Lissabon ist eines der Ziele in Europa, die süchtig machen können. Die schöne Stadt am Tejo hat viel zu bieten: Kultur, Kunst und Genuß. Wer einmal da war, schließt Lissabon in sein Herz. Folgen Sie uns hier in eine unserer Lieblingsstädte.
Die “Elektrische” Nr. 28 ist ein Wahrzeichen Lissabons. Die Linie dieser Trambahn, die nur aus einem einzigen Wagon besteht, fährt vom Bairro Alto bis hinüber zum Castelo São Jorge.
Einfach an einer der Haltestellen einsteigen und Sightseeing für Fußmüde erleben: Diese Tram ist Nostalgie pur, innen alte Holzbänke, außen häufig gelb, manchmal rot und oft voller Werbetafeln.
Mittlerweile gibt es auch jede Menge organisierte Tramtouren für Touristen. Die speziellen Touristentrams, die auch auf diesen Schienen durch die Altstadt fahren, bieten zusätzlich eine Stadtführung.
Relativ neu sind auch die weißen und gelben Tuktuks, die Touristen gegen Geld durch die Stadt fahren. Doch ganz ehrlich, wozu?
Zugegeben, in Lissabon kommen Schrittzähler voll auf ihre Kosten. Dazu geht es häufig steil nach oben und auf den schlüpfrigen, weißen Pflastersteinen auch genauso steil wieder abwärts.
Mit einem guten Stadtführer in der öffentlichen Trambahn auf dem Schoß – in dem im Idealfall schon die Highlights auf der Strecke der Straßenbahn angemerkt sind – lässt es sich die Altstadt doch viel individueller erfahren. Nichts hält den entdeckungslustigen Lissabonbesucher davon ab auszusteigen, wo und wann er will: etwa um eine Kirche von innen zu betrachten, weil ihm ein Platz besonders gefällt oder weil er eine Bar oder eine Tasca, eins der typischen kleinen Trinklokale, genauer inspizieren will.
Ob das Hotel nun auf der einen Seite der schnurgeraden Unterstadt (Baixa) am quirligen Chiado, in der Partymeile Bairro Alto oder etwas weiter draußen in Santos, São Bento oder Lapa – alles hippe Lissabonner Wohngegenden, die mit viel Charme restauriert werden – liegt.
Die Linie 28 ist da und kurvt in regelmäßigen Abständen an vielen beeindruckenden Kirchen und Museen, bezaubernden Aussichtspunkten (Miradouros), schmalen Gassen, immer wieder von Treppen durchbrochen, hügelaufwärts und abwärts.
Und wer sein Hotel auf der anderen Seite der schnurgeraden Unterstadt, die am Cais do -Sodré und am breiten Tejo endet, oder unten in der Baixa hat. Die „Nr. 28“ erklimmt auch die steilen Straßen der Alfama, vorbei am Miradouro de Santo Estêvão, und fährt bis in das belebte Wohnviertel Graça hinter dem Castelo de São Jorge.
Auf dem lauschigen Park rund um die Burg werden viel Kultur und zahlreiche Events veranstaltet. Auch hier hat der Besucher einen wunderbaren Blick über die Stadt am Fluss.
In der Graça liegt der bei Lissabon-Malern beliebten Miradouro da Graça. In der Alfama wartet der Miradouro de Santa Luzia mit Blick auf die Kirche der heiligen Engrácia, das Pantheon der Nation, sowie die Kirchen Santo Estêvão und São Miguel.
Und es gibt noch unzählige mehr von diesen wundervollen – insgesamt über 30 – Panorama-Plätzen, an denen meist ausladende Bäume Schatten spenden und ein in der Sommerhitze kühlender Wind weht.
Schöne Aussichten – steile Wege
Wer genug gelaufen ist und weiter vordringen will in das Auf und Ab der Lissabonner Altstadt, findet Abhilfe dank zahlreicher historischer Aufzüge.
Hinauf in die Nähe des Chiado, Richtung Bairro Alto geht es mit dem Aufzug Elevador de Santa Justa nahe dem Rossio, einem wichtigen Bahnhof der Stadt, an dem viele Nahverkehrszüge in die unmittelbare Umgebung in der Region starten, etwa nach Sintra, einem lauschigem Ort im Grünen, an dem sich die wundervollen Königsschlösser und die königlichen Parkanlagen befinden.
Dieser Aufzug hat übrigens auch noch auf dem Dach eine Aussichtsplattform mit herrlicher Sicht auf den Tejo, die Schwindelfreie sicher zu genießen wissen.
Auch in der U-Bahn Chiado befinden sich Rolltreppen und Aufzüge – allerdings moderne. Da diese Metro-Station einen Ausgang Richtung Baixa und einen Richtung Chiado (oben) hat, können so geschickt Höhenmeter gespart werden.
