Julio Iglesias hat in seinem „Canto a Galicia“ die Schönheit Galiziens besungen: atemberaubende Steilküsten, prachtvolle Sandstrände und malerische Rias, immergrüne Hügel und fruchtbarn Täler. Auf unserer Genusstour durch Galizien, einer autonome Gemeinschaft im Nordwesten Spaniens, entdecken wir deren große lukullische Affinität.
Die fruchtbare, grüne Region Galizien liegt am Atlantischen Ozean und dem Kantabrischen Meer und kann auf eine 2.000-jährige Geschichte zurückblicken. Eine Reise durch diese Region im äußersten Nordwesten Spaniens bietet ein einmaliges Erlebnis voller Traditionen und besonderer kulinarischer Erlebnisse.
Die Bestimmung dieser privilegierten autonomen Region stand fest, als im 9. Jahrhundert das Grab des Apostels Jakob hier entdeckt wurde. Seither ist Santiago de Compostela einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas.
Die Pilger kamen auf fünf verschiedenen Wegen über die Pyrenäen nach Spanien. Die bekannteste dieser Routen ist der so genannte „französische Weg“. Entlang dieser Wege entstanden Klöster, Kirchen und Hospize zur Aufnahme und Betreuung der Pilger: Orte, die zu Schmelztiegeln der verschiedenen Kulturen wurden.
Galizien war im 10. und 11. Jahrhundert ein eigenes Königreich. Heute ist es eine der insgesamt 17 autonomen Regionen Spaniens. Auf der Gesamtfläche von ca. 29.500 km2 leben etwa 2,7 Mio. Menschen. Galizien besteht aus den Provinzen A Coruña, Lugo, Ourense und Pontevedra und wurde im Altertum als Finis Terrae oder das Ende der Welt betrachtet.
Für jeden Geschmack die passende Unterkunft
Die Galizier, die „gallegos“, erzählen gerne, Gott selbst habe sich an seinem letzten Arbeitstag noch etwas besonderes einfallen lassen für sie: Mit den fünf Fingern einer Hand habe er in die Erde gegriffen und die fünf Fjorde geschaffen, die Rias, die oft auch als „versunkene Täler“ bezeichnet werden. In Galizien sind die Grenzen zwischen Erde und Meer fließend. Beide Elemente verschmelzen miteinander an einer 1.300 km langen Küste.
Diese Region im Nordwesten der Iberischen Halbinsel atmet Geschichte. Uralte keltische Siedlungen, die Castros mit ihren Festungsanlagen und das Gallaecia, das römische Galizien lassen den Besucher hier etwas Besonderes spüren. Auch manche Bräuche, mancherlei Namen im Gallego, der Sprache der Galizier, und der Klang der Gaita, des galizischen Dudelsacks, erinnern noch an das keltische Erbe.
Galizien bietet für jeden Geschmack die passende Unterkunft – von den beliebten Ferienhäusern über die Landsitze und Bauernhöfe, die Pazos, bis hin zu den Herrenhäusern und Palästen, den Paradores, ist hier alles zu haben.
Gerade die Paradores genießen eine Sonderstellung innerhalb der Galizischen Hotellerie. Eine stattliche Zahl von trutzigen, mauerbewehrten Festungen, barocken Klöstern, gräflichen Schlössern und prunkvollen Häusern des Landadels wurden in stilvolle, komfortable und gemütliche Hotels verwandelt. Nebst mehrheitlich großartiger Architektur und außergewöhnlichem Ambiente bieten sie ihren Gästen hohen Wohnkomfort, aufmerksamen Service, hervorragende regionale Küche und erstklassige Weine.
Namen wie „Parador de Cambados“ und „Parador de Baiona“ sind Kleinode der galizischen Geschichte. Der geschmackvoll restaurierte Parador de Cambados gilt als Perle der galizischen Landhausarchitektur des 17. Jahrhunderts.
In dem alten Pazo von Bazán findet der Gast in 58 Gästezimmern die ganze Ruhe der Ría de Arousa. Inmitten eines 18 ha großen Parks auf der Halbinsel Monte Real erbaut, bietet der Parador de Baiona Natur pur. Die Wehrmauer aus vorrömischer Zeit verspricht schon von außen den besonderen Charakter, der sich innen in den 122 Gästezimmern und den prachtvoll eleganten Räumen fortsetzt.
Aber auch alte Klöster wie das Hotel Monasterio de San Clodio bieten neben modernem Komfort ein Ambiente der besonderen Art. Es ist das erste Hotel-Denkmal von Galizien. In einem imposanten Klosterbau des 16. Jahrhunderts in den Bergen westlich von Ourense liegt dieses reizende Hotel – eine der besonderen Adressen Galiziens und guter Ausgangspunkt für einen Ausflug zur Ribeira Sacra mit der Schlucht Cañon do Sil.
