Die Elsässer Küche ist legendär, genau wie die Weine, die ihr Vitalität und Geist verleihen. Wir waren im Elsass zwischen Rhein und Vogesen, an der Grenze von Deutschland und der Schweiz, zu Weinbergen und kulinarischen Treffpunkten unterwegs und fanden ein Mekka für Feinschmecker.
Die Eindrücke einer Reise ins Elsass wirken fast klischeehaft: urige kleine Ortschaften mit jahrhundertealten Fachwerkhäusern und Storchennestern auf den Dächern, einladende Weinlandschaften, Trachtenfeste und gemütliche Weinstuben.
Das Elsass ist aber auch eine moderne Region, die selbstbewusst in die Zukunft blickt. Mit seiner Landeshauptstadt Straßburg ist es Sitz des EU-Parlaments und so zu einer bedeutenden Region in Europa geworden.
Zu Tisch im Elsass
Die Rundreise beginnt in Colmar. Zentral zwischen Straßburg und Mulhouse-Basel sowie zwischen Rhein und Vogesen an der Weinstraße gelegen, bildet Colmar die perfekte Synthese des Elsass.
Die Hauptstadt des elsässischen Weins zählt, was Genuss, Kunst und Geschichte betrifft, zu den Höhepunkten jeder Elsass-Reise.
Colmar verdankt seine Bekanntheit seinem historischen Kern, dem von der Lauch durchflossenen Quartier de la Petite Venise, auch als kleines Venedig bekannt, und dem berühmten Museum Unterlinden, das den Isenheimer Altar von Mathias Grünewald ausstellt. Bunt bemalte und bewundernswert gut erhaltene Fachwerkhäuser prägen das Bild.
Erste Station ist das Grand Hôtel Bristol, direkt am schönen Bahnhof gelegen, der die Anreise mit der Bahn zu einem Muss macht. Das Gebäude ist liebevoll restauriert, und mit Geschmack eingerichtet.
Im Haus befindet sich die elsässische Weinstube „l’Auberge“ und das Sternerestaurant „Rendez-vous de Chasse“. Wir haben beides besucht und geschlemmt…
Heimat der Gourmets
Nur einige Kilometer südlich von Colmar liegt Illhäusern, das elsässische Mekka der Feinschmecker. In der „Auberge de l’Ill“, einem bekannten Gourmet-Tempel Frankreichs, verwöhnt seit Jahrzehnten die Familie Haeberlin ihre Gäste mit ganz besonderen Köstlichkeiten. Heute führt Marc Haeberlin die Geschäfte des Hauses.
Er wurde ausgezeichnet mit dem Eckart Witzigmann-Preis und betreibt das Drei-Sterne Restaurant seit Jahren auf höchstem Niveau. Marc und sein Vater Paul Haeberlin stehen für eine Kochdynastie. Seit 40 Jahren erhält die Familie ununterbrochen drei Michelin-Sterne.
1878 fing in der Dorfschenke „Zum Grünen Baum“ direkt am Fluss Ill alles an. Im 2. Weltkrieg wurde die Ill-Brücke zerstört, die Schenke war nur noch eine Ruine. 1950 eröffneten die Haeberlins ihre Auberge.
Jedes Jahr pilgern Feinschmecker, Prinzen, Könige, Minister und Industriebosse in das kleine Straßendorf, um hier zu essen. In der dritten Generation führt Marc Haeberlin nun die Küche. Die Speisekarte bietet Spezialitäten von ihm und Vater Paul, die bereits heute zum französischen Kochkulturerbe gehören. Gut zwei Dutzend Köche aus Deutschland wurden bei den Haeberlins ausgebildet oder perfektionierten ihre Kochkunst.
Landgasthöfe, also Gasthäuser die zu einem Landwirtschaftsbetrieb gehören, gibt es vor allem in den Vogesen. Ihr Entstehen geht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als bäuerliche Stuben ihre Türen für Wanderer öffneten, um sie mit eigenen Produkten zu bewirten.
Gastlichkeit und die Authentizität der Produkte sichern den anhaltenden Erfolg. Die wahre Elsässer Küche ist, so die Erfahrung der Rundreise, je einfacher, desto besser und begeistert auch verwöhnte Gaumen.
Carpe Frite z. B. sind kleine, im Bierteig gebackene Karpfenstückchen, dazu eine selbstgemachte Mayonnaise und grüner Salat.
Oder Baeckeoffa, ein Gericht aus verschiedenen Fleischsorten, die mit Lauch, Kartoffeln und Zwiebeln in Weißwein gegart werden.
Idealer Ausgangspunkt, um die Elsässer Küche entlang der Weinstraße kennen zu lernen, ist der kleine Winzerort Bergheim am Fuß der Vogesen.
Das Dorf entzückt mit blumengeschmückten Fachwerkhäusern und einer Stadtmauer mit Toren aus dem 14. Jahrhundert.
Im Restaurant und Hotel „La Cave du Bailli“ serviert man elsässische Spezialitäten. Der Winzerkeller aus dem 16. Jahrhundert lädt zur Verkostung von Elsässer Weinen und Grands Crus aus dem eigenen Weingut ein.
Auch im Hotel „A la Ville de Lyon“ in Rouffach, dem Winzerstädtchen im Ober-Elsass mit sehenswertem Marktplatz und Renaissance-Bauten, ist kulinarischer Genuss garantiert, denn Philippe Bohrer, ehemals Koch in Diensten des französischen Staatspräsidenten und Schüler von Paul Bocuse, sowie die Brasserie Chez Julien genießen einen ausgezeichneten Ruf.
Reisen
Dank dem TGV Est Européen verkürzen sich Bahnreisen zwischen französischen und deutschen Metropolen um durchschnittlich zwei Stunden. Von den Anschlussmöglichkeiten profitieren auch die deutschen Nachbarregionen, die im Einzugsgebiet von Straßburg, Colmar und Mulhouse liegen. Die Anreise per Bahn ist dadurch bequemer und schneller.
Für die Rundreise vor Ort kann man auch auf einen PKW umsteigen, wir taten es und fuhren einen kleinen Peugeot.
In Teil 2 unseres Reiseberichtes über das Elsass berichten wir in den nächsten Tagen über köstlichen Wein, Foie Gras und mehr. Lassen Sie sich überraschen…
Spitzenküche zum Nachkochen finden Sie in unserer Rezeptrubrik.
Text: Dr. Michael Polster
Fotos: Dr. Michael Polster / L´équipe du Comité Régional du Tourisme Alsace