Auf Fünen ersann Hans Christian Andersen einst seine Märchen. Es ist wohl die besondere Mischung aus verträumten Dörfern, idyllischen Hafenstädtchen, einladenden Wäldern mit plätschernden Bächen, erhabenen Herrensitzen und der einzigartigen Inselwelt im Süden, die viele in Dänemarks grünes Herz lockt – egal ob mit dem Fahrrad, auf dem Wasser oder motorisiert.
Fünen (dän.: Fyn) liegt zwischen dem Kleinen und dem Großen Belt und wird auch als Garten Dänemarks bezeichnet. Mit knapp 3.000 km² ist es nach Seeland und Vendsyssel-Thy die drittgrößte Insel unseres nördlich gelegenen Nachbarlandes. Wichtige Städte sind Odense, Svendborg, Fåborg und Nyborg.
Nahezu 90 Inseln zählen zum südfünischen Inselmeer, darunter größere wie Langeland und Ærø sowie kleinere wie Tåsinge oder Strynø.
Dieser Teil Fünens eignet sich ideal zur Erkundung per Rad, Fähre oder Kajak. Aufwendige Brückenkonstruktionen und zahlreiche Fährverbindungen tragen dazu bei, dass jeder auch dort hin kommt, wo er hin möchte. Auch wir starten von hier …
Die Insel des Märchendichters erreicht man von Deutschland aus entweder mit dem
Auto per Fähre ab Fynshav von der südjütischen Insel Als oder über die älteste dänische Hängebrücke, die Lillebæltsbro, die Fünen bei Middelfart mit Jütland verbindet.
Ein guter Ausgangspunkt ist die südfünische Seefahrerstadt Svendborg, mit den schmalen, verwinkelten Gassen, Marktplätzen und Hofmilieus.
Am letzten Wochenende im Juni findet am Hafen der Lebensmittelmarkt statt, bei dem über 100 Aussteller Geschmackserlebnisse für alle Sinne bereit halten. Viele Erzeugnisse, z. B. Marmeladen, Obst oder Fischspezialitäten bieten zudem die zahlreichen Straßenbuden, die Bauernhöfe direkt oder Fachgeschäfte.
Tagestour nach Tåsinge
Diese beginnt im Svendborger Hafen mit den unterschiedlichsten Schiffen wie dem Restaurantschiff „Oranje“ oder dem liebevoll restaurierten Nostalgieschiff M/S
Helge.
Das Motorschiff legt mehrmals täglich ab und eignet sich für Rundfahrten auf dem Sund sowie als Transportmittel zur Insel Tåsinge, wo u. a. Vindebyøre, Troense und Valdemars Schloss angefahren werden.
Für alle, die gerne Seeluft schnuppern oder Küstenhäuser im Sonnenlicht mögen, wird die Fahrt nach Tåsinge zum Erlebnis. An einigen Haltepunkten steigen weitere Radfahrer hinzu. Nach einer knappen Stunde Fahrt erreicht die M/S Helge Valdemars Schloss.
Valdemars Schloss (Valdemars Slot) ist das größte sich im Privatbesitz befindliche Schloss Dänemarks und reich an Erlebnissen für die ganze Familie.
Der rote Bau ist seit elf Generationen im Besitz der Adelsfamilie Iuel und wird heute von Caroline Fleming (ehemals: Caroline Iuel-Brockdorff), einer Angehörigen der Familie von James Bond-Schöpfer Ian Fleming, geführt und bewohnt.
Auch der Märchendichter Hans Christian Andersen und die dänische Königin Margarete waren hier mehrfach zu Gast.
Vier Museen, darunter das Dänische Spielzeugmuseum und das umfassendste Schloss- und Herrenhofmuseum des Landes sind hier untergebracht. Geöffnet ist es von Ostern bis Mitte Oktober.
Mit dem Rad lässt sich von dort aus eine kleine Tour über die Insel beginnen. Fahrradverleiher bringen die Drahtesel auch an verabredete Orte.
Vorbei an der sagenumwobenen, 400 Jahre alten Eiche des Dichters Ambrosius Stub führt die Route ins idyllische Kapitänsdörfchen Troense.
Hier bestimmen Fachwerkhäuser und Stockrosen bis in die Herbstmonate das Bild.
Durch den Wald geht es weiter in Richtung Inselmitte zur Kirche nach Landet (Landet Kirkegard) – die wie für diesen Teil Dänemarks üblich im romanischen Stil erbaut und außen weiß gestrichen ist.
Von der Decke hängen oft Segelschiffe herab.
Am Grab der dänischen Tänzerin Hedwig Jensen alias Elvira Madigan und des schwedischen Leutnants Sixten Sparre lassen Bräute nach einer Trauung noch heute gerne ihren Brautstrauß zurück – als Erinnerung an das Liebespaar, dass gemeinsam den Tod wählte, da ihre Liebe keine Zukunft hatte.
Von dort aus sind es wenige Kilometer zum Havkajakcenter von Lenze Middelberg.
Es ist nicht nur eine beliebte Anlaufstelle für Seekajakfahrer, die eine Paddeltour durch die Inselwelt machen, sondern ermöglicht auch Ungeübten erste Versuche. Wechselwäsche ist dafür aber empfehlenswert.
Durch flache Landschaften und sanfte Hügel – der Wind ist ein ständiger Begleiter – geht es über die Svendborgsundbrücke zurück zum Svendborger Hafen, wo schon frische Schollen auf dem Restaurantschiff darauf warten, von hungrigen Radfahrern verspeist zu werden.
Insel der Idealisten
Um von Svendborg zur Insel Strynø zu gelangen, ist zunächst eine Fahrt über die Inseln Tåsinge und Siø nötig, die beide durch Brücken miteinander verbunden sind.
