Wer denkt schon zwischen Lavendelfeldern, am Campingplatz, oder bei einem Glas Champagner an Verbrechen? Unter blauem Himmel gibts doch keine Bösewichte, oder? Diese neuen Krimis versprechen Spannung: Verbrechen quer durch Europa – für eingefleischte Krimifans.
Mord zwischen Lavendelfeldern
Der Spätsommer in Südfrankreich könnte so schön sein. Denn eigentlich lebt Dorfgendarm Pascal Chevrier in der Provence, weil er die regionale Küche und das ruhige, pittoreske Leben schätzt.
Doch die Idylle findet ein jähes Ende, als im Picasso-Schloss eine junge Kunsthistorikerin ermordet aufgefunden wird. In exklusiven Kreisen sucht Chevrier nach Hinweisen und trifft auf exzentrische Kunstsammler und Galeristen, die alle mehr oder weniger verdächtig wirken. Aber nicht nur der verzwickte Fall in der spätsommerlichen Hitze des Luberon treibt ihm den Schweiß auf die Stirn. Audrey von der Police nationale, für die er mehr als kollegiale Gefühle hegt, macht alles noch viel komplizierter …
Autor und Filmemacher Andreas Heinke erzählt in »Fälschung à la Provence« einen wendungsreichen und äußerst geschickt komponierten Kriminalfall. Die Schauplätze seines Romans beschreibt er dabei so eindringlich und atmosphärisch, dass die Lektüre zu einer literarischen Urlaubsreise wird. Wer Sehnsucht nach endlosen Lavendelfeldern und verwinkelten Dorfgassen, nach gutem Wein und vor allem nach spannender Unterhaltung hat, sollte sich eine Verabredung mit Dorfgendarm Pascal Chevrier nicht entgehen lassen.
Andreas Heineke: Fälschung à la Provence. Emons Verlag. 240 Seiten, Taschenbuch, 12,- €. Auch als E-Book erhältlich.
Schnitzeljagd mit Wohnmobil
Mit dem Kauf eines Oldtimer-Wohnmobils ging für Kathrin und Peter ein Traum in Erfüllung – der jäh zerbrach, als Peter von einer Geschäftsreise nicht zurückkehrte und für tot erklärt wurde. Seitdem fährt Kathrin jedes Jahr an ihrem Hochzeitstag allein auf Campingtour. Doch dieses Mal ist alles anders: Am ersten Morgen findet sie einen Strauß ihrer Lieblingsblumen an der Windschutzscheibe, am nächsten Tag ein weiteres sehr persönliches Geschenk, zusammen mit GPS-Daten, die zu einem unbekannten Ziel führen. Ist Peter womöglich noch am Leben? Mit Humor und Beharrlichkeit begibt sich Kathrin auf einen Roadtrip, der für sie lebensgefährlich werden soll.
Die passionierte Camperin Heike Kügler-Anger (oder H. K. Anger) sorgt mit dem richtigen Gespür für Spannung, skurriler Situationskomik und dem Lebensgefühl der motorisierten Freizeitnomaden für einen spannenden, mit zahlreichen Wendungen ausgestatteten Roadtrip durch Mitteldeutschland. Dabei wird, wie es sich für einen Krimi gehört, nicht an bedrohlichen Szenen und mysteriösen Begegnungen gespart. Aber auch die Faszination für das Reisen auf vier Rädern, das Gemeinschaftsgefühl unter Campern und das Ambiente auf den verschiedensten Stellplätzen kommen nicht zu kurz. Der Autorin wurden die Camping-Gene bereits von ihren Eltern in die Wiege gelegt.
H.K. Anger: Camping mit Todesfolge. Emons Verlag. 272 Seiten, Taschenbuch, 13,- €. Auch als E-Book erhältlich.
Ein Krimi, der perlt wie Champagner
In der Champagne sterben unter dubiosen Umständen Mitglieder bekannter Winzerfamilien. Der eigenwillige Trauerredner Bendix Kaldevin schöpft Verdacht. Hier ist etwas faul. Seine Nachforschungen führen ihn quer durch die Region Grand Est mit ihren Weinbergen, urigen Dörfern, himmlischen Getränken und köstlichen Menüs – und weit zurück in die Vergangenheit. Auf einmal erscheinen die Todesfälle in einem anderen Licht und Bendix droht in einem Verwirrspiel aus Habgier und Rache selbst in eine mörderische Falle zu geraten.
Mit Fingerspitzengefühl und literarischer Finesse verknüpft Martin Roos unbequeme historische Fakten der jüngeren Vergangenheit mit Humor, Situationskomik und verbalem Schlagabtausch zu einer fiktiven Geschichte in der Gegenwart. Eindringlich und doch angenehm unaufgeregt wird deutlich, dass die Nazizeit bis heute Spuren in der Champagne hinterlassen hat und das Thema Kollaboration und Widerstand immer noch in der Gesellschaft diskutiert wird. Aller Ernsthaftigkeit zum Trotz verliert der Roman nie seine Leichtigkeit. Die richtige Dosis französisches Lokalkolorit macht das Ganze schließlich zu einem echten Lektüre-Highlight.
Martin Roos: Tod in der Champagne. Emons Verlag272 Seiten, . Taschenbuch, 13,- €. Auch als E-Book erhältlich.
