Antike Tempel, paradiesische Strände, urige Tavernen … in Griechenland findet jeder seinen Platz an der Sonne. Die kulinarischen Genüsse dieses schönen Landes bleiben dem Reisenden nachhaltig in Erinnerung. Wir haben uns schon vor Jahren in das Land verliebt.
Schneeweiße Würfelhäuser, die an steilen Felshängen kleben. Kirchen und zierliche Glockentürme, die sich wie Scherenschnitte vom blitzblauen Meer – oder ist es der Himmel? – abheben.
Fischer flicken ruhige ihre Netze weiter, wenn die Fähre einläuft. Passagiere gehen an Land, blinzeln, staunen.
Je südöstlicher man in Griechenland kommt, desto gastfreundlicher werden die Menschen.
Einladung in die Ölmühle
Dafür zwei Beispiele: Wir überqueren die Berge Kretas, da begegnen wir Bauern bei mühseliger Olivenernte. Nach einem kurzen Plausch dürfen wir fotografieren, plötzlich sind wir eingeladen, folgen dem Landmann zur Mühle. Oliven werden gewogen und streng nach Einlieferer getrennt, kommen sie in die Presse.
Die Wartezeit verkürzt ein Glas Wein und dann tauchen wir wie allen anderen unser Brot in frisch gepresstes Olivenöl und staunen über die vielen Geschmacksnuancen.
Autopanne am Peloponnes
Autopanne auf einer langen Straße am Peloponnes. Ringsum eine weite, baumlose Ebene. Kein Schatten. Die Luft flimmert in der Hitze. Die Kinder quängeln. Ein Hirte hat den Wagen gesehen, kommt herbei, öffnet seinen Beutel und bietet uns Brot und seinen Käse an.
Beharrlich redet er auf uns ein, drückt uns Brot und Käse in die Hand und gibt noch eine Zwiebel und einige Oliven dazu. Ablehnen hieße ihn kränken. Dabei bietet er nicht Reserveproviant sondern sein Mittagessen an.
Wichtig ist ihm das Lächeln auf den Gesichtern der Kinder, und der warme Händedruck, mit dem wir ihm danken. Er lächelt ebenfalls, ist glücklich und wird nicht müde, sich seinerseits für das Dankeschön des Fremden zu bedanken.
Nun, im Griechischen heißt „Xenos” Fremder und zugleich Gast. Nur wir machen den Unterschied. Die Griechen kennen nur das eine Wort.
Das Land des Lichts
In der Ägäis heißt es, ist die griechische Seele zu Hause. Über 2000 Inseln liegen hier in Griechenland wie ein Puzzle in tiefem Blau verstreut.
Vom unbewohnten Fels zum Jetset-Treff hat jedes Eiland seinen eigenen Reiz. Und das Schönste ist: Urlauber brauchen sich nicht für eine Insel zu entscheiden.
Beim Inselhüpfen auf den Kykladen lässt sich eine Ruinenbesichtigung auf Delos mit heißen Partynächten auf Mykonos kombinieren, und auf eine Radtour auf Naxos folgt der magische Sonnenuntergang auf Santorin, den die Besucher allabendlich mit schallendem Applaus belohnen.
Das antike Griechenland
Zwei Wochen in Griechenland ausschließlich am Strand zu verbringen wäre zu schade, birgt doch der Peloponnes einige der imposantesten historischen Stätten des antiken Hellas wie das Löwenportal von Mykene, die Relikte von Korinth und die antike Stadt Olympia, wo 776 v. Chr. die ersten olympischen Sportwettkämpfe stattfanden.
Seit die Olympischen Spiele 2004 nach Griechenland zurückgekehrt sind, erstrahlt auch die griechische Hauptstadt in neuem Glanz. Staus, Hektik, das war einmal.
Heute lockt Athen mit sanierten Fassaden und einer autofreien Flaniermeile, in der die Akropolis und der 2500 Jahre alte Phartenon wunderbar zur Geltung kommen. Im Szeneviertel Psiri liegt das moderne Athen mit quirligen Bars, Tavernen und viel Live-Musik.
Das Kafenion
Im ganzen Land gibt es jedoch eines immer noch: das Kafenion. Ein magisch klingendes Wort.
