Der wohl bekannteste Käse der Welt mit den großen Löchern kommt aus dem idyllischen Emmental. Er ist das Synonym schlechthin für Käse – der Schweizer Emmentaler „Appellation d‘Origine Protégée“, kurz AOP. Wir begaben uns auf Spurensuche ins Heimatland des “Schweizer Käse” und fuhren mit dem E-Bike durchs Emmental.
Und das Tal ist im wahrsten Sinne des Wortes mehr als nur die Ursprungsregion für einen Käse-Typ. Wer mit dem E-Bike auf den Spuren des Käses durchs Emmental kurvt, fühlt sich in frühere Zeiten zurückversetzt.
Er trifft auf spektakuläre Aussichtspunkte, nostalgische Holzbrücken, spannende Schaukäsereien, idyllische Bauernhöfe und Gastronomiebetriebe und ein Kambly Bretzeli – das auf einem über hundertjährigen Rezept beruht.
Dieser Landstrich hat auch Dichter wie den Schweizer Jeremias Gotthelf – der eigentlich Pfarrer Albert Bitzius hieß und gern als der „Shakespeare der Bauernwelt“ betitelt wird – in seinen Bann gezogen.
Seinem Lande ähnlich sei er, der Emmentaler, dichtete er schon um 1840.
Weit sei sein Gesichtskreis nicht,
aber das Nächste sehe er klug und scharf an;
rasch ergreife er das Neue nicht.
Aber was er einmal ergriffen,
das halte er fest mit wunderbarer zäher Kraft.
Zu seinen populärsten Werken gehört ‚Die Käserei in der Vehfreude‘, die von einer Emmentaler Käserei handelt.
Mit so viel Vorwissen bestückt, nahmen wir Quartier im Emmentaler Dorf Langnau im Gasthof Bären, der hier seit 1432 seine Gäste bewirtet. Die Küche setzt auf regionale, frische Produkte mit saisonal wechselnder Karte. Die Gästezimmer sind einfach eingerichtet und vermitteln den Hauch der Geschichte.
Im „Chüechlihus“ nebenan zum Bären, befindet sich das örtliche Regionalmuseum, welches einen Einblick in die Emmentaler Traditionen und Vergangenheit gibt. Es stammt aus dem Jahr 1526 und ist das älteste, weitgehend original erhaltene Holzgebäude der Region.
Mit dem E-Bike macht Radeln Spass
Am Bahnhof Langnau erwartet uns nach einer kurzen Instruktion unser E–Bike und das Radeln auf einer aussichtsreichen Route kann beginnen.
Nun geht es durch die charakteristische Emmentaler Hügellandschaft, die atemberaubende Ausblicke gewährt.
Einen ersten kurzen Stopp gibt es in der Bergkäserei Hüpfenboden von Bernhard Meier.
Von ihm lassen wir uns die traditionelle Herstellung von Alpkäse erklären. Im Käsekeller wird dann sein Alpkäse verkostet.
Weiter geht die Tour zu Kambly in Trubschachen. „Feingebäck-Kunst“ wird hier produziert und verkauft.
Das heute in der dritten Generation geführte Familienunternehmen wurde 1910 von Oscar R. Kambly gegründet und ist heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Das älteste Produkt ist das Bretzeli, das seit 1906 ununterbrochen hergestellt wird.
Rund 100 verschiedene Keksspezialitäten findet man in den Regalen des großen Verkaufsraumes.
Ob süß oder salzig, die Auswahl ist groß und es darf nach Herzenslust probiert werden.
Weiter geht die Fahrt zur Schaukäserei in Affoltern, die hier seit 1978 existiert. Sie habe mehrere Aufgaben, erklärt uns Cesare Mimo Caci von der Geschäftsleitung.
Man will hier einen Einblick in die Herstellung von Emmentaler AOP geben – sowohl in die moderne als auch in die traditionelle Art. Die vielen Besucher tragen den Namen des Emmentals in alle Welt.
