Honig gilt als das älteste Süßungsmittel der Menschheit. Doch in dem Naturprodukt steckt noch mehr als Süßkraft. Seine vielfältigen Inhaltsstoffe machen ihn zu einem wohlschmeckenden Heilmittel. Ein wenig Hintergrundwissen zu heilendem Honig:
Bis zum 16. Jahrhundert wurde auf der ganzen Welt fast ausschließlich mit Honig gesüßt. In grauer Vorzeit plünderten die Menschen die Nester der Wildbienen, wenn ihnen der Sinn nach etwas Süßem stand.
Erst in der Antike entwickelte sich die „organisierte Bienenhaltung“, in der die Biene domestiziert und ihr süßer Saft mit schonenden Methoden gewonnen wurde.
Die Griechen und Römer waren die ersten, die eine systematische Bienenzucht unterhielten und Wissen über die betriebsamen Wesen sammelten.
Den Honig aßen sie zum Brot oder exportierten das kostbare Gut nach Ägypten, wo es sogar als Zahlungsmittel Verwendung fand.
Wie entsteht Honig?
Honig wird nicht nur aus Blütennektar, sondern auch aus den süßen Säften von Tieren oder Pflanzen gewonnen, dem Honigtau.
Die Arbeiterbienen transportieren den Nektar in ihrem Körperinneren in der so genannten Honigblase. Dort wird er mit körpereigenen Säften und Enzymen vermischt, bevor er in die Wabenzelle gefüllt wird.
Gleich darauf saugt ihn eine andere Biene wieder ein und vermischt ihn abermals mit ihren Körpersäften. Das Spielchen wiederholt sich solange, bis der Nektar zu jenem dickflüssigen Saft heranreift, den wir als Honig kennen.
Die warme Umgebungstemperatur (um die 35°C) hilft dabei, dass Wasser verdunstet und der Honig seine typische Konsistenz erhält.
Was die fleißigen Bienen zur eigenen Nahrungsversorgung in die Wabe befördern, wird vom Imker entnommen und ausgeschleudert oder abgepresst.
Honigsorten
Honig lässt sich nach Herkunft, Sorte und Art der Gewinnung einteilen. Nach Herkunft unterscheidet man Blüten- und Honigtauhonig. Sammeln die Bienen den Nektar von Blüten, spricht man von Blütenhonig.
Honigtauhonig ist bei uns in Deutschland eher als Wald-, Tannen- oder Blatthonig bekannt. Für seine Herstellung sammeln die Bienen hauptsächlich den süßen Honigtau, der auf Nadel- und Laubbäumen klebt. Insekten wie Blattläuse erzeugen ihn aus dem Saft, den sie aus Blättern, Nadeln und Knospen der Bäume saugen.
Bei den Blütenhonigen unterscheidet man Honigsorten wie Akazien-, Kastanien-, Linden-, Klee- oder Rapshonig. Im Süden Deutschlands sind Wald- oder Tannenhonige beliebter als im Norden.
Zudem gibt es interessante Importhonige wie den Eukalyptushonig aus Italien, Lavendelhonig aus Frankreich, griechischer Thymianhonig, australischer Jellybush- oder neuseeländischer Manuka-Honig.
Welche Blüten und Pflanzen die Bienen anfliegen, lässt sich mittels Jahreszeit und Standort bestimmen. Läuft ein Honig unter einer bestimmten Sortenbezeichnung, muss er überwiegend aus dem Blütennektar bzw. dem Honigtau dieser Pflanzen stammen.
Der Scheiben- oder Wabenhonig hat seine Bezeichnung aufgrund seiner Art der Gewinnung. Dabei befindet sich der Honig noch in den Waben und wird mitsamt diesen verkauft.
Wird der reife Bienennektar aus den Waben ausgetropft, spricht man von Tropfhonig. Eine weitere schonende Gewinnung ist das Schleudern. Dabei wird der Honig ohne Erwärmung mit einer speziellen Honigschleuder aus den Waben gelöst („kaltgeschleudert“).
Honig in der Ernährung
Zum größten Teil, d.h. zu 70-80%, besteht Honig aus Zuckerstoffen, überwiegend aus einem Gemisch von Frucht- und Traubenzucker.
Darüber hinaus enthält er Wasser und verschiedene Wirkstoffe wie Mineralien, Enzyme, organische Säuren und Aromastoffe.
Honig liefert dem Körper rund 300 kcal pro 100 g. Im Vergleich dazu liefern 100 g Zucker ca. 400 kcal.
Bei richtiger Lagerung – kühl, dunkel und vor allem trocken – hält sich Honig über Monate und sogar Jahre.
Wenn Honig auskristallisiert, ist das übrigens kein Zeichen von schlechter Qualität. Im Gegenteil – Honig ist ein Naturprodukt und je nach Zusammensetzung kristallisieren bestimmte Honigsorten wie z.B. der Rapshonig schneller als Honigtauhonige wie Waldhonig.
