Grenada kulinarisch entdecken – Seligkeit für Feinschmecker auf der Gewürzinsel? Aber ja, denn Grenada besticht nicht nur durch eine geballte Ladung an Natur, sondern vor allem auch durch eine würzige Küche. Hier unsere Reisenotizen Teil 2.
Das habe ich auch gar nicht anders erwartet – Grenada kulinarisch lohnt sich: In der einheimischen Küche von Grenada spiegelt sich die gesamte Vielfalt der Karibik!
Früchte und Gewürze, die im Land wachsen, spielen selbstverständlich eine große Rolle als Beilage bzw. Zutat zu Fischgerichten und Meeresfrüchten aus den heimischen Gewässern.
Die Gewürze der Inseln geben den westindisch-kreolischen Gerichten auf Grenada außerdem eine ganz eigene, landestypische Note. So ist es durchaus üblich, nahezu allem Essbaren und Trinkbaren etwas Muskat beizugeben, sei es dem Kaffee oder dem Rumpunsch – sogar zu Süßigkeiten und Eiskrem.
Aus Zuckerrohr wird Rum
Lange vor dem Anbau von Gewürzen, gleich nach der Entdeckung Grenadas durch Europäer, hat man auf der Insel schon Zuckerrohr für die Rumproduktion angebaut. Auch heute noch wachsen quer über die Insel rechts und links der Straße ausgedehnte Zuckerrohrfelder.
Der Rum wird auf Grenada wie eh und je traditionell hergestellt: von Wasserkraft gepresst, in Kupfertöpfen gegoren, destilliert, von Hand abgefüllt und etikettiert.
Seit über 200 Jahren holen sich in der River Antoine Rum Distillery die Grenader ihren “River”. Für mich ist der hochprozentige ungereifte Rum (laut Etikett 69% Alkohol) in reiner Form einfach nur “hölisch brennend”.
Aus Rum und exotischen Früchten lassen sich aber leckere Cocktails zaubern. Hier kennt der Einfallsreichtum der Grenader keine Grenzen. Und was gibt es Schöneres als gut gekühlten Rumpunsch mit einer Prise Muskat oder eine Pina Colada zum Sonnenuntergang am Strand? Ein Gedicht!
Insel-Abenteuer für Erwachsene
Als ich das erste Mal von “Hashing” gehört habe, dachte ich eher an etwas Illegales, aber da habe ich mich geirrt. Hashing ist seit rund 20 Jahren ein landestypisches Freizeitvergnügen: eine Art Schnitzeljagd für Erwachsene.
Fünfzig oder mehr ebenso sportbegeisterte wie trinkfeste Leute treffen sich dazu alle zwei Wochen vor einem der vielen Rumläden. Auf Befehl rennen sie laut schreiend (“On, on!”) los und folgen einem mit Blumen oder Papierschnitzeln markierten Pfad durch eine entlegene Gegend.
Nach ein bis zwei Stunden kehren dann alle zum Ausgangspunkt zurück – “Apräs-Hash” nennen sie das ganz vornehm. Jetzt war mir klar, warum ausgerechnet ein Rumladen Start und Ziel sind.
Fish Friday auf Grenada
Hinter dem Kürzel “Fish Friday” steht ein großes gemeinsames Open-Air-Grillen. Mittlerweile ist es nicht nur mehr ein Muss für jeden Grenader, sondern auch eine beliebte Attraktion bei Touristen, die sich gern unters Volk mischen.
In Gouyave, einem kleinen Städtchen im Inselinneren, werden dazu jeden Freitag zwei Straßen gesperrt, es werden Verkaufsstände aufgebaut, und jeder Stand verkauft seine individuelle Spezialität.
Dazu gab es ofenfrische Brötchen, Pasta mit heimischen Gewürzsaucen, hausgemachte Kuchen, und natürlich Fisch in allen Variationen. Für den Nachtisch Süßigkeiten und Eiskrem.
Ich habe mich an Langusten satt gegessen bis aber wirklich nichts mehr in mich hineinpasste.
Dazu fließt das leichte, etwas süßlich schmeckende Carib-Bier – und natürlich Rumpunsch.
Bis tief in die Nacht hinein wird gegessen, getrunken und ausgelassen gefeiert und getanzt.
Denn karibische Musik und die gute Laune sind einfach ansteckend.
Blick in den Kochtopf
Die erste Empfehlung, die ich mir schmecken ließ, war die Suppe „Callaloo“. Intensiv von Kräutern, leicht süßlich, dann aber auch wieder scharf.
Callaloo-Suppe
Hauptbestandteil der Suppe ist ein Blattgemüse, das man auf Grenada als “Callaloo” bezeichnet. Man kann auch Taro, Tannia oder Amarant verwenden. Ersatzweise kann man frischen Blattspinat nehmen.
Zutaten für 4 Personen: 500 g Blattspinat, 500 g Speck, 1 Liter Gemüsebrühe, 500 ml Kokosnussmilch, 1 Zwiebel, 2 EL Butter, 4 Zweige Thymian, 1 kleiner Bund Schnittlauch, 1 Lorbeerblatt, 200 g Krebsfleisch oder 200 g Gambas, Pfeffer, Salz, Muskatnuss.
Zubereitung: Speck, Zwiebel und Blattspinat der zuvor klein geschnitten wurde, wird angebraten, dann kommen die restlichen Zutaten hinzu, das Ganze wird sehr gut durchgekocht (siehe Bild).
Anschließend wird das Ganze vor dem Servieren sehr stark püriert. Abgeschmeckt wird mit Pfeffer, Salz und natürlich Muskatnuss.
Ein etwas exotischeres Nationalgericht ist der
Oildown
ein Eintopf aus gesalzenem Fleisch und/oder Fisch, Brotfrucht, Zwiebeln, Karotten, Sellerie, Taro und Knödeln, die allesamt in Kokosmilch gedünstet werden, bis die Flüssigkeit vollständig aufgenommen wurde.
Auf vielen Speisekarten findet man auch „grenadischen Kaviar“ (Seeigelrogen), Lambi (feines Muschelfleisch) und ein Fischgericht namens “Stuffed Jacks”.
Ein leckerer Abschluss für jede Grenada kulinarisch Mahlzeit sind grüne Papaya in Käsesoße.
Ich wünsche Guten Appetit.
Und mit jeder Prise Muskatnuss, die ich reibe, bin ich nun immer kurz auf Grenada.
Wissenswertes über Grenada kulinarisch, Muskatnuss und Schokolade lesen Sie in Teil 1 meiner Reisenotizen.
Text und Fotos: © Annemarie Heinrichsdobler