Eine weitere Besonderheit Lissabons sind neben den alten Aufzügen auch die Zahnradbahnen – ebenfalls in Gelb – die an besonders steilen Hängen wie der Elevador da Gloria, der einen vom Miradouro de São Pedro de Alcântara hinab in die Baixa oder hinab Richtung Tejo vom Bairro Alto aus den Ab- und Aufstieg erleichtern.
Das viele Laufen auf eigene Faust lohnt sich jedoch. Beim ziellosen Spazieren gibt es malerische Gässchen zu entdecken, die unzählige Motive für Fotos feilbieten – wunderschön oft mit Sicht auf den Fluss, seinen Ozeandampfern und den beiden Brücken sowie die Statue Cristo Rei.
Wer sich in dieser Stadt nach oben bewegt, findet immer ein spektakuläres Panorama, das alle Mühen wettmacht. Im Bairro Alto lohnt der Abstecher zum Miradouro de Santa Catarina.
Ein Geheimtipp ist der Miradouro do Jardim do Torel, dessen großzügiger Springbrunnen sich im August in einen erfrischenden Pool verwandelt. Gut erreichbar ist der Aussichtspunkt mit einer Fahrt mit der Funicular da Lavra, der ältesten Zahnradbahn Lissabons aus dem Jahre 1884 und heute am wenigsten bekannten Bahn – im Gegensatz zu der nur acht Jahre später in Betrieb gegangenen Elevador da Bica vom Cais do Sodré hinauf ins Bairro Alto.
Ganz Lissabon feiert im Juni
Wer sich seine Reisezeit frei aussuchen kann, sollte die Stadt im Juni besuchen. Dies ist der Monat der Volksheiligen António, Johannes und Petrus. Und diese werden in Lissabon mit den „Festas de Lisboa“ gebührend gefeiert – vor allem der Heilige António am 12. Juni.
Keinen anderen Heiligen liebt Lissabon so wie ihn, den Schutzpatron, der 1195 in der Alfama geboren wurde.
Rund um diesen Tag feiert jeder: Durch die mit bunten Girlanden dekorierten Straßen zieht der Duft gegrillter Sardinen.
An jeder Ecke steht ein Grill, ein paar Tische und Stühle, Bewohner setzen sich vor die Tür und genießen die lauen Abende.
Wer mit-feiern will, ist herzlich willkommen.
In dieser Stadt, in der ohnehin immer irgendwo musiziert wird, ist in diesen Tagen Mitte Juni das absolute Volksfest los.
Überall erklingt Musik und Gesang, der traditionelle Fado und viele moderne Theater- und Musikaufführungen, Volksfeste, Tanzveranstaltungen und Ausstellungen bieten jede Menge Abwechslung. Lissabon nutzt die lauen Abende und holt Kinofilme und Musik nach draußen, auf die Plätze und in die Parks – viele der Konzerte kosten keinen Eintritt.
Am 12. Juni zieht durch die Prachtallee Avenida da Liberdade – die am Rossio in der Unterstadt mündet – eine farbenfrohe Parade, bei der die Bewohner der Stadtteile mit ihren selbstgeschneiderten Kostümen sowie Liedern und Tänzen um die beste Darbietung wetteifern. Die Zuschauer verfolgen die „Marchas Populares“ von Tribünen aus, die eigens für die Parade aufgestellt werden.
An diesem Festtag richtet die Stadt für viele Brautpaare die öffentliche Hochzeitszeremonie „Noivas de Santo António“ (Bräute des Hl. António) in der Kathedrale Sé Patriarcal aus. Die rund 50 Jahre alte Tradition war ursprünglich als Unterstützung für mittellose Pärchen gedacht. Heute gehört die Tradition zum Lifestyle vieler junger Portugiesen.
Dem Basilikum kommt hierbei übrigens eine besondere Bedeutung zu: Verliebte nutzen die Feierlichkeiten für eine Liebeserklärung und verschenken ihn mit einem Liebesvers. Geschmückt sind die Kräuter mit einer Papiernelke und einem Bild des Heiligen António, der als Beschützer der Liebenden gilt.
Was alles Lissabon noch so alles an Kunst und Kultur in der Stadt und in der Umgebung zu bieten hat, verraten wir in Kunst und Kultur in und um Lissabon.
Text: Verena Wagner, Annemarie Heinrichsdobler
Fotos von oben: © Edmund Heinrichsdobler / © Edmund Heinrichsdobler / © Verena Wagner / © Turismo de Lisboa / © Edmund Heinrichsdobler / © Edmund Heinrichsdobler / © Hugo Félix – Fotolia.com / © Martinhal Chiado / © Turismo de Lisboa / © Zé dos Bois / © Turismo de Lisboa