Rømø. Sie ist nur einen Katzensprung von Sylt entfernt, und doch ist die dänische Insel Rømø eine ganz andere Kulisse für Menschen, die sich am Meer erholen wollen. Keine Spur von mondänem Leben, keine großen Hotelkomplexe, der Natur ist der Vorrang eingeräumt. Folgen Sie uns auf Austern-Safari ins Watt…
Rømø ist als Nordseeinsel nicht eben klein und bietet mit einer Ausdehnung von Nord nach Süd immerhin eine Strecke von 16,8 Kilometer. Breit ist die Insel zwar 5,7 Kilometer, davon entfallen zur Freude der Gäste aber viele hundert Meter auf die Strandabschnitte.
Einen ähnlichen Strand suchen die Urlauber in Deutschland vergebens – Strandsegeln, Reiten, Drachenfliegen, Surfen und Kiten sind nur einige der beliebten Freizeitbeschäftigungen, die von Havneby bis Lakolk stattfinden.
Das einzigartig Schöne ist indes, dass der Strand mit dem Auto befahren werden kann. Dabei stören die Autos keineswegs bei den Freizeitaktivitäten, denn Platz ist mehr als genug. Der Untergrund ist feinsandig und fest, so dass ein Risiko für die fahrbaren Untersätze nur durch Sturmfluten besteht.
Da die Insel mit den vielen Ferienhäusern von Deutschland aus auf dem Landweg zu erreichen ist, sollte ein Abstecher in die malerische Stadt Tønder auf jeden Fall eingeplant werden.
Mit einem Museum für Kunst und Möbeldesign, einer skandinavisch typischen Innenstadt mit kleinen Gassen und niedrigen Häusern sowie einer alten Apotheke, die Kultstatus erlangt hat.
Als Erik Tygesen die ehemalige Apotheke kaufte, richtete er dort aus Vorliebe zur Weihnachtszeit über mehrere Etagen ein Weihnachtshaus ein. So festlich, dass es ganzjährig geöffnet ist und zum Besuchermagneten wurde. Ob Spezialitäten für den Gabenteller oder Schmuck für Haus, Baum und Wohnung – hier gibt es die abenteuerlichsten Dinge für das Fest zu Liebe zu kaufen.
Wirtschaftliche Bedeutung erlangte die kleine Stadt Sønderjyllands weltweit durch den Möbelbau, der hier auch heute noch intensiv betrieben wird.
Zwischen Tønder und Rømø, nimmt die Ortschaft Møgeltønder die Möglichkeit wahr, die Besucher vom Charme dänischer Baukunst zu überzeugen.
Bildhübsche Häuser an den Pflasterstraßen und das Schloss Schackenborg mit Park und Schlosskrug faszinieren durch eine viel bestaunte Harmonie in der Landschaft.
Die Marschlandschaft indes lässt sich hervorragend aus Skærbæk betrachten. Dort wurde im vergangenen Jahr das Marsk-Camp gebaut, das neben der Vermittlung von Wissen über Marsch und Landschaft auch einen 25 Meter hohen Tower aufweist, von dem aus ein großzügiger Blick über die Marsch bis nach Rømø möglich ist. Ein erstklassiges Restaurant, Minigolfbahnen und ein Stellplatz runden das Areal ab.
Vogelschwärme
Die Dänen bieten in der Saison täglich Ausflüge zur „Schwarzen Sonne“ an. Bei diesem Phänomen sammeln sich Stare aus Skandinavien in der Marsch, um gemeinsam zu übernachten und später weiter in den Süden zu fliegen.
Teilweise treffen bis zu Millionen der Vögel in den Schilfgürteln der Marschlandschaft ein, um den Himmel mit Formationsflügen zu verdunkeln. Nicht nur für Dänen ein gern gesehenes Schauspiel unter fachlicher Begleitung. Eine Tour macht man am besten mit „Sort Safari“ bei fachkundiger Begleitung.
Nicht weniger Interessant sind die Angebote auf Rømø, naturverbunden und spannend zugleich. Dafür lohnt es sich, das Tønnisgård Naturcenter zu besuchen, das seit Jahren von der engagierten Bente Bjerrum geleitet wird und unterschiedliche Expeditionen in die Natur anbietet.
