Familienurlaub einmal anders erleben Kinder und Eltern im Bergwaldprojekt für Familien vom Alpenverein Österreich im steirischen Naturpark Sölktäler. Eine Gruppe naturbegeisterter Familien unterstützt jeden Juli im Naturpark Sölktäler in der Steiermark Almbauern bei ihrer Arbeit. Organisiert wird das Familien Bergwaldprojekt vom Österreichischen Alpenverein.


20 Teilnehmende aus Berlin, Heidelberg, Wien, Innsbruck, St. Pölten und Linz kommen zum Familien-Bergwaldprojekt des Österreichischen Alpenverein in den Naturpark Sölktäler. Sie treffen sich jedes Jahr im Juli in St. Nikolai im Sölktal, beim Gamswirt.

Das beschauliche Naturpark-Dorf bildet den Startpunkt, um mit den engagierten Betreuer*innen gemeinsam Almen zu schwenden. Das bedeutet konkret, die Wiesen und Weidegründe in Hanglage „zusammenzuräumen“. Erwachsene und Kinder packen gemeinsam an, um die von den Bauern mit der Motorsäge geschnitten Äste wie zum Beispiel die der wuchernden Grünerlen auf Haufen zu werfen.

Einatzorte vom Bergwaldprojekt im Naturpark Sölktäler sind die Winkleralm und deren betreute Gebiete sowie die Gründe der Bräualm von Ästen und Steinen zu befreien. Sogar ganze entwurzelte Bäume zeigen die entfesselte Naturgewalt der im Winter zuvor ins Tal gegangenen Lawine. Diese Spuren heißt es Sommer für Sommer zu beseitigen, damit Kühe und Pferde die Futterfläche wieder voll nutzen können.


Auch das Beseitigen von Beikräutern, die für das Vieh giftig sind und nicht gefressen werden, ist wesentlich, damit diese nicht überhandnehmen. Das sind vor allem Disteln und das Jakobskreuzkraut. Kinder, Jugendliche und Erwachsene leisten die wertvolle Arbeit mit viel Hingabe und Sinn für Gemeinschaft.

Tage draußen im steirischen Naturpark Sölktäler

Morgens nach dem Frühstück und – für alle die mögen – Qi Gong bei Teamleiterin Friederike macht sich die Gruppe auf den Weg zur Arbeitsfläche.

Das generationenübergreifende Team investiert Ehrgeiz, Teamgeist und Freude in die körperlich durchaus anstrengende Arbeit. Schön ist es, zu beobachten, wie auch die Kinder kräftig mitanpacken. Der Geäst-Haufen wächst und mit ihm der Stolz über die geleistete Handarbeit.

Danach ist dann auch jeden Tag Zeit für eine wohlverdiente Jause auf der Alm mmit Kuchen und Erfrischungsgetränken. Die Kinder schließen schnell Freundschaften und verschwinden im Stall. Höhepunkt der Woche ist der Grillabend am Lagerfeuer.

Naturpark Sölktäler: Bergwaldprojekt für Familien„Besonders leicht ging die Arbeit von der Hand, als wir uns zu einer Kette formierten und das Geäst von Person zu Person weitergaben. Durch das gemeinsame Tun sind wir schnell ins Gespräch gekommen. Ich habe mich auch als „Neue“ gleich in der Gruppe aufgenommen gefühlt. Es war bereichernd, so viele verschiedene Menschen kennenzulernen und eine Woche lang miteinander ein Ziel zu verfolgen“, erzählt Elena aus Linz, die das Projekt als Pressepraktikantin unterstützt.

Familien willkommen in 2022

Für die Teilnahme ist nicht notwendig, professionelles Alm-Wissen mitzubringen. Rücksicht auf Groß und Klein ist für die gesamte Gruppe selbstverständlich. Die Helfer*innen lernen innerhalb der Woche außerdem einiges über Almwirtschaft, Flora und Fauna. Aufgrund des steilen Geländes ist es nützlich eine gewisse Grundkondition mitzubringen. Andernfalls ist man nach der Outdoor-Woche in jedem Fall um einiges fitter und entspannter!

Alminspektor Franz Bergler und Veronika Schachner-Berger, Geschäftsführerin des Naturparks Sölktäler, teilen ihr Wissen und bringen zu ihren Vorträgen sogar Pflanzenexemplare und ein Quiz mit. Disteln beispielsweise müssen samt Wurzeln entfernt werden, mähen alleine reicht nicht aus.

Daneben erfahren die Teilnehmenden auch einiges über Pflanzen und die Tiere, die unter Naturschutz stehen, wie die Birkenmaus oder der heilkräftige Arnika, hier auf dem Foto links.

Wer mitmachen möchte, kann sich ab ca. Ende Februar oder Anfang März beim österreichischen Alpenverein für das aktuelle Jahr anmelden. Aber nicht lange warten, die begrenzten Plätze sind schnell ausgebucht.

Freizeit beim Bergwaldprojekt vom Alpenverein

Der arbeitsfreie Tag in der Mitte der Woche verbringt ein Teil der Gruppe mit einer Wanderung zum Hohensee. Der andere Teil nimmt im Jesuitengarten vom Schloss Großsölk an einer Kräuterführung teil. Außerdem nehmen sie die Trögermühle in Betrieb, um dort Mehl zu mahlen.
Jede*r bäckt ein kleines Brot im gemauerten Ofen.

Für die Familien ist die Arbeitswoche in der Steiermark auf jeden Fall auch Urlaub. Das ergibt sich aus einem Gespräch am Lagerfeuer, als ein paar Teilnehmende über den Tag reflektieren. Es tut gut, etwas selbst mit den Händen zu machen und bei der Arbeit den eigenen Körper zu spüren. Alle sind gerne draußen und genießen die Zeit in der Natur.

Für viele der freiwilligen Helfer*innen bringt die Zeit hier Abwechslung und Ausgleich zum Stadtalltag. Die Bewegung draußen und die Umgebung der grünen Berge und Wasserfälle gibt Kraft.

Naturverbundenheit und Abenteuer für Familien

Der Bezug zur Natur – das ist, was viele der Eltern mit der Teilnahme am Bergwaldprojekt an ihre Kinder weitergeben wollen.

Ein sorgfältiger Umgang mit der Kulturlandschaft und eine nachhaltige Bewirtschaftung sind wesentliche Werte vom Naturpark und werden von den Helfenden weitergetragen. Das freiwillige Engagement ist eine große Hilfe für die Bauersfamilien. Sie danken den Helfer*innen täglich mit herzlicher Gastfreundschaft. Besonders wertvoll macht das Projekt der Austausch von Menschen aus der Großstadt mit der lokalen Bevölkerung.

Ein Highlight für die Kinder waren die Fahrten im Pickup des Bauern. Wer kraxelt nicht gern einmal auf einen Hänger? So ein Hänger schützt übrigens die mitgebrachte Brotzeit auch prima vor wilden Pferden.

Auch Kühe treffen wir jede Menge an. Neben vielen gleichgesinnten Menschen lernen die Familien auch Kühe und ihre Eigenheiten hautnah kennen.

Die steirische Küche ist übrigens empfehlenswert, hier kocht Johann Lafer ein Backhendl für Sie. Oder machen Sie doch noch einen Abstecher ins steirische Weinland.

 

Text: Elena Kappler / Verena Wagner
Fotos: Elena Kappler / Verena Wagner / Jonathan Otte

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