Im 2. Teil unserer Genusstour durch Galizien machen wir uns über den Galizischen Käse und den köstlichen Wein schlau: Queso de Tetilla und Vina o vino! Durch die lange Tradition der Käseherstellung sind starke Käsecharaktere wie der Bama entstanden. Und Galizien erlebt heute eine Blütezeit seiner Weinkultur und ist eines der bedeutendsten Weinanbaugebiete in Spanien.
Käse: Denominación de Origen Protegida (D.O.P.)
Garantie für die typischen, regionalen Charakterzüge des spanischen Käses sowie die höchste Qualität der einzelnen Käsesorten ist das Schutzsiegel D.O.P. (Denominación de Origen Protegida), die von der EU amtlich geschützte Herkunftsangabe.
Hergestellt wird der Galizische Käse in kleineren, handwerklich und traditionell ausgerichteten Käsereien wie bei „Queserias Bama“ in Bama 22 km von Santiago entfernt. Hier führt Benigno Pereira Ramos die Geschäfte des kleinen Unternehmens, welches die Region mit dem beliebten Tetilla beliefert.
„Wir haben in unserem Betriebe in neue Techniken der Milchgewinnung und Käseherstellung investiert und ihn einer umfassenden Modernisierung unterzogen. Es zeigt sich, dass auch wir kleineren Käsereien mit unseren markanten Käsespezialitäten durchaus beachtliche Verkaufserfolge vorweisen können“, so Benigno Pereira Ramos zur Philosophie seines Betriebes.
Der Queso de Tetilla, der beliebteste Käse Galiziens, hat die Form einer weichen, wohlgeformten Brust – und tetilla heißt tatsächlich „kleine Zitze“.
Der Ursprung dieser originellen Form ist noch eigentümlicher als diese selbst: Am Pórtico de la Gloria der Kathedrale von Santiago gab es eine Statue der biblischen Esther mit entblößten, laut Kirchenautorität des 19. Jahrhunderts unzureichend bedeckten Brüsten. Es erging der Befehl „Brüste weg“, woraufhin dieser Teil der Statue zerstört wurde. Aus Mitgefühl entschieden die Bauern der Region, ihrem Käse zu Ehren der „entbrüsteten“ Esther diese Form zu geben.
Man serviert Tetilla gern als Tapa oder zum Dessert in kleine Würfel geschnitten mit etwas Quittenbrot (carne de membrillo). Der milde Schnittkäse besitzt ein angenehm milchiges, leicht säuerliches und am Gaumen fettreiches Aroma. Der Tetilla-Käse wird in ganz Galizien produziert und besitzt seit 1993 die geschützte Ursprungsbezeichnung D.O.P.
Viva o viño! Weine aus Galizien
Vor allem die Weißweine Galiziens genießen nationale und auch internationale Anerkennung. Galizien ist durch klimatische Bedingungen geprägt, die sich deutlich von jenen in bekannteren Weinbauregionen der Iberischen Halbinsel unterscheiden.
Der Atlantik auf der einen Seite und die Gebirgszüge der Cordillera Cantábrica sorgen für ein feuchteres und kühleres Klima. Das raue, regenreiche Klima erfordert besondere Anstrengungen im Weinbau.
Von der derzeit ca. 2.400 ha großen Rebfläche sind 90 % mit der weißen Rebsorte Albariño bestockt. Dieser Weißwein wird aus Reben hergestellt, die im Mittelalter von Mönchen vom Rhein und von der Mosel hierhergebracht wurden.
Ein typischer Albariño verführt mit seiner feinen Fruchtigkeit, die an exotische Früchte und grüne Äpfel erinnert. Lange Zeit war die Albariñorebe wenig populär. Spanien arbeitet erst seit einem Jahrzehnt in seiner Weinproduktion nach dem Motto „Qualität vor Quantität“. So können heute spanische Weine den Vergleich mit den Besten anderer Anbaugebiete standhalten.
Derzeit gibt es sechs Herkunftsbezeichnungen (Denonimación de Origen) für Weine aus Galizien. Dies sind Ribeiro, Rías Baixas, Ribeira Sacra, Valdeorras und Monterrei.
Die heute größte Bodega der Region wurde Mitte der 80er-Jahre nahe Cambados im galizischen Valle del Salnés nahe der Atlantikküste gegründet. Es wird zu 100% Albariño angebaut. Die Premiummarke der Bodega ist der Martin Códax. „Martím Códax“, war ein galizischer Troubadour des 13. Jahrhunderts. Er besang in „Las Cantigas del Amigo“ die Schönheit der Damen des Landes, die galante Liebe und den Albariño. Heute ist er Namenspate der Bodega im Herzen des Valle do Salnés, der Heimat dieses einzigartigen Weißweins.
Die Stadt Cambados ist dafür bekannt, um sich hier mit Weinen einzudecken, speziell in den Läden rund um die urige Plaza Fefiñanes, den örtlichen Hauptplatz, an dem sich ein schöner Adelspalast (pazo) aus dem 17. Jahrhundert erhebt.
Hier befindet sich auch die Bodega Palacio de Fefiñanes. Seit über 100 Jahren wird auf diesem Weingut der Albariñio de Fefiñanes produziert. Obwohl Traditionen in diesem Haus gepflegt werden, hat doch die Moderne im Keller Einzug gehalten, ganz nach dem Motto: klassisch im Konzept, aber modern in der Vinifikation.
Die eindrucksvollen Weine sind heute weit über die Grenzen Galiziens ein Begriff und die Erfolge der Bodega Palacio de Fefiñanes hat die Weingeschichte von Rías Baixas geprägt.
Seit 1919 baute der Marques de Figueroa hier als erster Albariño-Reben zu einer Zeit an, in der resistente Sorten das Land nach der Reblaus-Plage überfluteten, und erzeugte feine, in Holz fermentierte und bis zu sechs Jahren ausgebaute Weine, die viele Jahre lang in der Gegend die einzigen ihrer Art bleiben sollten. Auch jetzt, nach der Umstellung auf die Gärung in Stahlfässern, ist das Eichenaroma noch immer ein Kennzeichen von Fefiñanes.
Im westlichen Teil der Provinz Ourense erstreckt sich die Ribeiro-Lage über 3.000 ha Anbaugebiet. Das Anbaugebiet Ribeiro verfügt über 102 Weingüter (Bodegas), welche jährlich 100.000 hl Wein produzieren.
Hier befindet sich auch das Weingut „Viña Mein“: mitten in Weinbergen gelegen, ein restauriertes Landgut, das besonderen Wert darauf legt, dem Wein Zeit zu lassen. Das Ergebnis ist ein sehr aromatischer, strohgelber Wein, lebhaft und honigsüß. Viña Mein ist – zusammen mit einer Handvoll anderer Ribeiros – ein wichtiger Eckpfeiler der spanischen Weißweinszene. Die Gesamtproduktion des Weinguts beträgt nur 100.000 Flaschen.
Wollen Sie mehr über Galizien wissen? Sie finden es hier, und im nächsten Teil unseres Genussberichtes aus Galizien geht es um das Paradies der Meeresfrüchte. Klicken Sie einfach weiter.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Dr. Michael Polster / Turgalicia / pixabay (2x)