Der Herbst und kommende Winter ist die Zeit für faszinierende Geschichten. Romane, die uns fesseln oder ans Herz rühren. Lassen Sie sich verzaubern von unseren Buchvorschlägen.
Die bewegende Fortsetzung von „Arminuta“
Ein Familienroman von großer Wärme ist Donatella Di Pietrantonio mit diesem Buch gelungen. Sie erzählt die Geschichte von „Arminuta“ weiter, spannend und mit literarischer Kraft. Von Geschwisterliebe und einem Italien, wie man es selten zu sehen bekommt.
Das Leben der beiden Schwestern könnte unterschiedlicher nicht sein. Adriana lebt prekär in Borgo Sud, dem heruntergekommenen Hafenviertel von Pescara. Ihre Schwester lehrt an der Universität in Grenoble. Eines Tages erhält sie einen Anruf, dass Adriana, die Jüngere, nach einem Sturz vom Balkon lebensgefährlich verletzt auf der Intensivstation liegt. Der Anruf löst eine Flut von Erinnerungen aus: an die Nacht, in der Adriana mit einem Baby auf dem Arm vor ihrer Tür stand. Und an deren Liebe zum jungen Fischer Rafael, für den sie die Schule geschwänzt hat. Den sie verteidigt, egal in welche Schwierigkeiten er verwickelt ist. An die eigene Verlobung mit Piero und das damaige Festessen. An ihre gescheiterte Ehe, weil Piero Männer liebt. Und im Hafenviertel Borgo Sud scheinen alle zu wissen, was wirklich hinter Adrianas Unfall steckt. Nur ihrer Schwester sagen sie es nicht.
Donatella Di Pietrantonio: Borgo Sud. Verlag Antje Kunstmann, 224 Seiten, 20,- €
Große Dinge starten oft ganz klein
In ihrem ebenso witzigen wie klugen Roman „Was Schildkröten im Schilde führen“ erzählt Maria Keim humorvoll und zugleich berührend von Freundschaft und Familie, von Verlust und Neuanfang – und von einer umweltaktivistischen Schildkröte.
Eben mal die Welt retten? Dafür hat Marlin eigentlich gar keine Zeit. Schließlich steht sie kurz vor dem Abitur, muss neben der Schule den Haushalt schmeißen und sorgt sich um ihre schusselige Oma und ihren überarbeiteten Vater. Doch ihre Prioritäten ändern sich, als sie vor dem Kölner Dom auf eine Schildkröte trifft.
Ein kleines Reptil mit großer Klappe und noch größeren Plänen. Diese will den Klimawandel umkehren, die Umweltverschmutzung aufhalten und den Menschen, der all das verursacht, endlich aufrütteln. Und mit Marlin fängt sie an. Denn wenn es darum geht, die Welt zu retten, ist „Vielleicht morgen“ einfach nicht genug!
Maria Keim: Was Schildkröten im Schilde führen. Piper Verlag, 240 Seiten, 14,- €
Die Gewalt der Kreuzzüge des Mittelalters
Ein akribisch recherchiertes Buch für Mittelalter-Fans. Im Jahr 1189 wird die Welt vom großen Religionskrieg zwischen Abendland und Orient erschüttert. In der Hoffnung, von einer schweren Sünde losgesprochen zu werden, schließt sich die Handwerkertochter Aveline dem dritten Kreuzzug an. Als Bogenschütze Avery bleibt sie vorerst unerkannt im Heer Barbarossas. Bei Akkon wird sie verletzt und muss sich dem Wundarzt Étienne anvertrauen. Auch er trägt eine schwere Bürde und kämpft um Gerechtigkeit.
In den Wirren um Intrigen wachsen beide über sich hinaus – doch ihre Liebe zueinander wird im großen Kampf um das Heilige Land auf eine schwere Probe gestellt …
Juliane Stadler: Krone des Himmels. Piper Verlag, 704 Seiten, 24,- €
2 Leben, 2 Wahrheiten und ein Verbrechen
Ein meisterhaft komponierter, atmosphärischer und fesselnder Roman, der uns in zwei faszinierende Städte entführt, mit denen der Autor selbst eng verbunden ist: Rom und Istanbul.
