„See Europe in 10 days“ ist ein gängiges Urlaubsformat für Japaner. Warum sollte ein eiliger deutscher Tourist nicht einmal „Japan in fünf Tagen“ versuchen?  Also sehen und kennenlernen, was Europäer mit Japan hauptsächlich verbinden: Tenno, Geisha, Fujiyama, Sushi, Sake, Kimono, Sony und Shinkansen, Tokio, Kyoto, Osaka. Schafft man das wirklich in so kurzer Zeit? Wir haben es ausprobiert.

 Als wir kurz nach 10 Uhr an Tag eins in Tokio landen, sind wir optimistisch. Der Flug war zwar lang, gut elf Stunden hat er gedauert. Doch die Nacht an Bord der Turkish Airlines 777-Boeing war komfortabel und entspannt, wir sind durchaus munter und zum Sightseeing der harten Art bereit.

Doch schon auf dem Weg ins Hotel dämmert uns, dass es uns Japan nicht leicht machen wird: Die Wege durch den Ballungsraum Tokio mit seinen 35 Millionen Bewohnern sind elend lang, die Straßen chronisch verstopft.

Reisebericht: Japan in 5 TagenSchwebe- und Untergrundbahnen sind zwar schnell und vollklimatisiert, an den Fahrkartenautomaten mit vielen japanischen Schriftzeichen die richtigen Tickets zu ziehen, aber ist für Fremde ein Ding der Unmöglichkeit.

Moderne Zeiten in Tokio

Ohne einheimischen Führer geht in Tokio wenig. Der Tourenservice der Stadt hilft, mitunter muss freilich auch er passen.

Der geplante Besuch des Kaiserpalasts fällt aus, denn der Tenno öffnet ihn nur zweimal im Jahr: Am 2. Januar und zu seinem Geburtstag am 23. Dezember. Wir haben Herbst und damit das Nachsehen.

Reisebericht: Japan in 5 Tagen
Edo-Museum in Tokio: Riesengroß, aber der richtige Einstieg in die Geschichte

Guide Kawei sorgt dafür, dass wir vom kaiserlichen Japan dennoch eine Menge zu sehen bekommen: Im gigantischen Edo-Museum, das auf 30.000 m² und fünf Geschossen zu einem spannenden Spaziergang durch die Geschichte des Inselreichs einlädt.

Reisebericht: Japan in 5 Tagen
In den Ramen-Restaurants darf die Suppe geschlürft werden.

Anschließend gibt es in einem der zahllosen Schnellrestaurants eine Schale Ramen-Suppe (man kann die Nudeln und das Fleisch darin mit Stäbchen essen und darf die Brühe geräuschvoll schlürfen), und nochmal eine halbstündige Fahrt mit der Metro zum „Sky Tree“ – einem der vielen Superlative Tokios.

634 Meter misst der höchste Rundfunkturm der Welt, bis auf 450 Meter katapultieren Lifte die Besucher auf zwei Aussichtsplattformen, die einen phantastischen Blick über die Wolkenkratzerstadt garantieren. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis zum Fujiyama. Wir hatten Wolken und wieder mal Pech.

Ärgerlich, zumal unser Freund Kawei den Ausflug zum Fuji streicht, weil der doch etwas zu weit weg ist. Stattdessen gibt es eine gemütliche Bootsfahrt durch die Tokio Bay und, am zweiten Tag, ziemlich anstrengende Fußmärsche durch die Stadt.

Wer Reiskuchen und andere Kalorienbomben probieren, Souvenirs, Kimono und Elektronik kaufen will, muss viel laufen.

Durch das Asakusa- Viertel mit uralten Geschäften, die kunstvolle Fächer und edle Kimonos verkaufen; durch Akihabara, wo an jeder Ecke Kameras, Computer und Smartphones verkauft werden; vielleicht auch durch Hasajuku, wo Japans Teenies shoppen, in merkwürdige Maid-Cafés mit grell geschminkten Minirock-Mädchen gehen und nach Manga-Figuren und -heftchen stöbern.

Essen in Tokio?

Da gibt’s nur ein Auswahlproblem: Welches der 150.000 Restaurants soll’s denn sein?

Faszination Tokyo: Schwelgen unter KirschblütenEin sündhaft teures nach altjapanischer Art, oder eines, wo ein gutes Sushi gerade mal sieben Euro kostet?

Wir denken an unsere Geldbeutel und machen es billig.

Reisebericht: Japan in 5 TagenAußerdem haben wir Sushi jetzt ebenso abgehakt wie Tenno, Kimono und Hightech à la Sony.

Natürlich sehen und lernen wir auch Dinge, von denen wir vorher keine Ahnung hatten.

Dass die Plastik-Pantoffeln vor der Toilette im Hotel unbedingt vor Benutzung des stillen Örtchens angezogen werden müssen, und dass es dort auch nicht unbedingt still zugeht:

Reisebericht: Japan in 5 Tagen
Selbst die Toiletten sind in Japan oft kleine technische Wunderwerke.