Austern-Safari
Über 15.000 Besucher zählt jährlich das Naturcenter, 3.000 davon nehmen an den Austern-Safaris teil. Diese etwas schlammige Angelegenheit durch das Watt, vornehmlich in Juvre, wo die erreichbarste der 30 Austernbänke der Insel liegt, findet bei Ebbe und in Gummistiefeln statt.
Fachkundige Mitarbeiter des Naturcenter wie der Biologe Jeppe Brander Christensen führen in die Austernbänke, die sich im Watt angesammelt haben.
Die invasive pazifische Art ist in der Nordsee nicht gewollt und so sind die Dänen nicht unglücklich über Menschen, die sich die wohlschmeckenden Muscheln aus dem Watt sammeln und diese mit speziellen Messern öffnen, gleich an Ort und Stelle verzehren, oder eine spätere Grillmahlzeit damit planen.
Die Austern lassen sich übrigens hervorragend mit Zwiebeln, Äpfel, Zitrone, Nüssen und anderen Zutaten in ihrem Geschmack variieren, bevor sie gegart den Grill wieder verlassen.
Auch für diesen Ausflug in die Kulinarik haben die Fachkräfte des Naturcenter Tønnisgård einige Varianten vor Ort im Angebot.
Abtauchen in Bunkern
Ein paar Meter weiter wacht übrigens nicht nur der einzige Polizist der Insel Rømø über die etwas mehr als 500 Einwohner, gemeinsam mit seiner Gattin betreibt er das Café Hattesgaard. Ein El Dorado für Freunde der südjütländischen Kaffeetafel mit ihren über 40 Spezialitäten wie auch für Jäger antiker Kostbarkeiten.
Während der Abstecher in die Welt der gebackenen Gaumenschmeichler generationsübergreifend ist, lässt sich im Naturcenter auch eine geführte Bunkertour buchen.
„Wir haben auf Rømø 52 Bunker aus dem 2. Weltkrieg. Davon sind einige begehbar, für andere haben wir einen Schlüssel, um ins Innere zu gelangen“, erregt Bente Bjerrum die Aufmerksamkeit der jüngsten Inselgäste.
Nichts scheint spannender, als die Ergründung der Bunker, die teilweise nur durch enge Schächte erreicht werden können und somit schon die Gewichtsklassen ihrer Besucher vorsortieren. Anhand von Skizzen lässt Bente Bjerrum Einblicke in die Verwendung und strategische Bedeutung der einzelnen Bunker zu.
Wenn die jüngsten Gäste der Insel es dann nicht bei Drachenfliegen, Sandschaufeln, Baden, Safaris und leckerem Softeis oder Pølser belassen wollen, lockt das Legoland zum Tagesausflug.
In knapp eineinhalb Stunden ist der Kindermagnet von Billund von Rømø mit dem Auto erreichbar. Die Vielseitigkeit des Parks hat sich von den technischen Darstellungen aus kleinsten Bausteinen über die Ninja-Abenteuer bis hin zu attraktiven Fahrgeschäften eine Reihe von Unterhaltungsformen einfallen lassen, die den Besuchstag zu einem Erlebnis werden lassen. Erwachsene Besucher lassen sich vornehmlich von den einfallsreichen Darstellungen von Szenen unterschiedlicher Länder und Städte faszinieren.
Sollte das Wetter einmal für längere Zeit unfreundlich zu den Gästen sein, wird die Stimmung auf Rømø schnell im Enjoy Resorts aufgehellt. Das Schwimmbad mit der großzügigen Spa und Wellnessabteilung, Saunen und sogar Fisch zum beknabbern der Füße lässt die Zeit unter Dach schnell vergessen.
Das überragende Angebot der Insel ist aber die Natur, die mit Heide, Marsch, Bewaldung, Watt, Strand und Wanderwegen für Fahrradfahrer und Fußgänger das dänische Gefühl von Hygge einprägsam vermittelt. Infos unter www.visitsonderjylland.de.
Text: Kurt Sohnemann
Fotos: Kurt Sohnemann
