Sind Sie schon einmal mit einem nagelneuen Flugzeug gestartet – praktisch frisch aus der Fertigung, auf Jungfernflug? Condor macht es momentan möglich, mit dem Airbus A 330 neo.
Was Ikarus roch, wissen wir nicht. Bei Orville Wright muss die Luft salzig gewesen sein, als er an einem Strand in North Carolina mit einem 37-Meter-Hopser die motorisierte Luftfahrt einläutete und dabei – ohne Kabine – am 17. Dezember 1903 ganze zwölf Sekunden flog. Sein Eigenbau mit dem Namen „Flyer I” ging in die Luftfahrtgeschichte ein.
Am Gate B 43 am Frankfurter Flughafen denkt 111 Jahre später kein Mensch an Luftfahrtgeschichte. Die Wartenden sind gut gelaunt, träumen von Sonne, Strand und Palmen.
Der „Condor“-Flug DE 2314 wird sie in knapp zwölf Stunden auch genau dorthin bringen: Es geht nämlich nach Mauritius.
Das Fluggerät ist ein Airbus A 330 neo, fröhlich im blau-weißen Ringel-Design lackiert.
Genauso fröhlich geht es durch den Finger in die Maschine, wo einem allerdings ein merkwürdiger Geruch entgegenströmt.
Aber nach was riecht es? Am Fußboden kein Fleck, die Tischchen blitzeblank, nirgends ein Kratzer, alles funktioniert.
Die Leute schauen das Flugzeug mit Argusaugen an, um den Geruch irgendwoher zu identifizieren, bis auf einmal ein Mann sagt: „Der Flieger riecht ja wie ein Neuwagen …“
Momentan jüngste Langstreckenflotte der Welt
Das ist es! Dieser A 330 neo ist nagelneu!
Sowohl Kapitän als auch Purser weisen bei ihren ersten Ansagen durchs Mikrofon auch darauf hin: Es ist der erste Flug mit Passagieren.
„Das macht jede Kollegin und jeder Kollege auf seine eigene Art“, sagt „Condors“ A330neo-Flottenchef Murat Karaca. „Und so häufig wie bei ‚Condor‘ hat man eigentlich nicht die Möglichkeit, mal in ein komplett neues Flugzeug zu steigen. Ein so umfassender Flottenwechsel in der Branche ist schon etwas Besonderes“.
Tatsächlich wurden und werden bis Ende des Jahres 18 von insgesamt 21 werksneuen A 330neo eingeflottet, was im Endeffekt kurzzeitig die jüngste Langstreckenflotte der Welt bedeutet.
Natürlich wurde jede einzelne dieser Maschinen im Herstellungsort Toulouse auf Herz und Nieren getestet, unzählige Testflüge geflogen, bis Murat Karaca oder ein Kollege eine Maschine in den Heimatflughafen Frankfurt überführt und kurz darauf der Jungfernflug mit Passagieren stattfindet.
Nur leider gibt es keinen Plan, wann die nächste nagelneue A 330 neo wieder an den Start geht.
Text: Jochen Müssig
Foto: ©Jochen Müssig