Bezaubernd schön und ursprünglich ist die heile Welt Okinawa zwischen Chinesischem Meer und Pazifischem Ozean. Wir waren in Japan und suchten nach dem Geheimnis vom langen Leben. Warum gibt es auf Okinawa so viele Hundertjährige?

Mit rund 160 Inseln ist das traumhafte Archipel in der subtropischen Klimazone seit 1879 eine Präfektur Japans. Die Japaner bezeichnen es gerne als „ihre Südsee“. Hier sind die Uhren stehen geblieben. Es gibt nur wenige europäische Touristen. Dafür Frieden und eine Welt in Harmonie mit sich selbst.

Traumstrände im Pazifik mit türkisfarbenen und blauen Meeresfluten laden Schnorchler und Taucher ein, die weitläufigen, buntschillernden Korallengärten mit  ca. 380 intakten Korallenarten zu erkunden. Die über 400 km lange Inselkette liegt auf der Höhe von Florida und Hawaii. Sie bietet viele Badebuchten und weite Strände.

Okinawa heißt wörtlich übersetzt “langes Seil”. Es wird in drei Regionen unterteilt; in die gleichnamige Hauptinsel Okinawa mit der Hauptstadt Naha und kleinen Nebeninseln, Miyako und Yaeyama-Inseln. Das warme Klima ist angenehm windig und bietet gute Voraussetzungen für Windsurfer. An der Westküste und auf Nebeninseln findet man ideale Tauchgebiete.

Okinawa

Die südlichste Insel ist nur 125 km von Taiwan entfernt jedoch 2.000 km von Tokyo. Täglich fliegt die Airline ANA ab Düsseldorf, Frankfurt und München nach Tokyo, und von dort geht es weiter in einem über zweistündigen Flug nach Naha.

Auf den Spuren des  vergessenen Königreichs  der Ryukyu-Inseln

Okinawa, das ehemalige Königreich Ryukyu betrieb jahrhundertelang friedlichen Handel mit den umliegenden Staaten wie Taiwan, Thailand, Philippinen, China und Japan. Bis zu seiner Eroberung 1609 durch die japanischen Fürsten von Satsumawar war es ein Vasallenstaat Chinas. Erst 1879 wurden die Könige abgesetzt. Okinawa wurde als Präfektur ein Teil Japans. Leider wurde das Inselarchipel 1945 im Krieg zwischen Japan und USA stark zerstört. Es stand bis 1972 unter amerikanischer Verwaltung. Mittlerweile ist es völlig wieder aufgebaut.

Lebendige Traditionen

In ihrem Herzen fühlt sich die Bevölkerung auch heute noch der alten Ryukyu Dynastie und deren Traditionen sehr tief verbunden. Die Pflege der alten Esstradition, sowie der Ryukyu-Sprache, die Kultivierung der Tänze und der Musik mit dem dreisaitigen Instrument San-Shin gehören zum wichtigsten Kulturerbe.

Durch die alte Handelstradition ist die Mentalität weltoffen und allem Neuen begegnet man mit Neugierde und Respekt.
Landet man in der Hauptstadt Naha sollte man sich ein paar Tage Zeit nehmen, die Stadt und die Umgebung der Hauptregion Okinawa zu erkunden.

Ogawa

Naha bietet ein fröhliches, lebendiges Städtebild. In den Markthallen des Makishi-Marktes findet man von leuchtend blauen, roten, grünen Fischen über Seeschlangen und Schweinsköpfen bis hin zu bei uns bekanntem Gemüse alles, was das einheimische Gourmet-Herz begehrt. Fast alle Speisen werden in Okinawa mit Katsuoboshi gewürzt. Ein Fisch, dessen Filets geräuchert, getrocknet und hauchdünn gehobelt als Gewürz in oder über fast jedes Essen kommt.

Okinawa
Katsuoboshi heißt der Fisch, dessen Filets geräuchert, getrocknet und hauchdünn gehobelt als Gewürz in oder über fast jedes Essen kommt.

Aus Lautsprechern erklingt zu bestimmten Zeiten Musik des dreisaitigen Instruments San-shin und zaubert eine wohltuende Entspannung ins Herz. Dann wiederum werden entspannende Gymnastik Übungen angeboten. Auf dem Markt und in den Straßen der folgen Menschen, in sich versunken, den kleinen sportlichen  Anweisungen.

Momentan erleben die Klänge der San-shin, gemischt mit Rock und Jazz, einen kleinen Siegeszug durch die japanischen Hitparaden.

Walhaie und Weltkulturerbe

Beeindruckend ist auch ein Besuch im Churaumi Aquarium. Es gehört zu den größten der Welt. Im Hauptbecken mit 7.500.000 Litern Wasser können die Besucher neben vielen kleineren Fischen mehrere Walhaie und Mantarochen bestaunen. Zurzeit gibt es in nur drei Aquarien der Welt Walhaie zu sehen.

Okinawa
Die Ruinen der Burg von Nakijin sind ebenfalls Weltkulturerbe.

