Tirol: Restaurant Tipp! Seit zwölf Jahren steht das Restaurant Forellenranch hinten am Pillersee in Tirol – dort, wo sich Bär und Goldschakal Gute Nacht sagen. Seit diesem Jahr ist es aber ein Fischotter, der Alex Massinger den Schlaf raubt. Zum Glück frisst er nur im Schaubecken, sodass gegrillte Forelle nach wie vor auf den Tellern landet.
Ein kleiner Junge in Gummistiefeln rennt aufgeregt auf dem Weg zwischen den Teichen. Er schwenkt einen Eimer. Darin bewegt sich ein silbriger Fisch. „Selbst geangelt“, brüllt er auf der Suche nach Bewunderern.
Forellen und Saibling aus eigener Fischaufzucht
Die Zuchtbecken, aber vor allem die große Forelle auf dem Hausdach des Restaurants zeigt an, was Gäste hier bei Alex Massinger erwartet.
Hier schwimmt das Mittagessen in Sichtweite. 200 Fische landen täglich auf den Tellern von Touristen, Ausflüglern und Einheimischen. Es gibt im Ganzen gegrillte Mandelforelle oder Knoblauchforelle, Forelle „Müllerin“ oder Filetstücke – große Portionen mit üppig Beilagen. Geöffnet ist die Küche von Mittwoch bis Sonntag durchgehend bis 19.30 Uhr. An einem Durchschnittstag bei schönem Wetter verlassen die Küche leicht 400 Portionen.
Auf der Karte finden sich ebenso Klassiker wie Wiener Schnitzel, Cordon Bleu oder Käsespätzle und Ofenkartoffel. Das Rindfleisch für den Suppentopf und die Burger kommt zu 100 % aus dem Pillerseetal, die Schweine aus Oberösterreich.Seit drei Jahren gibt es nur noch Fisch aus eigener Aufzucht. Früher standen auch Zander, Garnelen und Seafood auf der Karte. „ Da gab es schon Nachfragen, aber uns war es wichtig, das umzustellen“, betont der Gastronom. Die Preise der Gerichte haben sich deshalb nicht erhöht. Überhaupt hat sein Lokal ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Gegrillte Fisch-Spezialitäten in Tirol:
Restaurant Forellenranch
Publikumsrenner sind die Forellen vom Grill und die Forellenfiletstücke Rancher Art. Neben 90 % Forellen sind in den kleineren Becken auch Saiblinge und Lachse. Frischfisch und Räucherfisch verkaufen die Massingers auch, geräuchert wird jeden zweiten Tag in einer Räucherkammer.
Die Leute können aber auch selber angeln – ganz ohne Angelschein. „Zu Mitnehmen, oder sie lassen sich ihre Ausbeute bei mir braten“, meint Massinger, während er auf die Fische in einem Becken hinter der Küche zeigt.
Während der Nebensaison sind seine Gäste zu 70 % Einheimische. „Wenn die Leute rausgehen und sagen, Alex, das war saugut, wir kommen wieder“, erklärt er, was ihn zufriedenstellt. „ Und dazu brauche ich mein Personal, das ist das allerwichtigste.“
Leider findet er kaum noch Leute, die bereit sind, am Wochenende zu arbeiten. Trotz guter Kontakte zur Tourismusschule in St. Johann mangelt es auch an Praktikanten und Lehrlingen.
Die Sandkastenfreunde vom Pillersee in Tirol
Mit an Board ist neben seiner Frau Sonja Massinger aber sein Busenfreund Robert Würtl. Die beiden kennen sich schon aus dem Sandkasten. „Ich mag eigentlich gar keinen Fisch, lieber Fleisch“, grinst Würtl. Aber Braten und Kochen tut er die Forellen gern. Mit seinen Rezepten für eingelegte Süßwasserfisch hat er es vor ein paar Jahren sogar in ein Kochbuch geschafft.