Japanische WCs sind kleine technische Wunderwerke mit breiten Bedienpanels, auf denen sich Selbstreinigung, Spülung und Lufttrocknung einstellen lassen – auf Wunsch kann sogar Musik abgespielt werden.

Bitte auch beim Taxifahren aufpassen und bloß nicht die Türen per Hand zu öffnen versuchen! Die nämlich macht der Chauffeur beim Ein- und Aussteigen per Knopfdruck und Elektromotor auf.  Wer selber an den Türgriffen herumfummelt, erntet kritische Blicke vom Fahrer und ein mitleidiges Lächeln von Passanten.

Den Shinkansen, Japans superschnellen und superpünktlichen Hochgeschwindigkeitszug, schaffen wir am dritten Tag auf der zweieinhalbstündigen Fahrt von Tokio nach Kyoto.

Wunderschön: Kyoto

1.000 Jahre lang war es die Hauptstadt des alten Reiches — romantisch, ruhig und wunderschön bis heute. Wolkenkratzer wird man nicht finden, dafür Tausende

Faszination Tokyo: Schwelgen unter KirschblütenKirschbäume und Scharen von Affen im nahen Sagano-Tal und viele verträumte, mystische Orte.

Sage und schreibe 1.600 Tempel und 400 Shinto-Schreine, die zum Meditieren und Beten einladen – zu hochspezialisierten Göttern, die mal für volles Haar oder den richtigen Ehepartner, mal für schulischen oder geschäftlichen Erfolg zuständig sind.

Weil alle Götter Sake mögen, rollen Bittsteller hunderte davon in die Schreine, die mitunter dem Auslieferungslager einer Brauerei gleichen.

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Bei Matsui-Sake in Kyoto wird Reiswein hergestellt.

Touristen sollten das Reisgetränk mit einem Alkoholgehalt um die 20 Prozent unbedingt, aber mit Vorsicht probieren – am besten direkt in einer kleinen Sake-Brauerei wie dem „Matsui“ oder in einem Traditionshaus wie dem Hanaka-Hotel, das altjapanische Gastlichkeit pflegt und gern auch zum Geisha-Diner einlädt.

Spätestes dort lernt der Besucher auch, dass nicht jede Japanerin, die wie eine Geisha aussieht, wirklich eine Geisha ist. Die Damen vom ältesten Gewerbe der Welt jedenfalls sind keine; die weiß geschminkten Mädchen, die sich in den Straßen von Kyoto fotografieren lassen, meistens auch (noch) nicht.

Reisebericht: Japan in 5 Tagen
Die riesigen Bambuswälder sind beliebte Ausflugsziele der Japaner.

Es sind Maikos, eine Art Geisha-Azubis, die in jahrelangem Studium in die Kunst der Unterhaltung mit Musik, Tanz und Gesang eingeführt werden.

„Schöne Blumen, die man betrachten, aber nicht anfassen darf“, sagt Hotelchef Hanaka. Was auch für die fertigen Geishas gilt, die hoch geachtet und oft noch höher bezahlt sind. Geschäftsleute zahlen für einen Abend mit Geisha-Unterhaltung (Musik, Tanz und Spielen) locker fünf oder sechstausend Euro.

Geschichte in Osaka

So oder so: Sake und Geisha hätten wir jetzt auch hinter uns, als letztes Reiseziel steht Osaka auf dem Programm — eine Stadt, die sich wie kaum eine andere für einen Streifzug durch die Geschichte empfiehlt.

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Ein Muaa in Osaka: Die Burg des Shogun Toyotomi

Der beginnt in der alten Stadt mit ihren ehrwürdigen Theatern, Tempeln und der spektakulären Burg des Shogun Toyotomi.

Er geht weiter durch eine hypermoderne City mit ungezählten Shopping Malls und endet zwischen den Wolkenkratzern mit einem Härtetest: Einer Fahrt im gläsernen Außen-Aufzug des Umeda Sky Buildings hinauf auf 173 Meter. Wer problemlos nach unten schauen und den rasanten Aufstieg genießen kann, darf sicher sein, dass er schwindelfrei ist.

Wir kommen ohne flauen Magen zurück zur Erde, um am Abend gleich wieder abzuheben — im Turkish-Airlines-Jet Richtung Heimat.

Reisebericht: Japan in 5 Tagen
Besonders böse Geister können auch lieb sein und stehen fürs Selfie zur Verfügung.

Fünf Tage Japan (natürlich viel zu wenig) sind vorbei; gesehen haben wir alles, was wir wollten. Sogar den Fujiyama: Irgendwo zwischen Tokio und Kyoto hat er von ganz weit her ganz kurz durch die Wolken in unseren Zug gespitzt – na also!

Weitere Informationen (meistens auf Englisch) gibt es im Internet unter
www.gotokyo.org/en, unter www.pref.kyoto.jp/en, und
www.osaka-info.jp/en.
Ein Flug mit Turkish Airlines ab Frankfurt oder München kostet hin und zurück ab 900 Euro.

Holen sie sich Japan in Ihre Küche mit unseren Sushi-Rezepten.

Text: Joachim Hauck
Fotos: Joachim Hauck, E. Heinrichsdobler

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