Wie eine Skulptur im Park wirkt das Foodparc Brix 0.1, ein trendiges Restaurant in Brixen, Südtirol. Hier kocht Ivo Messner und sein Kompagnon und Gastgeber Philipp Fallmerayer kümmert sich ums große Ganze.

 (öffnet in neuem Tab)Das Besondere der architektonischen Hülle des Südtiroler Restaurants zeigt sich erst bei Dunkelheit: Im Lidopark liegt es lauschig inmitten von Bäumen. Nachts verwandelt sich der filigrane Pavillon in eine Laterna Magica, deren Licht vom Wasser ringsum reflektiert wird.

Architekturpreise für das Restaurant in Brixen

Das Restaurant Brix 0.1 liegt inmitten des Lidoparks von Brixen, südlich des Stadtzentrums, und ist direkt an einem Teich positioniert. Eine trichterförmige, dreidimensionale, perforierte Stahlbauhülle umhüllt das Restaurant wie ein Blätterkokon. Die großzügige Glasfassade ermöglicht den Gästen den Panoramablick auf See und Park. Innen- und Außenräume scheinen zu verschmelzen. Der Übergang zur über dem Wasser schwebende Außenterrasse wirkt fließend. „Die Idee, die charakteristische Konstruktion der Gebäudehülle aus Corten-Stahlplatten als Decke ins Innere des Gebäudes fortzusetzen, macht den Speiseraum unverwechselbar“, so lautet das Urteil der Jury des Deutschen Designpreises, den Restaurant Brix 0.1 gewann den Architekturpreis des Iconic Awards und 2018 den German Design Award, den Markus Tauber von Architectura 2018 für das Objekt gewann. Ebenso ist der renommierte Iconic Awards, den Architekturpreis vom Deutschen Rat für Formgebung, unter weiteren Preisen zu erwähnen.

Der Lidopark in Brixen

Von der Terrasse aus fällt der Blick auf ein Biotop mit Teich und Spielplatz. Der Lidopark wurde bereits im 19. Jahrhundert um einen ehemaligen Abschnitt der Eisack gebaut, der heute den See an der Eisack-Promenade und dem Talradweg Brenner-Bozen bildet. Seit 2016 gedeiht das Restaurant Brix 0.1 unter dem filigranen Blätterdach aus Corten-Stahl, inklusive Café, Bar und Eis vom Kiosk.

Showküche und Gastro-Pub

Im Inneren verwandelt sich das Lokal abends in ein Gastro-Pub. Die gastronomische Idee der Südtiroler Köche Ivo Messner und Philipp Fallmerayer entstand bereits 2013 und hat nicht nur die Stadt, sondern auch die Bank überzeugt. Voraussetzung für den Pachtvertrag war die Bereitschaft in das seit 13 Jahren verwahrloste Lokal im Stadtpark zu investieren. Das architektonische Projekt von Markus Teuber wurde 2016 innerhalb von vier Monaten komplett neu gebaut.

Der Gast genießt den Aufenthalt in den lichtdurchfluteten, hohen Räumen, die eine offene Showküche mit der imposanten Barzeile verbinden. Das Raumkonzept fügt sich ebenso wie das Äußere des Gartenpavillons organisch in die umliegende Natur ein.

Junge Wilde: Ivo Messner & Philipp Fallmerayer

Ganz klassisch haben die Freunde mit 15 Jahren ihre Kochlehre absolviert. Ivo Messner hat in namhaften Adressen in Südtirol wie dem Hotel Elephant, einem renommierten Hotel Restaurant in Brixen, sowie im Restaurant Gretl am See (Kalterer See) gearbeitet. „Dann bist du 21 Jahre alt, unzufrieden und fragst dich, was kommt jetzt?“, erinnert er sich. Für ein halbes Jahr gingen sie gemeinsam nach Dubai ins Jumeirah Beach Hotel Dubai.

Zwei Jahre haben die beiden Freunde mit dem Südtiroler Drei-Sterne-Koch Norbert Niederkofler gearbeitet und weltweit Inspirationen eingeholt. Ihre Küche lebt von ihren kulinarischen Abenteuern rund um den Globus. Dabei sind auch ihre Aufenthalte in Asien, Australien, Kasachstan und in der Schweiz berücksichtigt.

Slow Food & Fusionküche

Schließlich haben sie sich aber entschieden, dass sie die Selbständigkeit als Gastgeber in der Heimat einer internationalen Karriere als Spitzenköche vorziehen. „Zuhause ist zuhause, da ist es am schönsten“, lautet das Fazit des Familienvaters.

Während Philipp Fallmerayer sich um Organisation und Buchhaltung kümmert, ist Ivo Messners Welt die Küche, inklusive Personal und Wareneinkauf. „Regelmäßig besprechen wir uns und teilen Aufgaben ein“, erklärt er.

Mit seinen Mitarbeitern kocht er in der Küche und im großzügigen Frontcookingbereich saisonale Gerichte, inspiriert „von ganz fern und ganz nah“. Die Küchenphilosophie ist produktbezogen.

„Wir kochen unser eigenes Ding. Jung, neu, raffiniert, aber ohne Firlefanz“, sagt er. Sie sehen sich beide als Perfektionisten, getrieben von der Leidenschaft für ehrliche Gerichte. Kochen geht für sie nur mit Liebe, Fingerspitzengefühl und möglichst wenig Spielerei.

Ausgefallene Speisen und Drinks rund um die Uhr

Die klare Linie zieht sich durch: vom Brunch am Wochenende zum Private Dining, vom Morgenkaffee zum Dessert um Mitternacht. Was sind schon zehn Minuten Wartezeit für ein Zitronen-Meringue-Schokotörtchen mit Rhabarber- und Zitronensorbet? Dazu – mal ungewöhnlich – empfiehlt er Süßwein aus St. Michael Eppan oder einen Frozen-Erdbeer-Daiquiri.

Das Menü davor könnte so aussehen: Als Starter ein Signature Aperitif mit Gin, Mangound Lime, eine kalte Vorspeise mit Thunfisch, Miso, Edamame, Sojasprossen und Schalotten, dann ein Zwischengang mit Miesmuscheln in grüner Currypaste, Kokosmilch, Limette, Koriander auf Baguette. Für die hausgemachten Cavatelli allo Scoglio, Nudeln mit Mies- und Venusmuscheln, Garnelen und Tintenfisch oder Gerichte wie Trüffel-Tagliolini ist eigens ein italienischer Koch zuständig.

Als Hauptspeise lockt der Adlerfisch mit Artischocke und Olivenpulver. Ein Publikumsrenner ist das Dry Aged Rindersteak. Das drei Monate abgehangene Fleisch stammt von einer lokalen Metzgerei.

Allerdings bekommen sie für ihre Fusion-Weltküche nicht alles in Südtirol. „Wir kaufen Mango aus Thailand und ich koche Thai-Currys, weil ich zu dieser Küche eine enge Beziehung habe“, erklärt Ivo Messner.

Aber wenn etwas in ihrer Heimat wächst, dann ziehen sie es immer vor. So kommt vieles vom gemüse beispielsweise aus den eigenen Gemüsegärten der großen Familie.

Text: Verena Wagner
Fotos: Daniel Töchterle (Brix 0.1(, Verena Wagner


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