Von Ayurveda bis zur Zahnbehandlung – Gesundheits- und Wellnessangebote sind aus der Hotellerie kaum noch wegzudenken. Laut einer Untersuchung der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg verfügen 89 % der deutschen 4- und 5-Sterne-Hotels über einen Wellnessbereich und überbieten sich in der Bewerbung ihrer Leistungen. Medical Wellness ist das Zauberwort.

Für aktive Senioren bieten Hotels Un­­terwasser-Aerobic oder Nor­­­­­­dic-Walking-Kurse kombiniert mit Massagen an, der Wochenendbesucher kann sich mit Beauty-Behandlungen aller Art verwöhnen lassen und auch der Tagungsgast erhält in den Hotel-Spas die Möglichkeit, sich in diversen Bädern und Saunen zu entspannen.

Die Bezeichnung “Wellness” wird nahezu für alles verwendet, was ­ir­gend­wie nach Gesundheit klingt – und dies betrifft bei weitem nicht nur Behandlungsangebote.

Kulinarisch reicht das Spektrum von Well­ness-Tees über die Wellness-Suppe bis zum Wellness-Bier.

Und: Sogar für die tierischen Begleiter der Hotelgäste wird mit speziellen physiotherapeutischen Wellness-Anwendungen gesorgt. Natürlich bei entspannender Well­ness-Musik.

Der inflationären Verwendung des anglophonen Wortgebildes versuchen einige Anbieter mit einer stärkeren medizinischen Ausrichtung zu begegnen.

Mit Medical Wellness wurde ein Trendbegriff geschaffen, mit welchem der gesundheitsorientierte Urlauber, laut European Travel Monitor (ETM) sind dies mehr als 23% aller europä­ischen Urlaubsreisenden, umworben wird.

Dabei versuchen die Hotels bereits vorhandene Leistungen zur Er­füllung der Freizeit- und Life­style­bedürfnisse ihrer Kundschaft durch eine Medizinalisierung aufzuwerten. Das Angebot reicht von der medizinischen Diagnos­tik bis zu therapeutischen Behandlungen und chirurgischen Eingriffen.

Gesundheitscheck in der ­Hotelklinik

Das Brenner’s Park-Hotel & Spa in Baden-Baden beispeilsweise kombiniert klassische Spa-Angebote mit medi­zinischen Untersuchungen und Therapien. Im Mittelpunkt steht das Prevent Diagnostik-Zentrum im Hotel mit seinen Gesundheits-Checkups.

Weitab von der Krankenhausatmosphäre können die Hotelgäste umfangreiche Untersuchungen ihres Gesundheitszustandes vornehmen lassen, ohne dabei verschiedene Ärzte aufsuchen zu müssen, lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen oder die persönliche Aufmerksamkeit des unter Zeitdruck stehenden Arztes zu vermissen.

Das internistische Leistungsprogramm umfasst u.a. Ultraschalldiagnostik der Or­gane, EKG, Blutuntersuchungen, Computertomographie oder Seh- und Gehörtests.

Well-Aging und Ästhetisch-Plastische Chirurgie

Um dem natürlichen Alterungsprozess entgegenzutreten, nutzen auch in Deutschland immer mehr Menschen die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Medizin. Auf der Basis von Laboruntersuchungen lassen sich Nährstoffmängel aufdecken und durch indivi­duelle ernährungswissenschaftliche Therapien korrigieren.

Die Ernährungsberatung ist daher auch häufig Bestandteil von Well­ness-Paketen. Einige Hotels wie das Radisson SAS Resort Wutzschleife bieten sogar ästhetische und plastische Eingriffe an.

Dazu zählen kleinere Behandlungen wie die von Altersflecken und Krampfadern oder Botox-Injektionen, aber durchaus auch Fettabsaugungen und Straffungs-OPs.

Therapeutische Behandlung im Hotel

Nach erfolgter Diagnostik und Befundbesprechung erhalten die Hotelgäste in integrierten Arztpraxen wie im Menschels Vitalresort in Bad Sobernheim oder dem Parkhotel Frank in Oberstdorf Behandlungspläne und Thera­pien.

Behandelt werden u. a. psychosomatische sowie ­vegetative Erkrankungen, ferner Allergien oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen des ­­­­Bewegungs­apparates, Stoffwech­sel­­­probleme und Magen-Darm-Erkrankugen.

Neben physiotherapeutischen Behandlungstechniken wird vor allem auf ­Verfahren der Naturheilkunde abgestellt.

Eine Untersuchung der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg hat ergeben, dass bereits 73 % der deutschen Hotelgesellschaften mit Dienstleistern wie Ärzten, Masseuren, Physiotherapeuten oder Kosmetikstudios zusammenarbeiten. So lassen sich auch die Chancen gegenüber anderen Marktteilnehmern aus dem In- und Ausland verbessern, denn am so genannten zweiten Gesundheitsmarkt (Selbstzahler- oder Privat- und Komfortmedizin) partizipieren neben den Hotels auch Kliniken und niedergelassene Ärzte, die sich zusätz­liche Einnahmen durch Privatbehandlungen erhoffen. Medical Wellness-Angebote sind auch in Zukunft die angenehme Alternative zur Gesundheitsvorsorge.

 

Text: Jens Juszczak, FH Bonn-Rhein-Sieg
Foto: Kaldewei

 

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