Vor nunmehr 100 Jahren wurde in den USA das Patent für den so genannten Rahmeislutscher vergeben: Vanilleeiscrème am Holzstiel mit Schokoglasur. Dies war die Geburtsstunde des Eis am Stiel.
Der geniale Erfinder der genussvollen Eiskreation war ein Süßwarenhändler aus dem Bundesstaat Ohio namens Harry B. Burt senior.
Aus seiner langjährigen Erfahrung als Hersteller von Lutschern aller Art wusste er bereits, wie man süße, klebrige Sachen an den Stiel bekommt. Daraus erwuchs auch seine Idee für das Eis am Stiel, die er 1923 präsentierte.
Schon ein Jahr später kam die Erfindung über den großen Teich nach Deutschland und ist seitdem auch hierzulande in aller Munde.
Rasante Entwicklung
Zu Zeiten von Harry B. Burt wurde das Eis in cremigem Zustand in mühevoller Handarbeit in Formen gegeben und mit einem Stiel versehen. Nach dem Gefrieren der Eismasse ließ sich das Eis am Stiel dann einfach an dem Holzstäbchen festhalten und genießen.
Eine bahnbrechende Erfindung, brauchte man sonst doch immer Löffel und Schälchen, um die kühle Köstlichkeit verzehren zu können. Im Laufe der Zeit wurden die Produktionsanlagen für Speiseeis stetig weiterentwickelt.
In den Anfängen der deutschen Speiseeisproduktion – Mitte bis Ende der Zwanziger Jahre – konnten 25 Mitarbeiter ca. 8.000 Eis am Stiel pro Tag herstellen. Jedes musste von Hand aus der Form genommen und verpackt werden.
Der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen an Speiseeis lag damals durchschnittlich bei 2,4 l pro Jahr.
Gut 20 Jahre später bedeutete die Erfindung des so genannten Rundgefrierers den großen Durchbruch für die industrielle Speiseeisproduktion. Die Tagesproduktionsmenge von 8.000 Stück aus den Zwanziger Jahren konnte mit dieser Maschine schon in einer Stunde hergestellt werden.
Heute sind es je nach Produkt und Maschinengröße zwischen 18.000 und 30.000 Eis am Stiel pro Stunde. Die Verpackungsabläufe sind inzwischen vollautomatisiert. Ständige Kontrollen während der Produktion sorgen für ein einwandfreies Genusserlebnis.
Kein Wunder also, dass jeder Bundesbürger heute durchschnittlich 8,1 l Speiseeis pro Jahr schleckt.
Das Geheimnis des Stiels
Bei der industriellen Speiseeisproduktion wird zuerst ein so genannter Eismix hergestellt. Die cremige Masse ist bei einer Temperatur zwischen -4°C und -8°C noch gut formbar.
Für die Herstellung eines klassischen Vanilleeises mit Schokoüberzug am Stiel wird der Eismix durch ein Rohr mit ovaler Öffnung gedrückt – den so genannten Extruder. Dieser ist über einem Laufband angebracht, auf das die für ein Eis am Stiel benötigte Menge des Eismix nach dem Schneiden herab fällt.
Aus einer weiteren vor dem Laufband positionierten Maschine wird in dem Moment des Abtrennens einer Eisportion ein Holzstiel in die Eismasse geschossen.
Direkt nach Einschießen des Stiels durchtrennt ein dünner Draht die Eismasse und ein fast fertiges Eis am Stiel landet auf dem Laufband. Auf diesem werden die Stieleise in den Kältetunnel befördert. Bei -40°C erhalten sie hier den richtigen Festigkeitsgrad.
Erst nach dem Durchlaufen des Kältetunnels erhält das Eis am Stiel seinen Schokoüberzug. Die auf dem Band liegenden Stieleise werden von Greifarmen angehoben und hängend in Wannen mit weißer, heller und dunkler Schokolade mit oder ohne Mandeln getaucht.
Da das Eis noch sehr kalt ist, härtet die Schokolade innerhalb weniger Sekunden aus. Dann geht es direkt weiter zur letzten Produktionsstufe – dem Verpacken.
Zeitloser Klassiker
Auch nach 100 Jahren ist die “Vanilleeis-mit-Schokoüberzug-Variante” die beliebteste Stieleis-Form von allen. Dies liegt nicht zuletzt an den klassischen Grundzutaten wie Milch und Milchprodukten mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen sowie Vanille, Zucker, Kakao & Co.
Immerhin werden in Deutschland pro Jahr über eine Milliarde Eis am Stiel geschleckt. Damit ist es der absolute Liebling der Deutschen Eisfans.
Text: G&R Redaktion
Fotos: E.I.S. Eis Info Service / G&R Redaktionsarchiv