Die Fähre nach Strynø legt in Rudkøbing, dem Hauptort der Insel Langeland, ab. Die Fahrt dauert rund 45 Minuten.
Fahrräder sind auf der 5 km² großen Insel mit nur einem Ort ein absolutes Muss. 220 Einwohner aus neun Ländern leben hier.
Neben Segelfans, die im Segelcenter (Øhavets Smakkecenter) direkt am Hafen eine ideale Basis für ihre Törns vorfinden, ist die Insel vor allem für Öko-Touristen und Idealisten interessant.
Die meisten Bewohner sind Bauern und produzieren ökologisch angebaute und erzeugte Produkte – viele von ihnen haben auf der Insel ihr “zweites Leben” begonnen.
Ein Beispiel dafür ist der Hof von Anne-Line Ussing und Stuart Press mit ihren Kindern Aidan und Aida im Norden den Insel.
Neben der Zucht einer speziellen Rasse dänischer Landschweine, aus der später köstliche Wurstspezialitäten entstehen, stellt die Familie Marmeladen her und zeigt Interessierten, welche “Unkräuter” sich auch zum Kochen eignen.
Andere Bewohner betreiben Apfel- oder Beerenplantagen, bauen Erdbeeren oder Gemüse an oder vermieten eines der wenigen Zimmer, die es auf der Insel gibt.
Die Insel ist Natur pur und für viele Großstädter ein einmaliges Erlebnis: Es geht auch so, um glücklich zu sein.
Insel mit vielen Gesichtern
Die Insel Ærø ist über vier Fährverbindungen zu erreichen, eine davon startet im Hafen von Svendborg. Die Fahrt ins historische Städtchen Æroskøbing dauert eine knappe Stunde.
Die märchenhafte Altstadt wurde im frühen Mittelalter gegründet und bietet mit ihrem Kopfsteinpflaster, Stockrosen und zahlreichen liebevollen Details ein Bild der Idylle.
Viele der kleinen Häuser stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und stehen unter Denkmalschutz. Ein Rundgang lohnt sich und wirkt wie eine Reise in eine andere Zeit.
Die Museen der Stadt erzählen von den Jahrhunderten als Handels- und Kaufmannsstadt. Aber die Stadt hat auch eine moderne Seite: der Yachthafen und der Badestrand “Vesterstrand” mit seinen kleinen, bunten Badehäuschen liegen nur wenige Minuten Fußweg von der Altstadt entfernt.
Ein Campingplatz, Pensionen und Hotels, z. B. das Hotel Ærohus, und eine Jugendherberge bieten gute Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Insel hat aber noch mehr zu bieten. Da es hier nie weit zum nächsten Ort ist, ist sie ideal zum Radfahren und Wandern sowie ein herrliches Ziel für Segeltouristen und Wassersportler.
Der 18-Loch-Golfplatz in der Nähe des Leuchtturms im Süden der Insel bei Skjoldnæs ist bereits für seine einzigartige Lage mit dem Meer von drei Seiten bekannt.
Auch kulturell ist die Insel vielseitig aufgestellt – sei es eine Kunstausstellung in Søbygard oder eine der zahlreichen Musikveranstaltungen, z. B. das berühmte Jazzfestival in Æroskøbing.
Die Vergangenheit spüren
Auf Fünen gibt es über 120 Schlösser und Herrenhäuser, von denen viele heute für Besucher und Gäste zugänglich sind. In einigen davon kann man sogar heiraten.
Das Hauptgebäude der Steensgard Herregårdspension in Millinge stammt z. B. aus dem 13. Jahrhundert. Das Anwesen liegt inmitten eines angelegten Parks.
Dazu gehören auch landwirtschaftliche Betriebe, die einen Teil der Versorgung sicherstellen sowie eigene Waldbestände. Sowohl die rund 20 Zimmer als auch die zahlreichen Räume sind mit original Mobiliar und Porzellan aus unterschiedlichen Jahrhunderten ausgestattet.
Alle Räume vermitteln eher die Ruhe und Geborgenheit eines exklusiven Privathauses und erinnern weniger an ein Hotel. Eine exklusive Küche und höflicher Service verstehen sich hier von selbst.
Doch egal, ob der Tourist Fünen per Fahrrad erkundet, mit einer Jolle durch das Inselmeer schippert oder sich über die wechselvolle Geschichte Dänemarks in einem Schloss oder Museum kundig macht.
Stets geht alles hier ein wenig ruhiger zu als in Deutschland und hat daher auch seinen
besonderen Reiz. Uns ist klar, wir werden wiederkommen …
Fakten über Fünen:
• 447.060 Einwohner
• Fläche: 2.984 km²
• 1.130 km Küste
• 1.175 km ausgeschilderte Fahrradrouten
• 200 km Wanderwege
• 123 Schlösser und Herrensitze
• 13 Golfplätze
Und hier ein paar dänische Vokabeln:
• Is = Eis
• Hvidvin/ Rødvin = Weißwein/ Rotwein
• hyggelig = gemütlich
• Øl = Bier
• Rødgrød med fløde = Rote Grütze mit Sahne
• Slik = Süßigkeit
• Tak = Danke
Dänische Küche zum Nachkochen finden Sie hier.
Text: Marco Theimer
Fotos von oben: Foto 1 + 2 Msrco Theimer / Foto 3 VisitDenmark_Cees-van-Roeden / Foto 4, 5, 6, 7, 8 Marco Theimer / Foto 9 VisitDenmark_Morten Jac / Foto 10 + 11 Marco Theimer / Foto 12 VisitDenmark_Andreas Einbock / Foto 13 + 14 Marco Theimer / Foto 15 VisitDenmark_Bent Naesby / Foto 16, 17, 18 Marco Theimer