Die alten Königsburg Shuri wurde nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg originalgetreu aufgebaut. Das Mausoleum der Könige, in der Nähe der Burg, gilt seit 2000 zusammen mit acht anderen Stätten in Okinawa als Unesco-Weltkulturerbe. Die Ruinen der Burg von Nakijin sind ebenfalls Weltkulturerbe. Von hier aus wurde zu Zeiten der Ryukyu Dynastie der Norden Okinawas verwaltet.

 

Okinawa
Kochgeschirr und Haushaltsgeräte wurden für das Geleit des chinesischen Repräsentanten mitgenommen.

Im November findet in Naha die “Parade der Gefolgsleute” statt. Der König verließ nur  selten sein Schloss. Die Königin tat dies immerhin einmal jährlich, um die Gesandten des chinesischen Kaisers vom Hafen Naha abzuholen und in den Palast zu geleiten. Dieses Ereignis wird mit Musik und Tanz in einem zweistündigen Umzug eindrucksvoll nachgestellt.

Von weisen Frauen und Priesterinnen

Überall im Land findet man Utakis, kleine heilige Orte der Ruhe, die zur Sammlung und Meditation einladen. Eine einheimische Religion ist vorhanden, aber sie folgt weder dem Buddhismus noch dem japanischen Shinto-Kult.

Okinawa

Es ist der Glaube an eine höhere Kraft verbunden mit einem Ahnenkult. Ursprünglich waren Frauen vor Jahrhunderten an der Regierung beteiligt. Später änderte sich das und die Schwester des Königs wurde die Höchste Priesterin.

Heute noch leben Priesterinnen auf  der heiligen Insel Kudaka, die immer noch das spirituelle Zentrum ist. Trotzdem die Ryukyu-Dynastie 1879 durch die Japaner entmachtet wurde, setzte sich die Religion weiter fort. In den Dörfern findet man heilige und weise Frauen, die so genannten Noro, die den alten spirituellen Handlungen weiterhin nachgehen. In dem wunderschönen Naturpark Sefa Utaki in Chinen werden auch heute noch Rituale abgehalten.

Dort befindet sich das berühmte dreieckige Felsentor. Es steht für die Schenkel der Frau, für das Leben und das Geborenwerden. Ebenso bekannt sind die Tonschalen, in denen Tropfen von der Gesteinsdecke aufgefangen werden für Voraussagungen in die Zukunft.

Ach so – Ah soo

Es ist verwunderlich in einem Land, in dem man noch nicht einmal die Speisekarte lesen kann. Un doch hört der Reisende häufig und überall, ein nahezu akzentfreies deutsches „ach so“, begleitet von einem freundlichen Nicken. Tatsächlich bedeutet das japanische „Ah soo“ die gleiche erstaunte Verwunderung wie bei uns.

Okinawa

Das Geheimnis eines langen Lebens?

Fakt ist: Auf Okinawa leben 962 Hundertjährige oder Ältere, die bis ins hohe Alter gesund sind: 836 Frauen und 126 Männer. Früher sagte man: „Das Essen ist Medizin für uns“. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die okinawesische Küche seit fast 1.000 Jahren festen Grundsätzen folgt.

Die wichtigste Grundregel lautet: Essen soll gesund und frisch sein. Eine Besonderheit ist das einheimische Gemüse Goya, auch Bittergurke oder Bittermelone genannt, das sehr viele Bitterstoffe enthält.

Ausgewogenheit ist oberstes Prinzip. Eine Abendtafel in Okinawa enthält immer salzige, süße und scharfe Speisen, immer Fleisch/Fisch, Bitterstoffe bzw. Gewürze und Reis.

Was ist nun das Geheimnis der Gesundheit und Langlebigkeit? Das richtige Essen, die Inselluft, das Klima? Oder ist es die gelassene, humorvolle Mentalität, die sich nicht aufregt, die das Leben wohlwollend und tapfer akzeptiert?

OkinawaOder liegt es am Schnaps von Okinawa?

Man munkelt, daran sei auch noch der einheimische Schnaps Awamori beteiligt. Er wird nach einem jahrhundertealten Prozess hergestellt. Für die über 40 Hersteller Okinawas ist es eine besondere Kunst, bei nur vier Zutaten feine Geschmacksunterschiede herzustellen. So mancher schwört auf as Polieren der Reiskörner oder die besondere Temperatur.

Die alte Methode der Lagerung in Keramikgefäßen bringt einen noch besseren Geschmack. Demzufolge töpfert der Inhaber von Chuko, Herr Oshiro, professionell seine Keramikgefäße selber. Das Altern verläuft darin angenehmer. Der Awamori wird runder, balancierter und ist bis über 100 Jahre lagerfähig.

Bei der Geburt eines Kindes wird Awamori in ein Keramikgefäß gefüllt und mit Fuß- und Handabdruck des Babys, sowie guten Wünschen versehen. Bei Volljährigkeit bekommt man dann seinen ureigenen, wohl abgerundeten Awamori. Das gleiche gilt für Hochzeiten. Auf der Flasche vermerkt das Brautpaar einen Wunsch und sollte es nach einer bestimmten Zeit noch verheiratet sein, kann es den in Würde gealterten Awamori gemeinsam trinken.

Hier weiter lesen über Okinawas Trauminsel Ishigaki.

OkinawaText und Fotos: Marion Büstorf

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