Mit einem Opernabend – Nabucco von Giuseppe Verdi – in der Arena di Verona bei herrlichem Wetter und toller Sicht auf die Bühne starteten wir in unseren Italien-Urlaub. Große Emotionen, große Momente: Phantastisch gut das Orchester, die Sopranistin und der Tenor, ebenso der temperamentvolle Dirigent. Wir haben jetzt noch Gänsehaut, wie perfekt der Chor nicht nur den Gefangenchor gesungen hat.
Mein absolutes Highlight unseres diesjährigen Verona Aufenthaltes war der Besuch der Arena di Verona zur Aufführung von Nabucco von Giuseppe Verdi.
Es war nicht unser erster Besuch der Arena, deshalb war uns bewusst, dass es ein langer Abend wird. So stärkten wir uns vor Beginn des Opernabends mit einem leckeren Abendessen in der Nähe des Platzes.
Mehr als eine Stunde vor dem ersten Gong füllten sich die Plätze auf den Steinstufen der Arena. Etwa 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn wurde der Einlass für die nummerierten Plätze eröffnet. Hier war Abendgardrobe erbeten und man konnte einige schöne Kleider bewundern.
Coronabedingt wurden nur rund 6.000 von ca. 13.000 möglichen Plätzen belegt und es wurde streng auf das Tragen der FP2-Masken, sowie auf Abstand geachtet. Es durfte nur jeder 2. Sitz besetzt werden … auch auf den Steinstufen.
Neue Technik im antiken Raum
Als im Februar das Programm für die 98. Opernfestspiele, dem Sommeropenfestival in Verona, festgelegt wurde, befand sich Italien in der dritten Covid-Welle. Aufwändige Bühnenbilder mit dem Einsatz vieler Menschen hinter den Kulissen schienen nicht möglich. Diese große Herausforderung wegen der Pandemie musste gemeistert werden. “Die Oper wird sich in diesem Jahr so präsentieren, wie sie noch nie zu sehen war.” In der Presseinfo fanden wir eine Erklärung der künstlerischen Leitung, und waren dementsprechend neugierig.
“Wir schreiben in diesem Jahr Geschichte. Es wird eine LED-Wand von fast 400 Quadratmetern geben, also einen massiven Einsatz von Technologie. Bisher waren die Aufführungen in der Arena etwas traditioneller. Nun haben wir einen Sprung nach vorne gemacht.”
Es wurden dadurch analoge Elemente mit digitaler Innovation verbunden. Diese neue Technik ermöglicht praktisch unbegrenzte Flexibilität.
Für die Projektionen und die Lichtinszenierung auf dem Rest der Bühne zeichnet D-Wok verantwortlich – eine Gruppe von Lichtdesignern, die bereits zahlreiche Opernaufführungen gestaltet hat, zuletzt auch an der Scala.
Die imposante LED-Wand stellt den Hintergrund des Dramas ohne die Handlung zu stark zu beeinflussen.
Ein weiterer Vorteil: Vor Beginn der Vorstellung und in den Pausen, erhalten die Zuschauer über die Plakatwand Infornationen über die Oper, und wunderschöne Bilder lokaler Kunst und Kultur. Diese Sequenzen wurden von der Arena-Stiftung in Zusammenarbeit mit den regionalen Behörden für Archäologie, Bildende Kunst und Landschaft, den Museen und Städten Venetiens erstellt. Eine schöne Abwechslung in den Pausen.
Eine zeitgemäße Inszenierung von Nabucco
Wir sahen eine spannende zeitgemäße Inszenierung von Giuseppe Verdis „Nabucco“.
Das Kreativteam der Arena di Verona hat Verdis Nabucco von dem antiken biblischen Bezug befreit. Es ist davon überzeugt, dass Verdi mit der Geschichte der Befreiung des von den Babyloniern gefangen genommen jüdischen Volkes einen, so die Verantwortlichen, politisch-aufrührerischen Wink mit dem Zaunpfahl geben wollte.
Über die Inszenierung und die Umsetzung des Dramas von Verdi ins 20. Jahrhundert kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Uns hat sie gefallen, und zum Nachdenken angeregt.
Das Drama des belagerten und deportierten jüdischen Volkes wurde in die Neuzeit übertragen und eine schmerzliche Parallele zur Shoah hergestellt. Die Gegenüberstellung von Verdis Oper der Shoah erinnert an die Inszenierung von Daniele Abbado an der Mailänder Scala 2013.
Die digitalen Sets entstanden in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum des italienischen Judentums und der Shoah von Ferrara (MESIS) unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums. Sie waren nüchtern, aber harmonisch in den Szenewechseln und betonten in Grautönen die Dramatik der Geschichte.
Die von der Arena Foundation of Verona kuratierte Edition fügt einige dramatische Parallelen dazu. Z.B. die im Sport erhabenen arischen Frauenkörper im Gegensatz zu dem Leiden jüdischer Frauen, allerdings ohne die Anspielung übermäßig zu betonen. Dazu kommt die Spiritualität von Verdis Oper, immer mit Blick auf die Hoffnung und das göttliche Heil.
Nicht nur die Regie erhielt stürmischen Beifall, sondern auch die Protagonisten dieser neuen Inszenierung.
Wie immer in der Arena in Verona wurden auch dieses Mal Stimmen engagiert, die es mit dem riesigen Freilichttheater aufnehmen können.
Die Oper war einfach unbeschreiblich. Das gigantische Bühnenbild, tolle Künstler und die besondere brilliante Akustik der Arena machen den Abend für uns unvergesslich.
Bilder können dieses Ereignis nicht wirklich widerspiegeln. Man muss das einfach einmal erlebt haben!
Nabucco gibt es bei dem diesjährigen Opernfestival noch am 6., 13., 20. und 26. August und am 1. September. Ab 6. August 2021 ist der Green Pass für den Zutritt zu den Vorstellungen in der Arena erforderlich. Vergessen Sie bitte Ihre FFP2-Maske nicht!
Weitere Informationen unter www.arena.it. Den Spielplan 2021 der Arena di Verona finden Sie hier.
Fotos: © Arena di Verona (1) / © EnneviFoto (5) / © Edmund Heinrichsdobler (2)
