Im Tessin fängt der Süden an: mediterranes Flair, mildes Klima, liebliche Täler, romanische Kirchen und romantische Gassen – und die alpine Welt ist nie weit entfernt. Stadt und Land bilden hier eine faszinierende Einheit voller Gegensätze. Der Kanton im italienischen Teil der Schweiz wird liebevoll auch Sonnenstube genannt. Hier unser kulinarischer Reisebericht.
“Die Schweiz ist ein Land, das berühmt dafür ist, dass Sie dort frei sein können. Sie müssen aber Tourist sein”, schreibt Bertolt Brecht mit ironischem Unterton in den “Flüchtlingsgesprächen”.

Und so lockte und lockt das Tessin politisch Verfolgte, Lebenskünstler, Wanderer, Weltfliehende, Filmliebhaber und Feinschmecker gleichermaßen an.
Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt das Tessin als das Schweizer Armenhaus. Das änderte sich mit der Inbetriebnahme des Gotthard-Eisenbahntunnels 1882.
Die Gotthardbahn förderte den Tourismus. Denn: Die Schönen und Reichen sollten standesgemäß untergebracht werden.
In der Folge entstanden die Grand Hotels der Belle Epoque, die damals wie heute Anziehungspunkte der besonderen Art sind.

Genießen im Luxushotel
Mitten im Tessin und nur 2 km von Lugano entfernt, liegt eines dieser ehrwürdigen Luxushotels in einer atemberaubenden und erstklassigen Lage: Villa Principe Leopoldo Hotel & Spa – ein Mitglied der Ticinihotelsgroup, zu der noch weitere attraktive Häuser gehören.

Schon der Weg vom Stadtzentrum Lugano zur Villa ist ein Erlebnis, da man langsam in eine auserlesene Welt eindringt: die einst von Hermann Hesse innig geliebte „Collina d’Oro“.
Die Villa, zu Recht als fürstlich bezeichnet, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem Mitglied der Hohenzollern errichtet, der sogar bis Ende 1930 hier lebte.
Die Krönung des Angebots der Villa Principe Leopoldo, die schon seit Jahren der
Relais & Châteaux-Gruppe angehört, ist das Restaurant Principe Leopoldo.
Es ist für seine Qualität und Eleganz mit Blick auf den Luganersee bekannt und wird in mehreren internationalen Restaurantführern speziell erwähnt und gerühmt. Es ist aktuelle mit 2 Michelin-Sternen ausgezeichnet und wird von Christian Moreschi geführt.

Die Städte der Region
Die Hauptstadt des Tessin, Bellinzona, ist neben dem italienischen Flair vor allem für die imposante Festungsanlage bekannt, die aus drei gut erhaltenen Burgen besteht und zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Am Nordufer des Lago Maggiore liegt Locarno, die wohl wärmste Stadt der Schweiz, denn sie hat die meisten Sonnenstunden zu bieten.

Die größte Stadt ist Lugano, direkt am Luganer See: bekannt zum einen für viele Parks und Promenaden sowie als drittwichtigster Finanzplatz der Schweiz und Sitz von Banken und Kongresszentren.
Ebenfalls am Nordufer des Lago Maggiore liegt der Kurort Ascona. Die Stadt ist Austragungsort für ein bekanntes Jazz Festival und der geografisch tiefste Ort der Schweiz.

Besichtigen sollte man zudem das Hermann-Hesse-Museum in Montagnola, das zu Ehren des bekannten Schriftstellers erbaut wurde, der dort über 30 Jahre lang lebte.
Strada del Vino
Die heitere, lichterfüllte Landschaft des Mendrisiotto, des Südzipfels der Schweiz, wird oft mit der Toskana verglichen.

Im Osten wird sie durch das bizarre Massiv des Monte Generoso begrenzt, im Westen durch den Monte San Giorgio, den die UNESCO aufgrund seiner geologischen Funde unter Schutz gestellt hat.
Schon die Römer bauten im Mendrisiotto Wein an. Die Region verfügt daher über einen großen kulturellen und gastronomischen Reichtum, der Besuchern auf der Strada del Vino („Weinstraße“) zugänglich gemacht wird.
Eng mit der Geschichte der Weinproduktion verknüpft ist auch der Viale delle Cantine im Norden von Mendrisio.
Im Tessin wird zu 98 % Rotwein angebaut. 88 % davon wird aus Merlot gewonnen, der ursprünglich aus dem Bordelais stammt. Die Merlottraube hat dem Tessin eine unverwechselbare Identität verliehen.
Doch was bedeutet der Name? Es wird angenommen, dass der Begriff Merlot von Merto, also der Amsel stammt, und zwar aufgrund der Farbe der reifen Beere, die dem Federkleid des Vogels ähnelt.
Eine andere Hypothese besagt, dass der Merlot eine der ersten Trauben ist, die reift, und damit auch die erste, die von der Amsel gefressen wird.
Weitere Rotweinsorten sind der Pinot noir, der auf einer Höhe bis zu 500 m angebaut wird, sowie der aus dem Sopraceneri stammende Bondola, der als typischer Tessiner Wein unter der Bezeichnung Nostrano bekannt ist.
Verzasca – „der rauhe Kern“
Das eiskalte Grün des Wassers – das verde acqua – gab dem Tal seinen Namen: Verzasca. Mit seinen extrem steilen Hängen und ungezählten Kaskaden ist es kein liebliches, sondern ein gewaltiges Naturerlebnis.
Der Tessiner Dichter Giovanni Bianconi (1891-1981) verglich das Tal mit dem “rauen Kern des süßen Pfirsichs Tessin”. Unweit vom urbanen Locarno, bei der Ortschaft Gordola, führt die 25 km lange Straße in steilen Serpentinen in das Tal, das bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts von der Außenwelt fast abgeschnitten war.

Heute nutzt die Talsperre des Lago di Vogorno die natürliche Barriere seiner Steilwände. Den Staudamm, mit 220 m Höhe einer der höchsten in Europa, kennen James-Bond-Fans als Schauplatz aus dem Film “Golden Eye”. Die größte Sehenswürdigkeit des Tals befindet sich aber in Lavertezzo: die doppelbogige Brücke Ponte dei Salti.
Und welche kulinarischen Entdeckungen wir im tessin verkostet haben, darüber berichten wir übermorgen.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Villa Principe Leopoldo Hotel & Spa, Ticino Tourisme (2x), Villa Principe Leopoldo Hotel & Spa, Ticino Tourisme (2x), Mendrisiotto Tourisme, Polster (3x), Mendrisiotto Tourisme, Polster
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