Heute geht es weiter durch die facettenreiche Region des Vogtlands. Wir entdecken weitere kulturelle Perlen… auf unserer Fahrt von Gera nach Schleiz und Schloss Burgk. Die ausdrucksstarke Landschaft bietet für jeden Geschmack viel – sei es Geschichte , Kunst, oder regionale Köstlichkeiten zum Genießen.
Gera – ein Stadtspaziergang
Wir machen einen Abstecher in die über 1.000jährige Otto-Dix-Stadt Gera, drittgrößte Stadt Thüringens, am Ufer der Weißen Elster. Bis heute haben sich in Gera, dem nördlichen Tor zum Vogtland, bedeutende Anlagen des reußischen Fürstenhauses erhalten.
Unsere Empfehlung ist, den Spaziergang am prächtigen Jugendstiltheater zu beginnen. Der Weg führt über den Springbrunnen zur Orangerie – einem repräsentativen Bau des Spätbarock und heute Domizil der Kunstsammlungen.
Durch die Küchengartenallee erreicht man die Fußgängerbrücke über die Weiße Elster und die altehrwürdige Marienkirche. Dahinter befindet sich das Otto-Dix-Haus, das sich dem Leben und Schaffen des berühmtesten Künstlersohns und weltbekannten Malers und Grafikers der Stadt widmet. Auf dieser innerstädtischen Flaniermeile laden unzählige Cafés und Restaurants zum Verweilen und Genießen ein.
Ein Abstecher lohnt zum Haus Schulenburg, das nach Plänen des berühmten Architekten und Designers Henry van de Velde 1913-15 entstanden ist. Gebaut wurde die eindrucksvolle Villa für den Geraer Textilfabrikanten, Orchideenzüchter und Kunstmäzen Paul Schulenburg. Es wurde in privater Initiative aufwändig originalgetreu restauriert und ausgestattet.
Die restaurierte Villa beherbergt ein Museum mit einer weltweit bedeutenden Sammlung von Buchgestaltungen, Veröffentlichungen, originalen Möbeln, Stoffmustern sowie Kunst aus dem geistigen Umfeld Van de Veldes.
Entspannung und Kräftigung bietet uns das am Rande des historischen Stadtteils Untermhaus gelegene ***Superior Hotel Zwergschlösschen. Hier kann man die klassische Thüringer Küche, angerichtet mit einer Prise moderner Gutbürgerlichkeit und einer großen Portion gelebter Gastlichkeit genießen.
Durch seine nahe Lage zu den Zwergenhöhlen zwischen Milbitz und Untermhaus ist das Zwergschlösschen eng mit der bekannten Geraer Sage über den Zwergenkönig Coryllis verknüpft.
Wandmalereien im Eingangsbereich des Restaurants zeigen Teile aus dieser Sage. Sie stammen aus der Erbauerzeit von 1870 und konnten bei Renovierungsarbeiten im Jahr 2005 freigelegt und restauriert werden. Nach einer erholsamen Nacht in einem der Themenzimmer des Hauses und einem reichhaltigen Frühstück geht die Reise weiter nach Schleiz.
Schleiz und Schloss Burgk
Die Stadt Schleiz wird 1232 erstmals urkundlich erwähnt. 1297 erhielt sie das Stadtrecht, und ist heute die Kreisstadt des Saale-Orla-Kreises. Anziehungspunkt Nummer eins ist das Schleizer Dreieck, die älteste Naturrennstrecke Deutschlands. Das erste Rennen wurde hier 1923 durchgeführt. Jährlich stattfindende internationale Rennveranstaltungen begeistern zahlreiche Zuschauer.
Wie Gera und Greiz ist auch Schleiz am westlichen Rand des Vogtlands eine ehemalige reußische Residenzstadt.
Unser Stadtspaziergang beginnt am ältesten Gebäude von Schleiz: an der Stadtinformation “Alte Münze” auf dem Neumarkt. Hier gibt es auch eine kleine Galerie zu besichtigen. Auf der anderen Seite des Neumarkts befindet sich das Café Ried’l, das zweitälteste Kaffeehaus Deutschlands (1777). Hier kann man die Schleizer Spezialität Baisertorte genießen.
Über das Apothekergässchen gelangen wir auf den Schlossberg. Vorbei an der Stadtkirche St. Georg geht es nun zum Rutheneum, wo eine Ausstellung Leben und Wirken von Konrad Duden vermittelt. Empfehlenswert ist, den Stadtrundgang mit dem Besuch der Bergkirche zu verbinden, die sich am nördlichen Stadtrand befindet.
Schloss Burgk, hoch über der Saale gelegen, ist eine der am vollständigsten erhaltenen Burganlagen auf dem Kulturweg der Vögte. Die Vögte von Gera bauten die Burg im 15. und 16. Jahrhundert aus mit Palas, Kapelle, Bergfried, Torhaus, zwei Wallgräben und einer starken Schildmauer samt Eckbastion und Flankierungsturm.
Nach dem Aussterben der Geraer Vögte erbten die Reußen die Anlage und nutzten sie als Residenz, später als Sommerfrische und Jagdschloss. 1952 wurde das Museum eingerichtet, das seitdem kulturgeschichtliche und künstlerische Ausstellungen zeigt. Die 1743 von Gottfried Silbermann geschaffene Orgel in der reich geschmückten Schlosskapelle wird regelmäßig für Konzerte genutzt.
Schloss Burgk ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in die waldreiche Umgebung, etwa zum romantischen Sophienhaus, zur Talsperre Burgkhammer oder zur überdachten Holzbrücke, die unterhalb des Schlosses über die Saale führt.
Unweit von Schloss Burgk liegt ein ehemaliger Gutshof, der mit viel Liebe zum Detail zu einem Hotel, dem Piccolo Gräfenwarth umgebaut wurde. Die Küche serviert eine Auswahl an kulinarischen Köstlichkeiten, darunter kreative Delikatessen und mediterrane Spezialitäten. Neben dem Restaurant lädt der hübsch gestaltete Innenhof mit Biergarten zum Verweilen ein.
Jede Erkundung hat auch einmal sein Ende. Auszugsweise konnten wir der Spur des Genusses im Vogtland folgen, vieles blieb unentdeckt, doch aufgehoben ist nicht aufgeschoben – für unsere nächste Vogtland-Reise.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: ArchivTVV-TinoPeisker / Orangerie ArchivTVV-TinoPeisker / Theater ArchivTVV_S.-Theilig / Haus Schulenburg ArchivStadtGera-SteffenWeiß / Archiv_HotelZwergschlösschen / Schleiz Alte Münze ArchivTVV-M.Walther / Burgk_Saaleturm_T.Peisker_Archiv-TVV / Schlosskapelle_ArchivTVV-TinoPeisker / Schlafzimmer_ArchivTVV-JanettSchindler / Sophienhaus_ArchivTVV-JanettSchindler