Ihre Leidenschaft für Baustellen hat die beiden auch in ihrem Erwachsenenleben nicht losgelassen. Während der eine Elektriker lernte, schlug der andere nach einer Kochlehre eine Laufbahn am Bau ein.
Bei Alex Massinger reifte in der Zwischenzeit ein Plan. Ein großer Plan. Dazu brauchte er seinen Freund – hinter der Betonmaschine und am Herd. Der Plan ging nämlich so. Wenn schon Seerestaurant am Pillersee, dann mit eigener Fischzucht.
2011 wurde das Restaurant samt weitläufiger Aussichtsterrasse, sechs Zuchtbecken, Schauteich und gesetzlich vorgeschriebener Entwässerungs- und Absetzbecken auf der grünen Wiese gebaut.
Familientradition bei den Massingers am Tiroler Pillersee
Platz war kein Problem. Seiner Familie gehören entlang des Seeufers, an Feldern und angrenzendem Wald fast 100 Hektar. Bei dem elterlichen Imbiss am Seeufer half Alex Massinger schon als Bub gern mit.
„Der Steckerlfisch war das Grundübel. Weil ich den selbst so gerne mag und der nur noch selten zu finden ist“, spezifiziert er, wie eins zum anderen kam. „Wenn ich Zeit habe, gibt es Steckerlfisch. Grillmeister bin ich. Da ich mir so schwer tue mit der Personalsuche, leider nur am Freitag“, erklärt der gelernte Fischereifacharbeiter. Diesen zweiten Beruf hat er erlernt, als das Projekt konkretere Formen annahm.
Außergewöhnliches in Tirol: Restaurant Forellenranch
Dass der Plan aufging, zeigten nicht zuletzt die vielen Busreisen, die extra kamen, um sich die über 1.000 Fische, darunter zahlreiche Forellenarten, aber auchAmor-, Schuppen-, Spiegelkarpfen und sogar 15 Kois schwammen, anzuschauen. Der ist jetzt gesperrt. Statt Unterwasser-Führung erklärt Massinger jetzt das Problem mit dem tierischen Räuber und zeigt die Anlage oben.
„Sie sind alle weg – bis auf 50 Fische“, bedauert er. Einstweilen traut er sich auch nicht, wieder neue Fische anzuschaffen.
„Viele haben zu mir gesagt, stell eine Lebendfalle auf. Aber was soll ich dann mit dem Viech machen? Soll ich ihn nach Waidring oder nach Fieberbrunn fahren?“, schüttelt er angesichts des Schadens von um die 12.000 Euro erstaunlich gelassen, den Kopf. Denn er sieht es so:
„Jedes Tier hat seine Berechtigung, das muss ich auch ganz ehrlich sagen.“ Dass es der unter Naturschutz stehende Fischotter war, weiß er durch seine Videoüberwachung. „Wir haben mit der Wildkamera Nachtaufnahmen gemacht von Goldschakale über Wölfe bis Bären. Eigentlich fast jedes Tier, die kommen alle. Fressen tut aber nur der Fischotter. Ich habe ihn schon zweimal auf der Nachtkamera gesehen.“, erklärt er und zeigt auf ein Abflussrohr, durch das er im Schaubecken ein- und ausgeht.
Selber Angeln am Fischteich vom Restaurant Forellenranch
Die Aufzuchtbecken schützt glücklicherweise ein Zaun. Das geht beim Anglerteich zwar nicht, aber diesen Teich hat der Räuber offenbar nicht leer gefressen. Das zeigt auch das Strahlen des glücklichen Anglers: Zufrieden packt der kleine Junge seine Mama am Arm. Die hat gerade seinen Fisch zum Kilopreis von 13 Euro erstanden.
Urlaub in Tirol: Restaurant und Hotel Tipps für die Alpenregion finden sich jede Menge in unserem Archiv. Hier geht es etwa mit Spitzenköchen auf Almhütten.
Text und Fotos: Verena Wagner