Heiß – tödlich – ein letzter Kaffee
Kaffee: das Kultgetränk unserer Zeit, beliebtes und begehrtes Genussmittel – für das manche sogar morden würden. 19 Krimiautorinnen und -autoren folgen seinen mörderischen Spuren nach Südamerika und Indien, auf Plantagen, in Wiener Kaffeehäuser, auf orientalische Basare und bis zur heimischen Kaffeetafel. Erfahren Sie, welch dunkles Geheimnis Beethovens Kaffeemaschine hatte und wann eine Melange oder ein Caffè Crema tödlich sein kann …
Autorinnen und Autoren unter der Schirmherrschaft der Herausgeberin Anja Marschall nehmen sich dem Lieblingsgetränk der Deutschen an. Die Geschichten changieren zwischen humorvoll und ernst, jede Autorin und jeder Autor geht anders an das Thema heran, was die Anthologie wunderbar abwechslungsreich macht. Die Kurzkrimis führen von Sylt über Hamburg nach Köln, bis hinunter nach Wien – oder auch nach Äthiopien oder in den Kongo. Eine unterhaltsame Mischung, in der für jeden Geschmack etwas dabei ist. Und ganz wichtig dabei: Man sollte eine Tasse Kaffee parat halten, wenn man das Buch in die Hand nimmt…
Anja Marschall (Hrsg.): Kaffee. Mokka. Tot. Emons Verlag, 256 Seiten, Taschenbuch, 12,-€
Mord unter der Sonne Spaniens
Der ehemalige Ermittler Manuel Rivera führt ein unbeschwertes Leben an der Küste von Altea. Warme Nächte am Strand, teure Weine und die Sorgen der Liebe sind seine vornehmlichen Beschäftigungen. Bis er eines Abends ein verletztes Mädchen vor seiner Tür findet: Elena. Durch sie lernt er, dass er nicht nur seine Vergangenheit bei der spanischen Polizei, sondern auch eine Aufgabe im Leben vermisst. Als Manuel sich entscheidet, dem Mädchen zu helfen, werden Elena und er Teil eines gefährlichen Geheimnisses, das bis weit in die Zirkel der Mächtigen reicht.
Die Inspiration für sein Krimidebüt holte sich Thomas Lojek direkt vor der eigenen Haustür: Seit Jahren lebt und arbeitet der Autor in Spanien und kennt die spanische Mittelmeerküste wie seine Westentasche. Mit »Liebe und Tod in Blau« ist ihm nun ein ebenso unterhaltsamer wie realistischer Roman gelungen, der einen spannenden Blick auf die spanische Gesellschaft und Kultur wirft.
Thomas Lojek: Liebe und Tod in Blau. Emons Verlag, 304 Seiten, Taschenbuch, 13,- €
Mörderisch Delikates mit Weinempfehlung
Ob die Eifler Kuchenspezialität Birrebunnes, die seltene Rebsorte Blauer Wildbacher oder die Aachener Printe – keine kulinarische Spezialität ist vor Carsten Sebastian Henn sicher. Begegnen Sie auf Juist einem exzentrischen Maler mit einer fatalen Liebe für Roséwein. Erfahren Sie, wie schrecklich schief ein winterliches Grillen am Rursee gehen kann. Und werden Sie Zeuge von mysteriös-blutigen Geschehnissen im Restaurant von Henns berühmtem kulinarischen Detektiv Julius Eichendorff. Der besondere Clou: Zu jeder Geschichte reicht der Autor die passende Weinempfehlung.
Ob als Journalist, Restaurantkritiker, Winzer im eigenen Weinberg oder als Krimiautor – bei Carsten Sebastian Henn dreht sich alles um die beiden schönsten Sachen der Welt: Ein gutes Essen und das dazu passende Glas Wein. In »Mordshäppchen« wählt er dafür einmal nicht die literarische Langform, sondern serviert seinen Leserinnen und Lesern kurze diabolisch-unterhaltsame Grüße mit kulinarischem Dreh. In den 23 Kriminalgeschichten wird gemordet, intrigiert, aber eben auch leidenschaftlich gegessen und genossen.
Carsten Sebastian Henn: Mordshäppchen. Emons Verlag, 272 Seiten, Taschenbuch, 13,- €
Mord im Urlaubsparadies der Tiroler Alpen
Fanni Rot, rüstige Hobby-Ermittlerin und Johann Sprudel, pensionierter Kriminalkommisar machen Urlaub in Tirol. Und dieser sollte nichts als Zerstreuung und Erholung bieten. Aber jetzt ist Finja tot. Der leblose Körper des jungen Mädchens liegt auf dem Wanderweg zum Kitzbüheler Horn – so, als wäre er hier aufgebahrt worden. Fanni schwört sich, den Täter zu finden. Sie sucht ihn unter den Nachwuchs- Skirennläufern, die das Mädchen gemobbt haben, und unter deren Mäzenen. Und sie kommt ihm auf die Spur. Doch auch der Mörder hat Fanni längst im Visier.
Jutta Mehler ist mit “Milchsterne” erneut ein krimineller Volltreffer gelungen. Ausgeklügelte Twists, brillante Dialoge, wunderbar menschelnde Figuren sowie jede Menge Situationskomik brennen sich beim Lesen ins Gedächtnis ein. Äußerst klug bedient die versierte Autorin die Erwartungen an einen Regionalkrimi – um sie zugleich auf ironische Art zu unterlaufen.
Jutta Mehler: Milchsterne. Emons Verlag, 224 Seiten, Taschenbuch, 12,- €
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Fotos: Emons Verlag