / Tourismusverband Sächsisches Elbland e.V. / Holger Stein Fotografie, Schloß Wackerbarth