Immersive Kunst lässt Grenzen verschwimmen. Kunst wird begehbar – sehen und eintauchen – Meisterwerke werden digital unabhängig vom Standort der Originale erlebbar. Eine Kunstausstellung ganz ohne Original-Kunstwerke? Möglich macht dies ein besonderes Ausstellungserlebnis, das an immer mehr Orten weltweit Besucher in seinen Bann zieht. Renaud Derbin ist Direktor von „Phoenix des Lumières“, das als neues digitales Kunstzentrum am 28. Januar 2023 in Dortmund Premiere feiert und u.a. Kunstwerke von Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser zeigt.

Er sagt: „Die Idee einer immersiven Kunstausstellung hat mich von Anfang an begeistert. Kunst virtuell und großflächig zu erleben, richtig einzutauchen mit allen Sinnen, ist wirklich einzigartig. Und was technisch außerordentlich anspruchsvoll ist, ist zugleich demokratisch. Denn durch die Verbindung der Werke und der Digitalisierung bringen wir den Menschen die Kunst näher – unabhängig von den Standorten der Original-Werke.“

Die Vorläufer immersiver Kunst

Immersive Räume wurden bereits in der Antike inszeniert. Beispiel für Wandmalereien, die den Raum erweitern und den physikalischen und den Illusionsraum miteinander verschmelzen ließen, ist ein Zimmer in der Villa Misteri in Pompeji, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus verschüttet wurde.

Lebensgroße, realistisch abgebildete Figuren erzählten hier bereits vor fast 2000 Jahren vom Dionysos-Kult und zogen die Betrachter unmittelbar in das Kunstwerk hinein. Als Vorläufer immersiver Raumgestaltung gelten auch die im 19. Jahrhundert beim Publikum beliebten „Panoramen“. Es handelte sich dabei um monumentale 360-Grad-Rundgemälde, die den Betrachter umschlossen und mit zusätzlichen Effekten wie Verdunklung und Musik ein intensives Erleben erzeugten.

Eintauchen mit allen Sinnen

Der Begriff „Immersion“ entstammt dem lateinischen Wort „immersio“, zu Deutsch „Eintauchen“, und wird häufig in Zusammenhang mit Computerspielen und Virtual Reality verwendet. Er beschreibt dort den Effekt, dass der Nutzer eine virtuelle Umgebung als real empfindet und vollkommen in sie eintaucht.

Mit dieser Wirkung arbeiten zunehmend auch Zentren für digitale Kunst wie „Phoenix des Lumières“ in Dortmund. Während jedoch bei der Virtual Reality ein virtueller Raum geschaffen wird, bespielen die immersiven Projektionen von „Phoenix des Lumières“ einen reellen Raum, in dem man sich bewegen kann.

Wenn Kunst eine digitale Reise antritt

Zentrales gestalterisches Mittel immersiver Kunst ist das Licht: Durch aufwendig programmierte digitale Projektionen werden die Kunstwerke intensiv erfahrbar gemacht. Auf riesige Wände projiziert und musikalisch untermalt, entfalten sie eine lebendige Wirkung, der sich die Ausstellungsbesucher kaum entziehen können. Die Distanz zum Kunstwerk löst sich auf. Besucher werden selbst Teil berühmter Gemälde und erleben sie aus neuen Perspektiven.

Eröffnung mit Gustav Klimt und
Friedensreich Hundertwasser

Den künstlerischen Auftakt bilden die Erlebniswelten von Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser. Auf über 2.000 m² Fläche sorgen rund 110 Videoprojektoren, 28 Lautsprecher und 10 Subwoofer, die großflächig die Bilder und Werke der Meister auf 5.600 m² Projektionsfläche werfen und musikalisch begleiten, dafür, dass die Besucherinnen und Besucher tief in die Welt der beiden Künstler eintauchen können.

Das neue Zentrum für digitale Kunst ist auf Dauer angelegt, die Künstler, deren Werke und ihre immersiven Welten wechseln in langen Abständen von bis zu einem Jahr.

Neues Zentrum für immersive Kunst in Dortmund, Phoenix des LumièresGustav Klimt

Ein Jahrhundert Wiener Malerei erleben, die Werke von Gustav Klimt (1862 – 1918) und seiner Nachfolger mit Emotionen verknüpfen, umgeben von einer Fülle von Porträts, Landschaften, Akten, Farben und Goldtönen – das ist das Konzept von „Phoenix des Lumières“.

