Die Moore der Prignitz liefern seit über 100 Jahren den Rohstoff für heilsame Anwendungen – dabei begann alles mit einer Heringsdose. Eine unberührte Natur und jahrhundertealte Heilkräfte aus den Mooren sorgen dafür, dass die Prignitz nicht nur für Naturliebhaber ein beliebtes Reiseziel ist.
Dabei lockt die Kurstadt mittlerweile nicht mehr nur mit heilendem Moor: 1996 wurde das tief unter der Stadt befindliche Solevorkommen angebohrt, um dieses ebenfalls für den Kurbetrieb zu nutzen. Seit 2003 ist Bad Wilsnack daher als „Thermalsole- und Moorheilbad“ staatlich anerkannt. In der idyllischen Kurstadt befindet sich zudem Brandenburgs erstes Gradierwerk.
Die Entwicklung Wilsnacks zu einem Kurort begann allerdings mit einer Heringsdose.
“Der Wilsnacker Stadtförster Friedrich Wilhelm Gustav Zimmermann schickte der Überlieferung nach Moorerde der Karthanewiesen bei Wilsnack in einer Heringsdose an ein Berliner Labor. Das bestätigte die heilende Wirkung des eisenoxidhaltigen Moors, und so wurde am 1. Mai 1907 die Moorbadeanstalt als städtische Kureinrichtung in Bad Wilsnack eingeweiht”, berichtet der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Prignitz e.V.
Damals wie heute wirken Moorbäder bei zahlreichen Leiden, u. a. bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, der Nerven und der Haut, bei Magen-, Darm-, Leber-, Gallenwegs- und Atemwegserkrankungen, Stoffwechselstörungen sowie bei Herz-, Gefäß- und Kreislaufproblemen.
Die Moorbadeanstalt im Stil der Bäderarchitektur wird heute als KMG Kurmittelhaus genutzt. Hier befinden sich neben der Moor- und Badeabteilung auch Räume für Physiotherapie und Massagen.
Das heilende Moor wird zweimal jährlich im rund 25 km entfernten Dannenwalder Luch gestochen und in der “Moorküche” im Kurmittelhaus zerkleinert, gesiebt und von Rückständen befreit, mit Wasser versetzt und vor der Therapie erwärmt.
Mehr als Moor
Besonders wirksam ist das Moor als Vollbad. Zwar sieht der dunkle “Brei” nicht sehr einladend aus, aber seine thermische Wirkung hat es in sich:
“Die Wärme aus dem Moor geht langsamer als bei einem normalen Vollbad auf den Körper über. Da im Moorvollbad die Schwerkraft nahezu aufgehoben ist, lockert sich die Muskulatur zudem besonders gut, die Beweglichkeit in den Gelenken wird erhöht. Darüber hinaus wirken die entzündungshemmenden Substanzen im Moorbad entspannend und schmerzlindernd”, erläutert Dr. Petra Reutermann, Chefärztin der KMG Elbtalklinik Bad Wilsnack, zu der das Kurmittelhaus gehört.
Doch längst ist Bad Wilsnack nicht mehr nur Moorheilbad.
Vor 20 Jahren wurde das 1.070 m unter der Stadt liegende Solevorkommen angebohrt. Im Jahr 2000 wurde dann die “Kristall Kur- und Gradier-Therme Bad Wilsnack” mit Salzsee und großzügiger Thermen- und Saunalandschaft eröffnet.
Das eisen- und jodhaltige Thermalsole-Heilwasser sorgt nicht nur für Badespaß und Erholung, sondern hat zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen: “Die Sole wirkt beim Baden lindernd auf Rheuma und Arthrose, entkrampft die Muskulatur, entlastet die Gelenke, fördert die Durchblutung, wirkt entzündungs- und juckreizhemmend und sorgt durch den Peeling-Effekt sogar für eine spürbar weichere Haut”, verrät die Leiterin der Therme.
In der 55 m langen Gradieranlage mit 7,5 m Reisighöhe wirkt die Thermalsole befreiend auf die Atemwege, stärkt das Immunsystem und aktiviert die Abwehrkräfte. 2003 erhielt Wilsnack die staatliche Anerkennung als Thermalsole- und Moorheilbad.
Gäste, die die heilende Wirkung von Moor und Sole in der Kurstadt genießen möchten, können dies u. a. mit Komplettpaketen des Vital-Hotels Ambiente in Bad Wilsnack.
“Wir bieten in Zusammenarbeit mit dem KMG Kurmittelhaus die ‚Bad Wilsnacker Moorkur’ mit mehreren Anwendungen an. Das Arrangement ‚Kurz mal Meer’ beinhaltet zwei Aufenthalte in der Therme”, berichtet Hotelchefin Marlen Lemke.
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Fotos: Fotos: KMG, ©Thomas Leidig