Vorsichtig im Wasserbad unter Rühren erwärmt, ist er schnell wieder flüssig und schmeckt auch genauso gut wie vorher.
Dabei sollte der Honig nicht über 40°C erwärmt werden, da sonst die wertvollen Inhaltsstoffe nicht mehr wirken.
Eine Ausnahme bildet Manuka-Honig: Sein Wirkstoff, das Methylglyoxal (MGO) ist sehr temperaturbeständig.
Man kann mit Honig Zucker und damit Kalorien einsparen. Während Haushaltszucker allerdings bis auf die Kohlenhydrate keine weiteren Nährstoffe liefert, sind im Honig
neben etwa 120 Duft- und Aromastoffen viele weitere wertvolle Vitalstoffe – Spurenelemente, vitamine, Enzyme und anderre natürliche Stoffe – enthalten.
Und das einzigartige, natürliche Zusammenspiel dieser Stoffe ist es, das den Honig nicht nur von Natur aus haltbar, sondern auch zu einem sehr gesunden Lebensmittel macht.
Honig in der Heilkunde
Vor allem die Enzyme und Säuren haben Honig den Ruf als Heilmittel eingebracht. Die Säuren tragen nicht nur zum Geruch und Geschmack der Sorten bei. Sie regen auch den Appetit und die Verdauung an und hemmen das Wachstum von Keimen.
Die im Honig von Natur aus enthaltene Salicylsäure – der Wirkstoff von Aspirin – wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend. Honig enthält auch Acetylcholin, eine hormonähnliche Substanz, die in kleinen Mengen große Wirkung erzielen kann.
Im Körper ist es ein sogenannter Neurotransmitter und damit wichtig für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems.
Die keimtötende Wirkung von Honig beruht auf einem Mix aus diversen Hemmstoffen. Bis heute wissen wir zwar nur wenig über die sogenannten Inhibine.
Aber wir wissen, dass sie in ihrem Zusammenspiel eine stark antibakterielle Wirkung haben und somit gut fürs Immunsystem sind.
Honig wirkt beruhigend, sowohl auf Magen und Darm, als auch auf die Nerven. Heiße Milch mit Honig ist ein beliebtes Hausmittel bei Schlaflosigkeit und bei Husten wegen seiner lindernd-lösenden Wirkung.
Der regelmäßige Verzehr des antimikrobiell wirksamen Honigs soll das Immunsystem stärken und Erkältungen vorbeugen.
Für Diabetiker ist vor allem Blütenhonig eine Alternative zum Zucker, da er den Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigen lässt. Wissenschaftler vermuten, dass das am hohen Fruchtzuckergehalt (34-41%), aber auch an Mehrfachzuckern (1-14%) und an der sehr komplexen Zusammensetzung des Honigs liegt.
Studien zeigen, dass dieser positive Effekt nur bei Blütenhonigen auftritt. Diabetiker sollten ihren Honigkonsum aber mit ihrem Arzt abstimmen.
Die Zukunft der Biene
Bienen sind für das ökologische Gleichgewicht von überragender Bedeutung. Auf ihren Flügen transportieren sie Pollen von einer Blüte zur anderen und sorgen auf diese Weise dafür, dass Obst und Gemüse überhaupt geerntet werden können.
Etwa 80% unserer Nutz- und Wildpflanzen sind auf den „Besuch“ der Honigbiene angewiesen – ohne Bestäubung würden Samen nicht keimen und Früchte nicht wachsen. Nicht nur der Speiseplan des Menschen wäre stark eingeschränkt, vielen Tierarten würde die Ernährungsgrundlage gänzlich entzogen.
Seit einigen Jahren allerdings nimmt die Bienenpopulation rasant ab. Warum ganze Völker ihre Stöcke verlassen bzw. zu ihnen nicht mehr zurückkehren, gibt den Wissenschaftlern ein Rätsel auf.
Mögliche Ursachenherde sind bei Pestiziden und Gentechnik veränderten Pflanzen, elektromagnetische Wellen durch Mobilfunk oder auch Schädlingsbefall.
Besonders die Varroamilbe, die über die internationalen Handelswege in die ganze Welt getragen wird, steht im Verdacht, am Völkerkollaps („Colony Collapse Disorder“) beträchtlichen Anteil zu haben. Umweltverschmutzung, Monokulturen im modernen Ackerbau, das Verschwinden bzw. die unkontrollierte Vernichtung von Unkraut und Wildpflanzen, die Zerstörung von Lebensräumen und die mit dem Klimawandel einhergehenden Veränderungen der Blühzeiten sind Entwicklungen, denen die Bienen immer weniger gewachsen sind.
Die Existenz der Bienen hat eine weithin unterschätzte Auswirkung auf die Menschheit und ihre Zukunft liegt in unseren Händen.
Bienen sollten von uns geschützt und geachtet werden!
Text: Redaktion GuR
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