Der Nordhollandpad ist wie ein Best-of der niederländischen Landschaft: Wasser, Windmühlen, Deiche, Dünen, Schafe, Bauernpfade, Tulpenfelder, historische Dörfer – 284 Kilometer voller Holland-Feeling, aufgeteilt in 16 Etappen zwischen zehn und 25 Kilometern.
Besonders im Frühling lohnt sich ein Abstecher auf die Etappen 3 und 4. Denn hier verwandelt sich die nordholländische Küstenregion in ein spektakuläres Blütenmeer.
Ich habe schon viele Frühlingsmomente erlebt, aber selten einen so intensiven wie diesen: Rot, Gelb, Pink, Violett – wie von einem Maler kunstvoll arrangiert.
Von Den Helder nach Julianadorp:
Dünen, Deiche und blühende Felder
Wenn Frühling, dann Nordholland. Ich starte in der Marinestadt Den Helder, wo einst Napoleon vier wehrhafte Festungen errichten ließ. Hier startet die dritte Etappe des Nordhollandpads – 16 Kilometer voller Kontraste: Polderlandschaften und Dünentäler, alte Deiche und erste Tulpenfelder.
Eines meiner Highlights liegt gleich am Anfang der Route: der Skulpturenpark De Nollen im gleichnamigen Binnendünengebiet, wo der bekannte Maler und Bildhauer Ruud van de Wint Kunst und Dünen miteinander verwoben hat. Eindrucksvoll, eigenwillig, wunderbar still.

Von den großen Stahlskulpturen geflasht, wandere ich in Gedanken versunken weiter zum Feuchterholungsgebiet Mariëndal, einem Rückzugsort für seltene Vögel, mit niedrigen Dünen, Dünengrasland und Wasserflächen.
Im Naturzentrum De Helderse Vallei gönne ich mir einen Tee – für Wanderer auf dem Nordhollandpad gratis! Wer will, kann hier auch mehr über das Ökosystem lernen.
Und dann: die Helderse Duinen. Weicher Sand, sanfte Hügel, Nordseeluft in der Nase – ich bin angekommen. Und habe das Glück, Löffelreiher beobachten zu können, nur eine der seltenen Vogelarten, die hier heimisch ist. Relaxt staksen sie durchs Wasser, auf der Suche nach Fischen und Fröschen.
Auf meinem weiteren Weg nach Julianadorp laufe ich mitten durchs Epizentrum des niederländischen Tulpenanbaus – ein Anblick, den ich nicht vergessen werde!
In Julianadorp werde ich herzlich empfangen: Das Abendessen bei Yvette und Ron im Effe in’t Dorp ist ein Gedicht, der Name des B&B, in dem ich übernachte, eine Liebeserklärung an das, was kommt: Tulpen en zo.

Von Julianadorp nach Wieringerwaard: zwischen kunterbunten Tulpenfeldern
Am nächsten Morgen wartet Etappe vier. Ich wandere durch das größte Tulpenanbaugebiet der Niederlande – 13 Kilometer pure Farbgewalt. Knalliges Pink, strahlendes Gelb, Violett wie aus der Tube.
Einige Landwirte haben ihre Wege für Wanderer geöffnet, daher verläuft der Nordhollandpad quer durch die Blumenfelder. Wichtig: auf den Wegen bleiben – die Felder sind Arbeitsfläche, keine Selfie-Kulisse. Am Wegesrand erzählen mir Züchter, dass ein Mensch-Virus-Kontakt für die empfindlichen Frühblüher ausgesprochen schädlich ist.

In Oudesluis stoße ich auf die älteste Schleuse Europas – ein schöner, geschichtsträchtiger Moment. Die letzte Strecke führt mich auf einem Grasdeich nach Wieringerwaard: weiße Kirche, alte Mühle, historische Bauernhöfe – alles da.
Und ich habe Glück: Mittwochs gibt’s in der Getreidemühle De Hoop Kaffee, dann ist der Müller bei der Arbeit.
Nachhaltiger Blütenzauber
Was mich am meisten beeindruckt hat? Dass hier nicht nur alles blüht, sondern auch nachhaltig gedacht wird: weniger Pestizide, mehr Artenvielfalt. Projekte wie Fieldlab Bol und klimaneutrale Zuchtbetriebe zeigen: Nordholland kann beides – Tradition und Zukunft.
Und ich? Komme definitiv wieder. Wenn das Licht weich ist, die Tulpen leuchten und die Welt ein bisschen langsamer dreht.

Der Nordhollandpad – ein Fernwanderweg:
→ Für Genusswanderer*innen
→ 16 Etappen
→ Zwischen 10 und 25 km Tageskilometer
→ Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei den meisten Touren gut möglich.
→ Anreise Etappe 3: mit dem Intercity von Amsterdam nach Den Helder; ab Wieringerwaard Busline 416 nach Anna Paulowna oder Schagen, von dort mit dem Intercity Richtung Amsterdam
→ Routenbeschreibungen als Download auf der Website
Fotos von oben: ©Shanine-Roosingh / ©Ilse-Kootkar / ©Citymarketing Den-Helder_Bertil-van-Beek / ©Marjan-Gielen / ©Marjan-Gielen
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