Schloss Wackerbarth ist ein wahres Kleinod: Erbauen ließ es sich Graf von Wackerbarth 1727 bis 1729 als Alterssitz. Schon August der Starke, Förderer des sächsischen Weinbaus, wusste das bezaubernde Ambiente und die Weine des Schlosses zu schätzen. Heute ist es Deutschlands erstes Erlebnisweingut.
Es gibt keine Person, die in Verbindung mit Dresden solche Berühmtheit erlangte wie August der Starke (1670-1733) – eine der schillerndsten Figuren des deutschen Absolutismus.
Verschwenderisch und prunksüchtig liebte er pompöse Feste und Maskeraden und setzte sich für die Förderung des Weinbaus in Sachsen ein.
Christoph August Graf von Wackerbarth (1662-1734) war sein Feldmarschall, Kabinettsminister, Geheimer Rat und ein diplomatisches Talent, das die Belange seines Königs bestens managte.
Bevor der Graf an den sächsischen Hof kam, hatte er in Rom Architektur studiert und war weit gereist.
Für den Landesherrn, August der Starke, kam der Mann zur rechten Zeit, denn er wollte den Umkreis seiner Residenz Dresden in eine festlich erhöhte Welt verwandeln. Vor allem Lustschlösser sollten dem Hof eine Vielzahl von Ausflugsmöglichkeiten bieten.
Graf von Wackerbarth war für die heiklen Fragen des Diplomatischen Parketts zuständig. Kursachsen gehörte im Augusteischen Zeitalter zu den wirtschaftlich entwickeltsten deutschen Ländern. Dresden war eine europäische Kunstmetropole.
Frieden durch Rausch
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen erfuhr damals einige Kränkungen. 1722 verschärfte sich der seit einem Jahr schwelende Zollkrieg mit Brandenburg-Preußen.
Im Jahr 1725 übertrug der Kaiser Kursachsen die Vertretung der Interessen der Magdeburger Ritterschaft gegen deren Lehnsherrn, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
Ein genussvolles Gesprächsgremium sollte die Beziehungen verbessern: die Gründung der „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“ durch August den Starken. Stammsitz wurde von Wackerbarths Stadthaus, das heutige Kurländer Palais in Dresden.
Als Gastgeber ließ er dafür einen runden Tisch für zwölf Personen anfertigen und ihn in den Keller bringen, damit dort die geheime Runde tagen konnte.
1728 wurde Friedrich Wilhelm I. offizielles Mitglied. Als Zeichen der Verbundenheit wurde ein zweiter Tisch im Auftrag des Sachsenkönigs nach Berlin geschafft.
Die Sitzungen in Dresden fanden unter einer von August festgelegten Satzung statt: Wenn sich die höchstens zwölf Mitglieder zu Tisch setzten, verzichteten sie auf alle Förmlichkeiten, alle Sorgen, allen Ärger und auf die Eifersucht.
Humor sollte herrschen, Fröhlichkeit, Freude aber auch Ordnung, indem sich niemand ins Wort fällt. Weder Zweideutigkeiten noch unbestimmte Antworten waren zugelassen.
Über Gespräche und Vorgänge in den Sitzungen wurde tiefes Stillschweigen gewahrt. Heute sind beide runden Tische verschollen. 1999 wurde die Gesellschaft als Verein neu gegründet, um die Rekonstruktion des Kurländer Palais und des Konferenztisches zu fördern.
Geschichte erleben
Das Schloss Wackerbarth ist heute das erste Erlebnisweingut Deutschlands: Schloss, Weinbergterrassen auf über 90 ha und das Belvedere entführen die Besucher in ein barockes Ensemble vergangener Zeiten.
Schloss Wackerbarth ist bekannt für seine mineralischen Rieslinge, Weißburgunder und den Traminer.
In den über 500.000 Flaschen eines Jahrgangs warten daneben Weine der Rebsorten Elbling, Müller-Thurgau, Kerner und Scheurebe, aber auch Dornfelder und Spätburgunder auf Liebhaber.
Auch kulinarisch hat Wackerbarth einiges zu bieten: Das zum Gut gehörende Gasthaus ist auf eine feine deutsche Küche spezialisiert.
Bleibt abzuwarten, wer in der Hauptstadt den Gedanken zur inspirierenden Runde aufgreift und an die genussvollen Traditionen sächsisch preußischer Geschichte anknüpft. Das Sächsische Staatsweingut würde schon dafür sorgen, dass der notwendige Weinnachschub gewährleistet wäre.
Leckere Rezepte zu einem guten Glas Wein finden Sie unter der Rubrik Gourmetrezepte oder Rezepte für alle Tage
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Dr. Michael Polster / Schloß Wackerbarth