Während einer sogenannten Erlebnistour durch verschiedene Räume entdeckt man die Heimat des Emmentaler AOP und wie der berühmteste Käse der Welt aus hochwertiger, regionaler Rohmilch hergestellt wird.
Zum Schluss beobachtet man durch gläsernen Scheiben, wie die Käseleibe hergestellt und im Reifekeller gelagert werden.
Die verschiedenen Käsesorten und Emmentaler Produkte können im angeschlossenen Laden gekauft werden. Appetit auf Käse? Kein Problem: im Restaurant nebenan stehen verschiedene Emmentaler Spezialitäten und Käsegerichte bereit.
300jährige Geschichte
Das Emmental und seine Kühe haben eine mehr als 300jährige Geschichte. Da es früher auf Grund der bergigen Landschaft nicht möglich war, Getreidewirtschaft zu betreiben, verlegte man sich auf die Viehzucht – und das mit Erfolg.
Besucher der Emmentaler Schaukäserei erhalten hier einen Einblick in die Käseherstellung des 18. Jahrhunderts, da wurde Käse noch über offenem Feuer hergestellt.
Der Prozess der Käseherstellung ist im Kern aber gleichgeblieben.
Eine dicke Rinde schützt ihn vor allem beim Transport. Kein Wunder, dass die ersten Käseexporte der Schweiz aus diesem Tal kamen.
Sie machten nicht nur den Käse, sondern die ganze Schweiz in der Welt als Käseland bekannt.
Region im Wandel
Die Region hat sich auch hier in den letzten Jahren stark verändert. Von den ehemals über 500 Käsereien gibt es heute noch rund 127.
Der Tourismus ist auch im Emmental das bestimmende Element. So führt uns der Weg zum Quellgebiet des Flusses, der dem Tal seinen Namen gibt, der Emme. Der Name kommt vom gallischen „ammia“, was Fluss bedeutet.
Das obere Emmental ist eine einzigartige Holzbrückenlandschaft. An der ehemaligen Kemmeri-Boden-Brücke wurde vor 300 Jahren eine Mineralquelle entdeckt.
Und seit über 180 Jahren steht hier das Kemmeriboden-Bad, ein Gastwirtschaftsbetrieb mit Badhäuschen für die Sommermonate. 1894 wurde ein Kurhaus mit Restaurant eröffnet, welches heute als Familienbetrieb in 6. Generation geführt wird.
Das Hotel Landgasthof Kemmeriboden-Bad ist heute eine Oase der Extraklasse im Emmental. Das Landhotel beeindruckt mit seiner alten Holzfassade und zeitgemäßer Inneneinrichtung. Es wird saisonale Schweizer Küche serviert.
Die Spezialität des Hauses ist die Kemmeriboden-Bad-Merängge, ein luftiges Dessert mit einem Berg von Schlagsahne obendrauf.
Es wird bis zum heutigen Tag in Handarbeit hergestellt und von der örtlichen Bäckerei Stein geliefert.
Um die Merängge frisch und knusprig zu erhalten, bis sie bei den Gästen am Tisch serviert wird, gibt es im Haus zwei Humidore mit der perfekten Temperatur von 26° C und maximaler konstanter Luftfeuchtigkeit von 20 %.
Merängge besteht aus Eischnee und Zucker und ist in Frankreich, Deutschland und Österreich als Baiser (Kuss) bekannt. Das Topping bildet, wie kann es anders sein, ein Produkt für das man viel Milch bzw. Sahne benötigt: Schlagsahne! Und deshalb schmeckt Merängge köstlich!
Zurück geht es nach Langnau, wo der Gasthof Bär schon auf uns wartet. Wir beschließen den Tag mit einem Rundgang durch den Ort, der auch durch die Leinenproduktion im 18./19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte im Kanton Bern wurde.
Fazit: Radfahren kann man immer und ganz unbeschwert zu jeder Jahreszeit und das Emmental bietet dazu auch noch Genuss pur. dmp
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Text und Fotos: Dr. Michael Polster