Die Besucher werden eingeladen, ikonische Werke wie Klimts „Der Kuss“ großformatig zu bestaunen und die Meisterwerke aus neuen Perspektiven zu betrachten. Klimt war die treibende Kraft in der Wiener Secession, einer Bewegung, die zum Ziel hatte, die europäische Kunst aufzurütteln und den Weg für die zeitgenössische Malerei zu ebnen.

Kreiert haben dieses immersive Kunst-Erlebnis Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi, die musikalische Untermalung stammt von Luca Longobardi verantwortlich für das Design von Grafik und Animation zeichnet Cutback Production: Culturespaces Digital®.

Friedensreich Hundertwasser

Die Ausstellung „Hundertwasser: Auf den Spuren der Wiener Secession“ lässt Besucher in das Werk des Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) eintauchen.

Der Maler und Architekt trat in die Fußstapfen der Wiener Secession, die einige Jahrzehnte zuvor entstanden war. Hundertwasser war stark von der künstlerischen Revolution beeinflusst, die Klimt ausgelöst hatte, um der Kunst neues Leben einzuhauchen.

Seine Gemälde und architektonischen Werke sind von einem tiefen Respekt vor Mensch und Natur geprägt. Wie Gustav Klimt verzichtet Hundertwasser auf die Perspektive und setzt stattdessen auf eine Abfolge von Ebenen.

Er wendet sich von den geraden Linien ab und zieht ausdrucksvolle Striche vor, die unregelmäßige Formen entstehen lassen.

Die Ausstellung wurde von Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto und Massimiliano Siccardi konzipiert, das Design für Grafik und Animation kommt von Cutback Production: Culturespaces Digital®.

Journey

Die Ausstellung „Journey“, zu Deutsch „Reise“, führt hin in die Welt der zeitgenössischen Kunst. In der „Journey“ begeben sich die Besucher auf eine digitale, experimentelle Reise zur Erforschung der Entstehung von Photonen, einem der Hauptelemente des Lichts.

Dabei begleiten sie den Weg der Photonen durch die einzelnen Schichten des menschlichen Auges: Von der Iris, durch den Glaskörper, weiter über den Sehnerv, bis sie schließlich die Neuronen erreichen und in elektrische Signale umgewandelt werden.

„Journey“ visualisiert auf ungewöhnliche und faszinierende Weise den Umwandlungsprozess der Photonen in eine Energieform, um so vom Gehirn wahrgenommen werden zu können. Das Konzept und Design der Ausstellung stammen von Nohlab und wurden von Culturespaces Digital® produziert.

Die Location: eine Gasgebläsehalle aus dem 19. Jahrhundert

„Phoenix des Lumières“ wird gezeigt in einer Halle aus dem 19. Jahrhundert, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Gasgebläsehalle für die Hochöfen des Stahlwerks Phoenix-West genutzt wurde.

Sie bietet mit ihren dreizehn Meter hohen Wänden und einer Fläche von 3.000 m² die richtigen räumlichen Voraussetzungen für das Projekt.

Für das emotionale Raum- und Klang-Erlebnis auf über 2.000 m² Fläche sorgen rund 110 Videoprojektoren, 28 Lautsprecher und 10 Subwoofer, die großflächig die Bilder und Werke der Meister auf 5.600 m² Projektionsfläche werfen. Neben der Ausstellungshalle mit Pavillons gibt es für die Besucherinnen und Besucher auch Bildungsbereiche und einen Selfie-Raum zu erkunden.

Immersive Kunst: von Frankreich in die Welt

Culturespaces eröffnete mit „Atelier des Lumières“ das erste immersive Zentrum seiner Art in Paris im Jahr 2018. Seitdem sehen dort jährlich über 1 Million Besucher und Besucherinnen die digitalisierten Kunstwerke von Vincent van Gogh, Claude Monet, Gustav Klimt und Salvador Dalí und tauchen in die immersiven Erlebniswelten ein. Aufgrund der sehr guten Resonanz baute Culturespaces sein Angebot national und international aus und ist seit 2022 auch an Standorten wie Amsterdam (Fabrique des Lumières), New York (Hall des Lumières) oder Seoul (Théâtre des Lumières) vertreten.

Tickets für “Phoenix des Lumières” können bereits online über www.phoenix-lumieres.com gebucht werden.

Fotos: Klimt-working-drawing-of-The-Stoclet-Luisa-Ricciarini © Bridgeman-Images / Klimt_Friends © SIMUS-PhDL / Journey © Culturespace/Marijn-van-Laerhoven

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