Der Ursprung allen Kaffees liegt in den letzten Bergregenwäldern von Äthiopien.
Dort werden die wilden Arabica-Bohnen von den Bauern sorgfältig gesammelt,
an der Sonne getrocknet und Bohne für Bohne von Hand verlesen. Die Urheimat des Kaffeestrauches liegt im Herzen des Regenwaldes in dem ostafrikanischen Land in der Region Kaffa.
Die äthiopischen Berg-Regenwälder beherbergen hunderte Tier- und Pflanzenarten, von Insekten bis zu Flusspferden, von Heilpflanzen bis zu Urwaldriesen. Sie sind seit Jahrhunderten die Heimat von Menschen.
Die Wälder speichern kostbares Regenwasser, das den Gojeb-Fluss speist und Ackerland mit Feuchtigkeit versorgt. Einen Teil des Wassers verdunsten die Bäume und kühlen so das lokale Klima.
Wo der Regenwald gerodet wird, geht ein großes Ökosystem verloren, das Voraussetzung für Leben und Wirtschaften in der Region ist.
Ganz Äthiopien war Ende der 1960er Jahre noch zu 40% von üppigen Regenwäldern bedeckt. Innerhalb von knapp 40 Jahren ist dieses Reservoir an Biodiversität und kostbarem Wasser auf unter 3% geschrumpft.
Als er das 2003 erfährt, reagiert der Marketingfachmann Florian Hammerstein sofort mit Widerstand. Er kann und will den Raubbau an der Natur nicht hinnehmen und entwickelt zunächst parallel zu seinem Beruf ein Geschäftskonzept, mit dem drei Ziele erreicht werden sollen.
Der Schutz des äthiopischen Regenwaldes soll den dort lebenden Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Und Kaffeeliebhabern in Europa ein besonderes Aroma-Feuerwerk anbieten.
Wildkaffe aus dem Regenwald
Das alte Königreich Kaffa im Südwesten Äthiopiens ist die Urheimat des Kaffees. In seinen Berg-Regenwäldern wächst auch heute noch die wilde, ursprüngliche Pflanze Coffea arabica, die vor 10.000 bis 15.000 Jahren als natürliche Kreuzung aus Coffea eugenioides und Coffea canephora entstanden ist.
Coffea Arabica ist eine immergrüne Pflanze, die den Schutz und Schatten großer Bäume sucht. Natürlicherweise kommt sie vor allem in den unteren Etagen des Bergregenwaldes vor, in Hochlagen zwischen 1.400 und 2.000 Meter.
Sobald nach der Trockenzeit im Februar der erste Regen fällt, treiben die Bäume und Büsche an dünnen Ästen weiße Blüten. 9 bis 11 Monate nach der Blüte tragen die Kaffeepflanzen rote, kirschartige Früchte. Im Laufe des Jahres gibt es zwei bis drei Blütezeiten.
Anders als ihre hochgezüchteten Artgenossen auf den Plantagen trägt jeder Strauch nur wenige Rispen der tiefroten Kaffeekirschen.
In ihnen konzentriert sich ein einzigartiges Aroma, intensiv fruchtig und süßlich. Für Kenner ist Wildkaffe aus Äthiopien einer der besten Kaffees der Welt.
Bodenbeschaffenheit, Höhenlage, Niederschlagsmenge und Sonneneinstrahlung: Diese Faktoren haben Einfluss auf die Wachstumsbedingungen des wilden Coffea Arabica. Und damit auch auf den Geschmack und das Aroma der Kaffeebohnen. So schmecken manche fruchtig, andere kräftig herb, wieder andere leicht und blumig.
Die Bauern in den Bergregenwäldern sammeln den wild wachsenden Kaffee mühsam per Hand und achten auf die sorgfältige Auswahl der reifen Kirschen. Ein wichtiges Kriterium für die hohe Qualität des Rohkaffees, denn für den besten Kaffee werden nur die roten Kirschen verwendet.
Unter dem Fruchtfleisch der Kirschen befinden sich zwei grüne, steinartige Kaffeebohnen. Dank der geringen Erträge hat das Aroma der wilden Bohnen eine Intensität, die die für Plantagen gezüchteten Sorten niemals bieten könnten.
Nachhaltige Produktion
Die Kleinbauern trocknen die Kaffeekirschen auf gut belüftbaren Trockengestellen in der Sonne. Beim Trocknen beginnt das Fruchtfleisch zu gären. Dabei entstehen Substanzen, die nach der Röstung für das feine Aroma des Arabica-Kaffees verantwortlich sind.
Aus den getrockneten Früchten werden in einer Mühle die grünen Kaffeebohnen herausgeschält. Diese traditionelle Methode wird auch Fermentation genannt.
Das Verfahren steht der kommerziellen Waschung gegenüber. Bei diesem wird das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche in einem Wasserbad entfernt und somit dem Urkaffee seine wilden, würzigen und fruchtigen Noten entzogen. Hinzu kommt die Umweltbelastung durch übermäßigen Wasserverbrauch und Abwasserverschmutzung.