20 Tische, 40 bis 60 Stühle, 3 Kaffees und 15 Glas Wasser gratis. So viele Gäste, die praktisch so gut wie nichts trinken?
Das Kafenion ist mehr als ein einfaches Café, es dient zunächst als Klubraum oder Salon, in dem geplaudert wird (allerdings nur für Männer, die Frauen bleiben auch heute noch meist zu Hause).
Schon um 7 Uhr früh beginnen im Sommer die dörflichen Caféterrassen ihre Gäste zu empfangen. Die griechischen Wirte sind fürwahr die einzigen auf der Welt, die nicht missmutig eine Bestellung für ein Glas Wasser entgegennehmen! Sie servieren das Wasser dann in großen filzdrapierten Gläsern, und das Wertvolle hat seine Liebhaber, seine Genießer, ja sogar seine Kenner.
Daher wird es auch nicht wie in Frankreich mit Anislikör, der hierzulande Ouzo heißt, vermengt. Beide Getränke werden getrennt serviert: das Feuerwasser in einem kleinen und das eisgekühlte Wasser in einem etwas größeren Glas. Welch subtiler Genuss, das erfrischende Wasser über den brennenden Alkoholgeschmack rinnen zu lassen!
Eine Delikatesse, dazu eine Olive mit einem Stückchen Schafkäse und einer Gurkenscheibe zu essen! Der Schafkäse (Feta genannt) stammt aus einem Bottich oder aus einer Ziegendarmhaut, in der er aufbewahrt wird.
Götter schlemmen
Essen bedeutet in Griechenland Trinken. Essen und Trinken heißt auch Reden. Und Essen, Trinken und Reden bedeutet auch meist noch Musik und Tanz.
Da vorwiegend im Freien gegessen wird – 10 Monate im Jahr lässt das die Witterung zu, ohne dass man frieren braucht -, ist immer Platz genug für eine fröhliche Gesellschaft.
Das griechische Essen unterscheidet sich von der mitteleuropäischen Küche vor allem durch seine Einfachheit. Die Sonne tut ein übriges.
Nur bestens ausgereifte Früchte, vollwertige Gemüse kommen auf den Tisch, und die Liebe der Griechen zum Handel lässt sie jedes Stück auf dem Markt mit besonderer Sorgfalt begutachten, bevor sie es auswählen.
Wer seine Liebe zur griechischen Küche entdeckt hat, liebt auch ihre besonderen Feinheiten: es sind die vielfach auf Holzkohle zubereiteten Gerichte mit dem herbbitteren Beigeschmack, es ist das Olivenöl, das unverkennbar durchschmeckt, oder es ist das Süßsauer einer Zitrone, das fast nirgends fehlt, und sei es nur am Salat.
Die Hauptmahlzeit des Tages
Meist ist es in den Vormittagsstunden schon so warm, dass der Grieche den Tag mit einem leichten, kargen Frühstück beginnt.
In der Bruthitze des Mittags sehnt er sich auch nicht nach einem ausgedehnten Mahl. Ein Mokka, ein paar Oliven, ein Stück Käse, einige Happen von einem Vorspeisenteller genügen.
Erst am Abend unter dem Sternenhimmel wird die Lethargie in punkto Essen begraben; jetzt ist die Zeit gekommen für ein schmackhaft zubereitetes Stück Hammelfleisch mit reichlich Auberginen, Bohnen, Paprikaschoten, Zucchini oder einem pikanten Gemüseauflauf, Zuckermelonen-Salat oder Obstgelee als Nachspeise.
Neben Fisch in allen Variationen wird viel Schweinefleisch gegessen. Auch Innereien und aus Hackfleisch bereitete Spezialitäten kommen auf den Tisch. Oftmals rundes süßes Gebäck die Schlemmerei ab.
Wenn es nicht das besondere Aroma der Küche ist, das uns in der Nase bleibt, dann die Erinnerung an ein gastfreundliches Haus, an eine bezaubernde kleine Taverne im Hafen von Piräus oder eines der zahlreichen Feste. Die Griechen feiern stets mit einem besonderen Mahl.
Griechische Küche zum Nachkochen finden Sie hier. Hier folgt ein Bericht über das älteste Weingut Griechenlands und hier eine Reportage über einen Wanderurlaub auf Samos.
Text: Annemarie Heinrichsdobler
Fotos: © Annemarie Heinrichsdobler