Jeder, der mehr vom originären Mauritius erfahren und kennen lernen will, sollte ihn nicht versäumen, den “Sunday at the Public Beach”. Die Insel ist kosmopolitisch. Der Mauritier denkt Französisch, schreibt Englisch, spricht Kreol, eine Sprache, die auf dem Französischen basiert und mit englischen, indischen, arabischen, chinesischen und afrikanischen Ausdrücken gespickt ist. Und er liebt vor allem seinen Sega.
Er ist empfänglich für den Rhythmus eines afrikanischen Tamtam, liebt die feinen Töne einer europäischen Geige, einer indischen Zither und schätzt die chinesische Laute.
Es ist normal für ihn, dass er auf dem Weg zu einer katholischen Kirche an einer islamischen Moschee vorbeikommt und mehrere hinduistische Tempel und chinesische Pagoden passiert.
Die mauritische Bevölkerung ist das Ergebnis einer langwierigen und intensiven Vermischung verschiedener Rassen, Kulturen und Religionen, wobei der indische Einfluss für unsere Augen der Auffälligste ist.
Wer sich am Sonntag auf Inselrundfahrt (siehe Mauritius: mehr als nur Sand und Strand) begibt – sei es im Leihwagen oder mit einem netten gecharterten Taxi, dem öffnen sich nicht nur Ausblicke von überirdischer Schönheit aufs Meer.
Der Strand ist für alle da, und es wird nie eng am Meer, dafür gibt es zu viele schöne Plätze für das sonntägliche Picknick mit Kind und Kegel.
Mit etwas Glück lässt sich am Public Beach schon mal beobachten, wie zum Beispiel eine sehr dunkle Kreolin anfängt ihre Hüften erst zaghaft rhythmisch zu bewegen, um dann ihren Körper dem Klang und Takt von Ravanne, Maravanne, Bobre und Tamtam unterwirft. Umher Stehende und Sitzende verfallen erst leicht, dann fester in ein Klatschen.
Ein Mann präsentiert sich als Vorsänger, mehrere Frauen fallen in den Tanz und in den Gesang ein. Wenn abwechselnd auch die Rolle des Vorsängers übernommen wird, dann ist das echter Sega!
Bilderbuchreif dazu die Kulisse: das Grün der Filaos, das weiße Riff am Horizont, das leichte Rauschen der Baumwipfel in den Passatwinden.
Vermischt mit exotischen Düften und dem Klang der sich am Riff brechenden Wellen, deren fernes Geräusch so gut zu dem Ruf der Ravanne passen…
Immer wieder hören wir die lustige Musik des Eiswagens, der bimmelt und lockt – Groß und Klein folgen dem leckeren Ruf. Auch uns schmeckt das köstliche Eis, während wir das bunte Treiebn beobachten.
Und dann ist ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang die ganze Sause beendet, alle steigen in ihre Autos und Busse, um zu den Städten des Zentralen Hochlandes zurück zu kehren.
Ich werde wiederkommen, denn während ich diese Zeilen schreibe vermisse ich das mauritianisches Feeling: mangé, boire, amizé – iss, trink, amüsier dich und geniesse den Tag, lebe jetzt, hier und heute!
Noch ein kurzer Tipp: Für eine ganz besondere Aussicht lohnt sich die kurze Fahrt ins Inselinnere zum Trou aux Cerf, einem erloschenen, kreisrunden Vulkankrater mit einem kleinen See im Schatten alter Bäume.
Vom Kraterrand lassen sich die umliegenden Zentren Curepipe, Quatre Bornes und Rose Hill bis zum Meer überblicken.
Text: Annemarie Heinrichsdobler
Fotos: Edmund Heinrichsdobler