Die grünen Kaffeebohnen werden sowohl in Bonga als auch in Addis Abeba sortiert und per Hand verlesen. Zudem wird jede Charge Rohkaffee, die Äthiopien verlässt, von der staatlichen Kontrollstelle in Addis Abeba probegeröstet und verkostet.
Per LKW gelangt der Kaffee sackweise an die Küste und wird über den Hafen von Djibouti in Containern nach Europa verschifft.
In Deutschland angekommen, wird der Rohkaffee in ausgewählten Röstereien mittels Trommelröstung veredelt. Bei dieser traditionellen Röstung werden kleine Mengen bei niedrigen Temperaturen zwischen 180 und 240°C geröstet. Je nach gewünschtem Röstgrad kann dies 8 bis 25 Minuten dauern.
Dank dieses Verfahrens verdampft das in den Kaffeebohnen enthaltene Wasser, die Bohnen werden dunkelbraun und die rund 1.000 verschiedenen Aromastoffe entfalten sich.
Damit der Kaffee nach dem Rösten möglichst schnell abkühlt und nicht „nachröstet“, werden die Bohnen auf Kühlsieben ausgelegt und anschließend verpackt. Dabei schützt die Folien-Verpackung die Bohnen vor Sauerstoff, so dass das Aroma nicht verloren geht und die Konsumenten den vollen Kaffeegeschmack in ihrer Tasse haben.
Kooperatives Wirtschaften
Diplomkaufmann Hammerstein wollte europäischen Gourmets und Kaffeefans diesen ursprünglichen Genuss ermöglichen und gleichzeitig einen Absatzmarkt für die Kaffeebauern mit fairen Arbeits- und Lebensbedingungen gewährleisten. Deshalb gründete er mit engagierten Mitstreitern 2004 die Original Food GmbH. Sie hat ihren Sitz in der deutschen Ökohauptstadt Freiburg.
Er hat mit seinem Widerstand gegen die Zerstörung dieser Biospähre durch falsches Wirtschaften auch erreicht, dass 2010 in der Region Kaffa ein UNESCO-Biosphärenreservat ins Leben gerufen wurde. Das erste, das Wildkaffeewälder schützt.
Es gilt mittlerweile als herausragendes Beispiel für den Einklang von Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung und umfasst bis heute 760.000 Hektar Land. Das ist deutlich mehr Fläche, als das waldreiche Thüringen an Forst aufzuweisen hat.
Florian Hammerstein weiß, dass er den Waldverlust allein nicht stoppen wird.
„Ich kann meine Erfahrung und mein Wissen aus der Wirtschaft mitbringen und an die Menschen vor Ort weitergeben. Das allein reicht aber nicht, um dauerhaft etwas zu verändern. Dafür braucht es Experten in den Bereichen Naturschutz, Bildung und Entwicklung als Partner.
Deshalb arbeiten wir von Anfang an sehr eng mit Organisationen wie Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Stiftung Weltbevölkerung, Naturschutzbund Deutschland e.V. und GEO schützt den Regenwald e.V. zusammen.
So schaffen wir es, dass die Menschen vor Ort faire Löhne für ihren Kaffee bekommen, bauen Gesundheitsversorgung und Infrastruktur auf, fördern Schulbildung und Familienplanung.“
Vorbildliches Engagement
Die Vermarktung des Wildkaffees wird ausschließlich privat finanziert. Seit 2004 haben die Projektpartner mehr als zehn Millionen Euro investiert.
Auf diesem Erfolg will Florian Hammerstein sich aber nicht ausruhen. Ebenso hartnäckig wie den Schutz des Regenwaldes verfolgt er zwei weitere Unternehmensziele.
Zum einen tritt er für faires Wirtschaften ein, zahlt den Kleinbauern vor Ort faire Preise für ihre Ernte und unterstützt sie bei der Gründung von Kooperativen.
Dafür erhielt Original Food 2018 den Umweltpreis des Bundesarbeitskreises für umweltbewußtes Management (B.A.U.M) e.V.
Heute profitieren rund 60.000 Menschen in der Region Kaffa von dieser Unternehmenspolitik.
Zum anderen feilt Hammerstein immer weiter an der ökologischen Verträglichkeit seiner Produkte.
Der Name für den aus handgepflückten, reinen Wild-Kaffeekirschen hergestellten Kaffee aus dem Königreich lag nahe: Kaffa.
Auch die für das Nespresso®-System hergestellte Kaffee-Kapsel wird befüllt mit äthiopischem Wildkaffee aus zertifizierter Bio-Wildsammlung. Selbstverständlich sind auch diese Kapseln vollständig aluminiumfrei und biobasiert. Ihre industrielle Kompostierbarkeit ist nach der europäischen Norm DIN EN 13432 von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.
Und die Kapseln würdigen mit ihrem Namen „Bonga Red Mountain®“ den Bonga Forest im alten Königreich Kaffa. Mehr Infos unter www.originalfood.de
Mehr über Kaffee und köstliche Rezepte zu Kaffee finden sie in unserem Rezeptarchiv.
Text: Redaktion G&R
Fotos: © Per-Anders Pettersson/laif