In ihrer Wohnung in Testaccio, einem angesagten Viertel in Rom, werden Sergio und Giovanna vor einem sonntäglichen Mittagessen mit ihren engsten Freuden von einer eleganten alten Dame überrascht. Sie stellt sich als Elsa Corti vor und erzählt, sie hätte vor vielen Jahre in dieser Wohnung gelebt und würde sie gern noch einmal sehen. Der geheimnisvolle Gast bleibt zum Essen, und Elsa beginnt, ihre Geschichte zu erzählen: Elsa und Adele werden in Rom die schönen Schwestern genannt. Sie haben einander und leben nur füreinander. Als Elsa und ihre Schwester sich in denselben Mann verlieben, entspinnt sich eine dramatische Dreiecksbeziehung. An deren tragischem Ende verlässt Elsa ihre Heimat Italien fluchtartig und baut sich ein neues Leben im magischen Istanbul auf. Die Briefe, die sie der Schwester schreibt, bleiben ein Leben lang unbeantwortet. Diese letzte Reise zurück nach Rom hat Elsa in der Hoffnung angetreten, sich mit ihrer Schwester zu versöhnen. Doch womöglich ist es zu spät.
Ferzan Özpetek hat sich bei uns mit seinen Film-Erfolgen “Hamam” oder “Männer al dente” längst einen Namen gemacht. Nun legt dieser begnadete Geschichtenerzähler einen Roman vor, der es in Italien gleich auf Platz 1 der Bestsellerliste schaffte.
Ferzan Özpetek: Wie ein Atemzug. Piper Verlag, 256 Seiten, 20,- €
Dramatisch, farbenfroh und voller Eleganz
Die junge Esty darf 1928 im Schuppen ihres Onkels beim Mischen von Salben helfen. Sie experimentiert mit Düften und Ölen und kreiert ihre eigene Creme, die sie am Strand von Long Island an einem Klapptisch verkauft. Es wird ihr erster Erfolg. Esty nennt sich fortan Estée, zieht von Queens nach Manhattan und ergattert schließlich einen der begehrten Stände im Edelkaufhaus Saks. Mit originellen Ideen und unendlich viel Arbeit erobert das Mädchen aus Queens New York im Sturm. Aber der Erfolg hat einen hohen Preis.
Estée Lauder war ein Marketing-Genie und ihrer Zeit voraus: Sie verteilte kostenlose Proben ihrer Produkte in Schönheitssalons, Hotellobbys oder in der U-Bahn. Doch ihre Ehe zerbrach an der vielen Arbeit. Nach einer Scheidung versöhnte das Paar sich jedoch wieder, heiratete 1942 ein zweites Mal, und Estée und ihr Mann starteten als Lebens- und Geschäftspartner durch. Das Time-Magazine kürte Estée Lauder zu den 20 größten Geschäftsgenies des 20. Jahrhunderts.
Laura Baldini: Ein Traum von Schönheit. Piper Verlag, 400 Seiten, Taschenbuch, 12,99 €
80 Jahre Leben mit allen Höhen und Tiefen
In „Hintertristerweiher“ erzählt Spiegel-Bestsellerautorin Nicola Förg auf zwei Zeitebenen eine Geschichte über das Ungesagte zwischen der Kriegsgeneration und den Nachgeborenen, über Heimat und Heimatlosigkeit, Seelenorte und Seelenverwandte.
Aurelie, eine französischstämmige Lehrerin aus München, wird von ihrer Tante Isabelle als Erbin eingesetzt. Diese ist verstörenderweise zur Freitodbegleitung in die Schweiz gereist und das Erbe ist nicht ohne: Eine preisgekrönte Ferienhausanlage in La Tranche sur Mer, ein Haus in Les Sables, Privatvermögen und ein Bauernhof Mit einem Tiergnadenhof und einer Seegaststätte in Hintertristerweiher. Dafür muss sie aber ein Jahr den Hof führen und das Gasthaus, und darf nicht scheitern … sonst erbt jemand anderer. Allerdings weiß sie nicht, wer dies ist. Zuerst will sie das Erbe ablehnen, nimmt dann doch an, und ein Berg von Schwierigkeiten kommt auf sie zu.
Nicola Förg: Hintertristerweiher. Piper Verlag, 398 Seiten, 15,- €