Die Küche Galiziens
Eine kulinarische Reise durch Galizien gleicht einer Fahrt durchs Schlaraffenland. Über 80 Arten Meeresfisch und ein halbes Dutzend verschiedener Süßwasserfische stehen auf den Speisekarten der Restaurants und Tascas.
Dazu kommen fast 50 verschiedene Arten Meeresfrüchte, 15 Fleischsorten, anderthalb Dutzend Gemüsesorten und eine breite Palette von Käsen, Obst und Süßspeisen.
Zu diesen Köstlichkeiten trinkt der Genießer am besten einen der Weine mit Herkunftsbezeichnung. Zu den Besten gehören der Ribeiro, der Rias Baixas, der Valdeorras, der Monterrei oder der Ribeira Sacra.
Die Küche Galiziens ist aufgrund ihrer erstaunlichen Vielfalt verlockend und es ist fast unmöglich festzustellen, welches das typische Gericht ist.
Die Hauptzutaten sind Kartoffeln, Zwiebeln, Steckrübenblätter, Kohl und Bohnenkerne. Daraus werden leckere Schmorgerichte wie Caldo Gallego (eine Brühe) gekocht, die außer Kohlblättern und Hülsenfrüchten ein wenig Schweineschmalz oder ein Stück abgehangenen oder geräucherten Speck enthält.
Sehr beliebt vor allem in den Küstengebieten sind die „empanadas“ (Pasteten). Die Füllung wird immer mit Safran, Öl, Paprika und reichlich Zwiebeln zubereitet.
Nicht zu vergessen sind die schmackhaften Frischkäse, die köstlich zubereiteten Mehlspeisen und die filloas, die typischste Nachspeise Galiziens.
Tapas und Feste
Tapas kann man in Bars jederzeit ordern. Zu diesen kleinen Köstlichkeiten (auch „raciones“ genannt) gehören z. B. gegrillte Sardinen und Muscheln in pikanter Sauce, Tortillas (köstliche Omelettes aus Kartoffeln und Eiern), in der eigenen Tinte gegrillte Mini-Kalamare und in Weißwein gegarte Paprikawurst – die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
Am schönsten ist es, in größerer Runde viele verschiedene Speisen „para picar“ (zum Picken) zu bestellen: Dann ist für jeden etwas dabei.
Die galizische Gastronomie feiert auch ihre eigenen Feste. So findet in Estrada am dritten Sonntag im Mai das Lachsfest statt, in Abades das Fest der Zuckerkringel, in Chantada am letzten Dienstag im August das Fest der Empanada, in Laro das Tortillafest. In Lalin am Sonntag vor Karneval das Fest des Laliner Eintopfes, in Arzúa am ersten Sonntag im März das Käsefest und schließlich im Dezember in Vilalba das Fest des Kapauns statt.
Die Galizier und ihre Eigenständigkeit
Auch für die geistige Nahrung bietet Galizien Einiges. Die galicische Literatur gehört zu den großen Literaturen Spaniens. Einige der bedeutendsten spanischen Dichter und Schriftsteller stammen aus Galizien, haben aber aus historischen Gründen in kastilischer Sprache geschrieben, die Liste reicht von Cervantes über Valle-Inclán bis Camilo José Cela oder Torrente Ballester.
Die galizische Sprache ist im Mittelalter mit den berühmten „Cantigas“ präsent, aber erst im 19. Jahrhundert beginnt unter anderem mit Rosalía de Castro eine neue Tradition.
Und auch wenn heute das Kastilische sprachlich wie kulturell Spanien dominiert, haben sich die Galizier doch bis heute ihre Eigenständigkeit – und ihre eigene Sprache – bewahrt.
So stimmte 1936 die Mehrheit der Bevölkerung Galiziens in einer Volksabstimmung für das Autonomiestatut, das dann jedoch wegen des Ausbruchs des spanischen Bürgerkriegs nicht in Kraft trat.
Erst in der spanischen Verfassung von 1978 wurde das Recht Galiziens auf Autonomie schließlich anerkannt, und seit 1981 befindet sich die autonome Verwaltung in den Händen der „Xunta de Galicia“, der Landesregierung in Santiago de Compostela.
Die Landeshauptstadt ist das Ziel der Pilgerreisen zum Grab des Apostels Jakobus, seit dem Mittelalter einer der wichtigsten Pilgerwege Europas. Tägliche Flüge gibt es nach Santiago de Compostela von Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, München und Stuttgart.
Es geht weiter mit Alles über Käse und Wein in Galizien… Queso de Tetilla und Viva o viño! Genuss pur in Galizien Teil 2 Lesen Sie einfach weiter.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: © Turgalicia / © Dr. Michael Polster
